Steine der Macht 2 - Die Zeitkorridore im Untersberg
euch auf den Boden!« Das war einer von Kammlers Leuten, der da rief.
Wolf riss Linda mit sich und ließ sich mit ihr auf den Waldboden fallen. Im selben Moment blitzte vor ihnen der Schein einer starken Lampe auf, welcher nun direkt auf die Verfolger gerichtet war. Unmittelbar danach folgte auch schon das Rattern von zwei Maschinenpistolen. Sie hörten noch das kurze Aufschreien der Räuber, das aber sogleich wieder verstummte. Linda schmiegte sich fest an Wolf, der halb auf ihr lag, und küsste ihn leidenschaftlich.
»Wie bei James Bond, wenn alles vorbei ist, dann ist Zeit für Zärtlichkeit«, grinste Wolf, »wir sollten öfters solche Abenteuer haben, denn sonst tust du das nie!«
Linda wusste selber nicht, weshalb sie Wolf geküsst hatte, vermutlich stand sie unter Schock, aus dem sie aber rasch gerissen wurde, als einer der SS-Männer rief: »Das war wirklich in der letzten Sekunde. Wenn Sie Ihre Leuchtraketen nicht dabeigehabt hätten, wäre das schlimm für Sie ausgegangen.« Linda kroch mit einiger Mühe unter Wolf hervor und stand auf.
Es war nicht mehr weit zum Eingang in den Zeitkorridor. Hinter der Türe im Gang wartete bereits der General. »Ich habe Ihnen schon beim letzten Treffen gesagt, dass ein Ausflug in diese Zeit wirklich gefährlich ist. Ich hoffe, Ihr Durst nach Abenteuern in der Vergangenheit ist vorerst gestillt.«
»Ich möchte mich bedanken, dass Sie uns das ermöglicht haben, obwohl es letzten Endes wirklich ein Risiko war.« Wolf gab dem General die Hand.
Linda fragte: »Darf ich einmal so eine Maschinenpistole halten?« Auf ein Nicken des Generals nahm Obersturmbannführer Weber einem der beiden SS-Männer die Waffe ab und gab sie Linda in die Hand.
»Die ist schwer, die hat ja fünf Kilo!«, war die zart gebaute Linda überrascht. »Und die sieht auch noch ganz neu aus.«
»Sie haben recht, mit leerem Magazin, so wie jetzt, wiegt sie etwas über vier Kilogramm. Ja, und die ist auch ganz neu, aber vergessen Sie nicht, die hat Ihnen beiden heute das Leben gerettet. Sie können die Maschinenpistole als Andenken behalten. Wir haben genügend davon in der Station.«
Linda bedankte sich und gab Wolf die MP. »Tragen musst du sie, komm, ich gebe sie in deinen Jutesack.« Der General drängte auf ein rasches Weitergehen.
»So und nun schnell wieder auf die andere Seite des Ganges, sonst werden Sie noch als vermisst gemeldet.«
Als sie wieder aus der Station herausgekommen waren und ihnen unten an der Strasse die Augenbinden abgenommen wurden, blendete sie der helle Sonnenschein und der Schnee. Die Turmuhr an der Kirche zeigte elf Uhr vormittags, als Linda und Wolf wieder im Jahr 2008 ankamen. Es waren tatsächlich viereinhalb Tage vergangen, welche sie für diesen Tagesausflug ins Jahr 1779 gebraucht hatten. Rasch liefen sie zu Wolfs Wagen, um nicht unnötig in ihrer Mönchskleidung aufzufallen.
Als sie bei Lindas Haus in die Einfahrt bogen, stand der Nachbar direkt hinter dem Zaun und grüßte zu den beiden herüber. Der Mann wirkte sehr verwundert, als er Wolf und Linda mit ihren Mönchskutten aus dem Wagen steigen sah.
»Wir kommen von einer Probe für einen Faschingsball«, meinte Wolf zu dem verdutzten Mann. »Dort haben wir auch gerade Mozart besucht und sind mit einem Weinfuhrmann zum Untersberg gefahren.«
Der Nachbar lachte: »Und dann seid ihr wahrscheinlich auch zu den Zwergen in den Berg hineingegangen?«
»Nicht ganz, aber so ähnlich«, entgegnete Linda lachend und klopfte auf den Sack mit der Maschinenpistole, welchen Wolf auf dem Rücken trug.
Im Esszimmer, im ersten Stock von Lindas Haus, nahm Wolf die nagelneue Waffe aus dem Sack und legte sie auf den Tisch. »Pass auf, dass die Tischplatte nicht zerkratzt wird«, warnte ihn Linda und hob die MP nochmals auf.
Sie spannte den Abzug, zielte auf das Fenster und drückte ab. Mit einem satten Abschlagsgeräusch schoss der Verschluss nach vorne.
»Das, was du eben getan hast, könnte ins Auge gehen, so etwas sollte man nie machen!«
Linda schaute erschrocken drein: »Der General hat doch gesagt, dass das Magazin leer ist.«
»Man muss sich immer selbst davon überzeugen, ob eine Waffe geladen ist. Der General hat schon recht gehabt, das Magazin ist zwar leer, aber eine Patrone war bereits im Lauf. Gut, dass ich diese letzte Patrone vorher aus der Maschinenpistole genommen habe«, sagte Wolf und hielt das Geschoss zwischen den Fingern, »sonst würdest du jetzt ein neues Fenster brauchen und deine Nachbarn
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