Steine der Macht - Band 4
kühles Bier“, sagte Wolf und Claudia antwortete: „Ich werde mir gleich den Bikini anziehen. Ich will sofort ins Meer!“
Als sie dann am Abend bei Sonnenuntergang auf der Terrasse der kleinen Gaststätte saßen, zeichnete Wolf einen groben Plan der Insel auf die Serviette und zeigte Claudia darauf die Stelle, an der sich die Steinmauer mit dem Ouroboros-Zeichen befinden musste. „Morgen Vormittag, wenn es noch halbwegs kühl ist, dann werden wir dorthin gehen. Julia, die schwarze Dame, hat uns ja erklärt, wo wir nachsehen müssen.“
Am nächsten Morgen machten sich die beiden auf den Weg. Es war nicht weit und schon bald erreichten sie die andere Seite der Insel.
„Hier sollte ein Weg zum Meer runterführen“, meinte Wolf und suchte auf der rechten Seite nach einem Pfad, der zwischen den Büschen zu sehen sein sollte. Claudia lief vor und sagte: „Von unten kann man das alles besser sehen.“ Tatsächlich entdeckte sie unweit der Felsküste eine massive alte Steinmauer, deren Zweck nicht klar ersichtlich war. Die Mauer zog sich nur ein Stück landeinwärts, ohne irgendetwas zu begrenzen. Sie stand einfach so in der Landschaft. Jetzt war auch Wolf unten bei Claudia angelangt. Gemeinsam suchten sie die alte Steinmauer Meter für Meter ab. Manchmal versperrte ihnen ein dornenbewehrtes Gestrüpp den Weg. Claudia ging rechts und Wolf auf der linken Seite der Mauer. Es dauerte doch eine geraume Zeit, bis sie den Stein mit der Schlange fanden. Er befand sich ganz unten an einem Felsen. Dieses ringförmige Zeichen war in sehr vielen alten Kulturen zu finden. Angefangen vom alten Ägypten über das antike Griechenland und den Kelten. Überall konnte man den „Ouroboros“ sehen. „Schau, diese Mauer ist eine sogenannte „Trockenmauer“, das heißt, die Steine wurden nur passend aufeinandergelegt und überdauerten so die Jahrhunderte.“
„Was willst du damit sagen?“, fragte Claudia.
„Dass es sich hier um eine ziemlich alte Mauer handeln muss. Unije war ja sogar schon in der Bronzezeit besiedelt, wie mir Drago erzählt hat. Später lebten die Römer hier, wie zahlreiche Ruinen auch heute noch bezeugen, und schließlich kam die Insel dann unter die Kontrolle der Venezianer. Schwer zu sagen, aus welcher Epoche dieses Symbol stammen könnte. Wenn diese Julia recht hat, dann könnte es die Zeit der Dogen sein, also der Herrschaft Venedigs. Ja, aber diese Dogen gab es schon seit über eintausend Jahren. Soviel ich weiß, wurde Venedig vom letzten Dogen am Ende des achtzehnten Jahrhunderts an Napoleon übergeben. Du kannst es dir also aussuchen, auf welche Zeit wir diesen Stein datieren wollen.“
Claudia schüttelte den Kopf und sagte: „Der Fremde, mit dem du dich beim alten Gasthof getroffen hast, hatte doch von den Herren vom Schwarzen Stein und den Templern gesprochen. Er hat dir doch den Rat gegeben, in Venedig auf der Insel Murano weiterzusuchen. Also könnte dieses Symbol auch etwas mit den Schwarzen Steinen und den Templern zu tun haben, was glaubst du?“
„Das wäre einleuchtend“, stimmte Wolf zu, „es würde mich aber auch interessieren, wie diese Julia damit zusammenhängt. Das war doch kein Zufall, dass die genau zur selben Zeit wie wir in die Kirche gekommen ist. Erst gibt sie uns einen Hinweis zu dieser Insel und dem Symbol, dann verschwindet sie urplötzlich, als hätte sie der Erdboden verschluckt. Das ist doch alles sehr mysteriös, findest du nicht?“
Wolf setzte sich auf einen Felsen und meinte: „Schade, dass ich meinen Metalldetektor nicht dabeihabe. Mich erinnert die Situation nämlich an meine Suche mit Linda in der Ruine der alten Komturei neben dem Untersberg. Da sind wir auch vor so einer Steinmauer gestanden und ich habe damals den Templerring und die beiden Amulette gefunden.“
„Und jetzt denkst du, wir könnten hier ebenfalls etwas finden?“, lachte Claudia, hielt aber gleich wieder inne und überlegte: „Warte einmal, diese Mauer besteht ja nur aus übereinandergeschichteten Steinen. Wir tragen ein paar Steine ab, dann sehen wir recht schnell, ob da drinnen etwas verborgen ist.“
Sie begann sofort mit der Arbeit und beim dritten Stein, den sie herunterhob, stieß sie einen Schrei aus und ließ ihn fallen. Eine große Eidechse war zwischen den Blöcken herausgeschossen und hatte ihr ordentlich Angst eingejagt.
Wolf musste jetzt lachen. „Warte, ich helfe dir, zu zweit geht es leichter.“
Als die beiden schließlich die meterhohe Steinmauer an einer
Weitere Kostenlose Bücher