Steine der Macht - Band 4
Geschwindigkeit achten, meinte Walter, der es ja als Fluglehrer wissen musste.
Es war sehr spät geworden, erst gegen ein Uhr früh verabschiedeten sie sich und gingen zu ihren Quartieren.
Auf dem Weg sagte Wolf noch zu Claudia: „Diese schwarz gekleidete Dame in der Kirche, welche sich Julia nannte, die sprach doch davon, dass es sich bei diesem Stein mit der Schlange um das Symbol der „doppelten Unsterblichkeit“ handeln soll. Mich würde interessieren, was sie wohl damit gemeint hat. Leider konnte ich sie nicht mehr danach fragen, sie war ja plötzlich weg.“
Claudia war schon müde und kaum mehr fähig, sich zu konzentrieren. Sie meinte bloß: „Darüber können wir uns morgen unterhalten, jetzt möchte ich nur noch schlafen.“
Am nächsten Morgen, Wolf saß schon unten im Wohnzimmer des Appartements und stellte seine Flugvorbereitung fertig, da kam auch Claudia herunter. Sie sah noch ganz verschlafen aus. Wolf eröffnete ihr: „Bevor wir uns zum Flugzeug aufmachen, möchte ich ganz kurz nochmals zu dieser Steinmauer gehen. Das dauert nur eine halbe Stunde. Vielleicht finde ich doch noch etwas.“
Claudia murmelte noch ein paar Worte von Morgentoilette und Haare waschen, worauf sich Wolf alleine auf den Weg machte. Die Luft war jetzt am frühen Vormittag noch nicht so heiß und die Kräuter am Wegrand strömten ihr eigentümlich würziges Aroma aus, welches man an den Felsküsten der Adria überall finden konnte. Als er wieder zu der Steinmauer kam, konnte er schon von Weitem die abgetragene Öffnung erkennen. Rasch hob er noch einige Lagen Steinblöcke herunter und kam zu der Stelle direkt über dem Symbol mit der Schlange. Da sah er, dass zwischen den Steinen ein Loch ausgespart war. Etwa zehn Zentimeter im Quadrat. Es war gerade groß genug, dass er mit seiner Hand hineingreifen konnte. Er wollte es schon tun, da sah er im letzten Moment eine kleine, zusammengerollte Schlange, deren Unterschlupf er zuvor geöffnet haben musste, als er die Steine weggehoben hatte. Die Schlange hatte ein Horn ganz vorne am Kopf und war bestimmt giftig. Wolf hatte das Gefühl, als würde ihn irgendetwas davon abzuhalten versuchen, dieses Geheimnis zu ergründen. Rasch verwarf er aber wieder diesen Gedanken. Er wich zurück und klopfte mit einem Stein mehrmals auf die Mauer, um das Reptil zu verscheuchen, was ihm so auch gelang. Die Schlange verkroch sich zwischen den Steinen in der Mauer. Sollte er jetzt wirklich in diese Öffnung hineingreifen? Er hatte doch ein wenig Angst. Aber seine Neugier siegte schlussendlich. Trotzdem überfiel ihn ein mulmiges Gefühl, als er mit seiner rechten Hand in das dunkle Loch griff. Würde ihn gleich eine Schlange beißen oder ein Skorpion stechen, aber der Gedanke daran währte nur einen Augenblick, dann ertastete er mit seinen Fingern einen harten Gegenstand. Er war scharfkantig. Wolf konnte ihn leicht herausziehen und dann traute er seinen Augen nicht. Es war ein Kristall, ein Bergkristall. Ein sogenannter Doppel Ender, von welchem in der Mitte noch ein weiterer Kristall herausragte. Der Kristall war nicht sehr groß, nur zehn Zentimeter vielleicht, deshalb konnte er ihn auch in seine Hosentasche schieben. Wolf griff nochmals in die Öffnung hinein, um sicherzugehen, ja nichts übersehen zu haben, aber da war nichts mehr. Außer diesem Bergkristall war dort nichts versteckt worden.
Als er zu Claudia zurückkehrte, hatte sie bereits fertig gepackt. Sie saß auf der kleinen Terrasse des Appartements und war zur Abreise bereit. Er erwähnte nichts von der Schlange an der Mauer, sondern nahm seinen Fund aus der Tasche, zeigte ihn ihr und sagte: „Schau dir diesen Kristall an, der hat zwei spitze Enden und noch ein drittes rechtwinklig in der Mitte.“
„Zwei Enden – doppelte Unsterblichkeit“, antwortete sie spontan, „das hat doch die Dame in Schwarz gesagt.“
„Ich weiß nicht, ob das damit zu tun hat“, sagte Wolf und rief den Bäckermeister an, um ihn zu bitten, das Gepäck abzuholen.
Eine Viertelstunde später standen sie vor der Cessna und räumten ihre Taschen, welche Drago mit seinem Moped gebracht hatte, ein. Sie verabschiedeten sich von dem hilfsbereiten Kroaten und stiegen in die Maschine.
Nachdem er das Flugzeug gecheckt hatte, startete Wolf den Motor und beobachtete die Instrumente. Es war alles im grünen Bereich. Dann sagte er zum Spaß ins Bordmikrofon: „Ladies and Gentlemen, your captain speaking, please close the doors and fasten your seat belts“,
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