Steine der Macht - Band 4
Kammlers Station und sogar in den Basen gewesen. Wolf erzählte dem General auch, was er von den Aktivitäten der deutschen Behörden gehört hatte.
Kammler meinte gelassen: „Die können uns gar nichts anhaben, wir würden den Mantel des Vergessens über sie ausbreiten, dann kommt von denen keiner mehr nach Hause.“
„Wie meinen Sie das?“, fragte Linda. „Was bedeutet der Mantel des Vergessens?“
„Wir haben ein System entwickelt, welches es uns ermöglicht, direkt auf die Gehirne von Lebewesen einzuwirken. Mittels niederfrequenter Impulse können wir Menschen derart beeinflussen, dass sie im Extremfall orientierungslos herumirren und letztendlich in einen Abgrund stürzen. Dazu sind nur ganz einfache Antennen in Ypsilon-Form notwendig und der Generator zur Erzeugung der Impulse.
Wenn die Anlage schwächer eingestellt ist, dann vergessen die Betroffenen alles, was sie in den letzten Stunden gesehen haben. Bei einer starken Einstellung wird ein Mensch orientierungslos. Bestimmt haben Sie bereits von einigen unerklärlichen Unfällen hier am Berg gehört.“
„Ja, jetzt, wo Sie das sagen“, antwortete Wolf, „da erinnere ich mich an mehrere solcher Begebenheiten, bei denen Leute ihr Erinnerungsvermögen verloren haben. Es hieß dann meistens, die Betroffenen seien gestürzt und wären auf den Kopf gefallen. Aber wenn man das aus Ihrer Sicht betrachtet? Sie sind ja in Ihrer Station wirklich sehr gut abgesichert. Die Zeitfalle, dieser Mantel des Vergessens und Ihre Männer mit den Maschinenpistolen.“
Der General nickte zustimmend mit dem Kopf.
„Der Besuch auf Basis drei hat uns sehr beeindruckt. Mich würde dazu interessieren – wie weit zurück in der Vergangenheit liegt diese Basis?“, fragte Linda.
„Das sind über fünfzehntausend Jahre“, antwortete der General, „wir können beinahe unbegrenzt in die Vergangenheit reisen, aber keine Minute in die Zukunft. Das ist eben nicht möglich.“
„Und was war das dann, als Sie mir die silbernen Türme im Jahr 2090 gezeigt haben?“, fragte Wolf.
Der General nickte. „Das war ein natürlicher Zeitkorridor, der führt einfach über eine fixe, unveränderliche Zeitdistanz in die Zukunft. Unsere Dimensionstore jedoch sind künstlich geschaffen und einstellbar. Damit können wir in eine exakt definierte Vergangenheit reisen. Gezielt in die Zukunft zu gelangen, ist uns hingegen nicht möglich.“
Wolf überlegte kurz. Becker, der Illuminat, der aus der Zukunft kam, konnte ja eigentlich auch nur in die Vergangenheit zurück. Wahrscheinlich war auch für ihn eine Reise in die Zukunft unmöglich. Er würde ihn fragen.
„Was würden Sie dazu sagen, wenn ich Ihnen erklären würde, dass es eine zweite Wirklichkeit gibt?“, meinte Kammler.
„Eine zweite Wirklichkeit? Wie meinen Sie das?“, fragte Wolf mit erstauntem Blick.
„Nun, nehmen Sie einmal an, dass durch ein spezielles Ereignis, das es eigentlich gar nicht geben dürfte, eine neue, parallele Zeitlinie entstanden ist. In dieser Zeitlinie gibt es demnach auch das heutige Datum, mit einem Großteil der Menschen, welche auch heute hier leben.“
Wolf und Linda waren schockiert. So etwas hatte keiner von ihnen jemals gehört. Wollte der General damit sagen, dass sie zweimal existierten?
„Bei unseren Zeitexperimenten 1943 ist uns etwas passiert, was ich Ihnen aber erst später erklären kann. Auf jeden Fall teilte sich die Zeitschiene. Ein direktes Überwechseln von einer in die andere Zeitlinie ist nicht möglich, aber man kann durch ein Zeitentor in die Vergangenheit gelangen. Und zwar auch in die Vergangenheit kurz vor der Erschaffung der neuen Zeitlinie. Ab da ist es dann möglich, in die andere Gegenwart zu wechseln. Ich weiß, das klingt etwas kompliziert für Sie, aber im Prinzip funktioniert das so.“
Langsam ahnte Wolf, dass es mehrere Zeitlinien, welche parallel existierten, geben musste. Vermutlich hatten Kammlers Leute bei ihren Versuchen im letzten Kriegsjahr doch entscheidende Eingriffe in die Vergangenheit gemacht und dadurch war damals eine neue Zeitlinie geschaffen worden. Würde das letzten Endes wirklich bedeuten, dass manche Menschen doppelt existierten?
Apollo hatte doch schon einmal gesagt, dass er „vergessen“ wurde. Hatte das etwa auch damit zu tun?
Wahrscheinlich war hier am Untersberg so eine Art Übergangsstelle in eine andere Zeitlinie – der alte Pfarrer nannte das „Parallelwelt“ und in vielen Sagen wurde ja auch schon darüber berichtet, nur eben
Weitere Kostenlose Bücher