Steine der Macht - Band 4
ihr, als sie ihn fragte, ob sie ihm irgendwie helfen könnte.
Den Flugplan nach Venedig hatte er schon am Tag zuvor am PC aufgegeben und noch ein paar Sachen eingepackt. Denn sollte das Wetter schlecht werden, konnte es leicht geschehen, dass eine Alpenüberquerung beim Rückflug nicht mehr möglich war und sie für ein paar Tage im Süden abwarten mussten.
Dann war es so weit. Früh am Morgen zogen die beiden die Cessna 182 aus dem Hangar und ließen das Flugzeug noch volltanken. Doch kaum, dass sie im Cockpit saßen, zog überraschend ein Gewitter auf und entlud sich direkt über dem Flughafen von Salzburg. So hieß es also vorerst warten. Für Wolf war das aber eine gute Gelegenheit, seiner Co Pilotin die vielen Instrumente, Hebel und Tasten zu erklären. „Und all diese Knöpfe hier, weißt du wirklich auswendig, wofür die alle gut sind?“ Mit einem fragenden Blick schaute Claudia zu Wolf.
„Keine Angst, ich fliege jetzt schon seit über zwanzig Jahren und kenne das Flugzeug mittlerweile ganz gut“, gab er der jungen Frau zur Antwort.
Nach einer halben Stunde war das Gewitter vorübergezogen. Es regnete zwar noch, was aber für Wolf kein Hindernis war, den Tower per Funk um Starterlaubnis zu fragen.
„Cleared for takeoff runway 16, Wind variable, five knots“ kam über die Kopfhörer, welche beide bereits aufgesetzt hatten.
Zügig schob Wolf den Gashebel nach vorne und schon nach weniger als dreihundert Metern hob die kleine Cessna bei strömendem Regen von der Startbahn in Salzburg ab.
Claudia, anfangs recht interessiert, schloss nach dem Start kurz ihre Augen. Als sie sie wieder öffnete, staunte die junge Frau: „Wir sind ja schon so hoch oben.“
„So ist das nun mal“, erwiderte Wolf, „Flugzeuge fliegen halt einmal in der Luft. Du brauchst aber keine Angst zu haben, runter sind alle noch gekommen. So oder so.“
Das hätte er besser nicht zu Claudia gesagt, denn bei der ersten minimalen Turbulenz hielt sie sich so stark an seinem rechten Arm fest, sodass Wolf nur noch mit der linken Hand steuern konnte.
Nach einer halben Stunde hatten sie bereits den Alpenhauptkamm überflogen und das Wetter war mittlerweilewunderschön geworden.
Jetzt hatte sich Claudia bereits an die Höhe gewöhnt und begann, sich in Ruhe die Seen und Berge von oben anzusehen.
Sie erreichten den italienischen Luftraum und nach einer weiteren Viertelstunde kam schon Venedig in Sicht. Der kleine Flugplatz St. Nikola auf dem Lido wurde angeflogen. Als sie im Endanflug bereits tief über dem Friedhof und den anschließenden Zypressen zur Landebahn flogen, war Claudias Flugangst endgültig vorüber. Sanft setzte Wolf die Cessna auf dem Rollfeld auf. Sie ließen die Maschine an der Parkfläche stehen und gingen zur Anlegestelle, von wo aus sie mit dem Schiff auf die Insel Murano hinüberfuhren.
Claudia war schon des Öfteren in Venedig gewesen und wusste daher auch, dass auf Murano die Glasbläser zu Hause waren. Als sie Wolf fragte, ob sie sich so eine Manufaktur ansehen könnten, meinte er nur kurz: „Dazu werden wir leider keine Zeit haben, denn wenn wir diese Steinplatte wirklich finden sollten, dann möchte ich unbedingt heute noch nach dieser geheimnisvollen Insel suchen.“
Die Fahrt nach Murano dauerte fast eine halbe Stunde. Sie fanden auch rasch den Weg zur Kirche Maria e Donato. Zielstrebig ging Wolf in der Basilika nach vorne und suchte den Boden mit den Mosaikbildern ab. Da sah man zwei Hähne, welche an einer Stange einen gefesselten Fuchs trugen. „Das bedeutet Aufmerksamkeit geht vor Schlauheit“, erklärte er Claudia. „So sollten wir es auch tun. Schauen wir uns einfach alles aufmerksam an, dann kommen wir vielleicht ans Ziel.“
Langsam, immer auf die Mosaike am Boden achtend, gingen die beiden Schritt für Schritt durch das alte Gotteshaus. Es war nicht sehr hell im Kirchenschiff, doch nach wenigen Minuten hatten sich ihre Augen an das düstere Licht gewöhnt.
Claudia fand als Erste die beschriebene Steinplatte zwischen den Mosaikbildern am Kirchenboden, obwohl sie nicht sehr groß war. Aber der jungen Frau waren die Umrisse der Insel mit dem darüber eingezeichneten Templerkreuz sofort aufgefallen.
Wolf eilte zu Claudia und fotografierte jede Einzelheit der Platte, als plötzlich eine sehr schöne, dunkel gekleidete Frau mittleren Alters direkt hinter ihnen stand und sie in gutem Deutsch ansprach.
„Schauen Sie auch hier, auf der rechten Seite der Platte.“ Sie deutete mit ihrer Hand auf
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