Steine der Macht - Band 4
keinen Notausgang. Die schaffen wir auch so hier hinaus.“
Linda meinte: „Und wie möchtest du die Flasche den Schacht hinaufbringen?“
„Ganz einfach“, entgegnete Wolf, „ich hole vom Wagen das Abschleppseil und damit ziehen wir die Xerumflasche ohne Weiteres hoch.“
Nachdem Linda als Erste den Schacht wieder verlassen und Wolf das Seil geholt hatte, ließ er es in die Öffnung hinunter. Weber befestigte die Flasche am Verschluss an dem Seil. Bevor auch er hochstieg, drehte er noch an einem großen Rad, welches in die Wand des Ganges eingelassen war. Fast augenblicklich schossen die Wassermassen des Larosbaches in das geöffnete Labyrinth und Weber hatte zu tun, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen und aus dem Schacht zu klettern.
„Ich habe das Labor jetzt geflutet, sodass hier niemand mehr hineinkann.“
Sie trugen die Stahlflasche mit dem Xerum 525 zu Wolfs Wagen und legten sie vorsichtig in den Kofferraum. Dann fuhren die beiden mit dem Obersturmbannführer wieder hinunter ins Tal.
„Lassen Sie mich beim Eingang unserer Station aussteigen. Die Flasche hat, auch wenn sie nicht voll ist, doch ein beachtliches Gewicht.“
Wolf fuhr bis auf wenige Meter an das unsichtbare Tor, dort, wo das Wasser über das Wasser fließt. Weber verabschiedete und bedankte sich. Er trug die Flasche mit beiden Händen, ging auf den Bach zu und war im nächsten Moment verschwunden.
Linda sah dabei entsetzt zu, obwohl sie wusste, wie dieses Tor funktionierte, waren sie doch selbst erst vor kurzer Zeit hier hindurchgegangen.
„Jetzt hat Kammler das restliche Xerum 525, nun braucht er sich keine Sorgen mehr zu machen, dass es in falsche Hände gerät“, lächelte Wolf, „ich bin neugierig, ob er sich diesbezüglich nochmals bei uns meldet.“
„Vielleicht gibts wieder einen Goldbarren von ihm?“, hoffte Linda und das Dollarzeichen schien in ihren Augen kurz aufzublitzen.
„Was nützt uns das ganze Gold?“, gab ihr Wolf zur Antwort. „Wenn dieser Umschwung kommt, von dem alle sprechen, dann ist doch das Angebot des Generals, uns einige Stunden zu beherbergen, wesentlich wertvoller. Es kann unser Leben retten.“
Kapitel 32
***
Der Korridor zur Cheopspyramide
Es war ein verregnetes Wochenende und Wolf wollte es dazu nützen, die Manuskriptseiten, die er im Vorjahr mit Linda in dem kleinen Stollen neben dem Dorf am Fuße des Untersberges als eine Art „Flaschenpost“ gefunden hatte, genauer anzusehen. Er holte Linda ab und sie durchforsteten die vergilbten Blätter.
„Der Autor, welcher ja leider schon vor einigen Jahren verstorben ist, muss sehr viel am Untersberg entdeckt haben“, sagte Wolf, „aber nicht nur den General und seine Station betreffend. Der hat bestimmt mehr gesehen. Ich bin mir fast sicher, dass er von dieser großen Halle auch etwas gewusst haben muss.“
„Dann war er aber dem letzten Geheimnis des Berges schon sehr nahe“, meinte Linda und zeigte Wolf einige Blätter, auf denen etwas Interessantes zu lesen war.
„… ich habe einen Eingang gefunden, den es nach physikalischen Gesetzen gar nicht geben durfte. Durch Zufall kam ich an einer Felskluft vorbei, an welcher ein Spalt ins Innere des Berges führte. Da ich keine Lampe mitführte, ging ich nur ein kleines Stück in diese Höhle hinein. Plötzlich war es gar nicht mehr so dunkel, wie es von außen schien. Ich ging keine fünfzig Schritte auf fast ebenem Boden, der ansonsten in natürlichen Höhlen eher unüblich ist, und konnte immer noch sehen. Ein schwacher, leicht grünlicher Schimmer umgab mich. Es war genug Licht zum Gehen. Anfangs dachte ich, dass es phosphoreszierende Mineralien waren, die an den Wänden leuchteten, aber das Leuchten war zu gleichmäßig.
Nach zwei, drei Minuten wandelte sich die Höhle zu einem behauenen Raum, von dem ein Gang, der eng und niedrig war, hinausführte. Die Luft wurde stickig und die Temperatur stieg rasch an. Es ging bergauf. Der Gang war so niedrig, dass ich nur gebückt gehen konnte. Ich sah ein Licht am Ende des Ganges. Dann blendete mich gleißender Sonnenschein. Offensichtlich war ich aus dem Berg wieder herausgekommen. Als ich mich an die Helligkeit gewöhnt hatte, traute ich meinen Augen nicht. Da sah ich in einiger Entfernung Soldaten auf Pferden, die Sand aufwirbelten, und hörte Schüsse und Kanonendonner. Die Kämpfenden trugen alte Uniformen. Männer mit Pfeil und Bogen und mit Schwertern in ihren Händen waren da zu sehen. Dazwischen glaubte ich eine französische
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