Steine der Macht - Band 4
Hemdtasche gesteckt.
Nachdem er das Suchgerät und das Werkzeug im Kofferraum verstaut hatte, meinte er: „Komm einmal mit deiner Wasserflasche zu mir herüber. Ich möchte den Inhalt des Beutels abwaschen.“
„Das ist doch verdünnter Apfelsaft und kein Wasser, falls du es noch nicht bemerkt haben solltest!“, widersprach die Lehrerin kopfschüttelnd.
„Das ist mir jetzt egal, ich möchte ja nur sehen, was das ist“, sagte Wolf. Er schüttete den Saft über die kleinen metallenen Teile im Lederbeutel und rieb den Schmutz der Jahrhunderte etwas ab. Bei einem der Stücke durfte es sich um einen Ring handeln, dann war noch eine Kette mit einem vier Zentimeter großen Kreuz und ein Anhänger im Durchmesser von ebenfalls vier Zentimetern darin. Die Farbe der Metallteile war Dunkelbraun und Wolf stellte fest: „Das wird wahrscheinlich Kupfer oder Bronze sein. Genau kann ich dir das aber erst zu Hause sagen, wenn ich die Sachen richtig geputzt habe.“ An dem Kreuz und auch an dem Anhänger konnte man jetzt bereits sehen, dass sich darauf Glas oder Edelsteine befinden mussten. Auf eine Einkehr beim Wirt vor der Wallfahrtskirche am Ettenberg musste Linda verzichten, denn Wolf war geradezu besessen davon, die soeben gefundenen Stücke zu reinigen und genau zu untersuchen. Und das konnte er nur bei sich zu Hause tun. „Wir können ja später am Abend noch zum Essen gehen“, entschuldigte er sich mit einem treuherzigen Blick bei Linda und wendete den Wagen auf der schmalen Straße vor den Ruinen.
Daheim angekommen, schaltete er sofort das Ultraschall Reinigungsgerät ein, füllte es mit Reinigungsmittel und legte seine Fundstücke hinein. Während der Apparat surrte, meinte er zu Linda: „Jetzt werden wir gleich sehen, woraus die Sachen bestehen.“ Kaum hatte sich das Ultraschallgerät abgeschaltet und der grobe Schmutz war vom Ring heruntergefallen, da konnte man sehen, dass ein schwarzer Stein mit einem daraufliegenden Templerkreuz den Ring zierte. Mit der Filz Polierscheibe und feinen Stiften putzte Wolf vorsichtig den auf den Seiten durchbrochen gearbeiteten Ring. Dieser schien gegossen worden zu sein und war aus Gelbgold hergestellt. Das Kreuz auf der Vorderseite musste hingegen Weißgold sein, was die Untersuchung mit dem Goldtester auch bestätigte. Die schwarze Steinplatte war eindeutig Onyx. Wolf legte den Ring für einige Minuten in ein Goldreinigungsbad und widmete sich anschließend den anderen Stücken aus dem Lederbeutel. Das Kreuz war aus Silber gemacht und hatte sechs rote und grüne Steine eingearbeitet, welche sich jedoch als einfaches Glas herausstellten. Auch der runde Anhänger, auf dem undeutlich eine christliche Szene wahrgenommen werden konnte, besaß vier Glassteine auf der Vorderseite. Die etwa sechzig Zentimeter lange Kette bestand aus ziemlich schweren Gliedern verschiedener Art und war aus Silber gefertigt. „Die Kette werde ich mit einer speziellen Flüssigkeit putzen“, sagte Wolf und legte sie in eine Schale. Er nahm den Goldring aus dem Reinigungsbad, spülte ihn mit Wasser ab und gab ihn Linda in die Hand, die den Ring jetzt genauer betrachtete. „Der ist wunderschön, der hat bestimmt dem Großkomtur Hubertus gehört“, begann sie zu schwärmen.
„Das muss ja nicht unbedingt der Hubertus gewesen sein, aber dass er einem dieser Tempelritter gehört hat, wäre durchaus möglich“, antwortete Wolf.
„Wenn man nach der Ringgröße urteilt, dann war es sicher ein großer Mann“, spekulierte Linda und gab Wolf den Ring zurück, der ihn sich an den Finger steckte. „Ja, so groß wie ich“, meinte Wolf, „denn der Ring passt mir wie angegossen.“
Linda lachte leise über den kleinen Scherz.
„So meine ich das nicht. Aber auf alten Bildern sind doch die Anführer der Tempelritter oft recht füllig dargestellt. So könnte ich mir dich auch vorstellen. Und wenn dir der Ring passt, könntest du in einem früheren Leben vielleicht einmal so ein Templer gewesen sein, oder zumindest einer der Herren vom Schwarzen Stein.“
„Halte keine Vorträge, es können eben nicht alle Menschen so zart gebaut sein wie du, bei manchen sieht man eben die wahre Größe auch an der Figur“, konterte Wolf und schaute sich den Ring an seinem Finger genau an. Er sah edel aus. Befreit vom Schutt der Jahrhunderte und nachdem Wolf mit der Polierscheibe etwas darübergefahren war, erstrahlte er jetzt wieder in neuem Glanz.
Nachdem Linda ihren Monolog betreffend Wolfs Figur beendet hatte, nahm
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