Steine der Macht - Band 4
weit entfernten Orten gelangt sein. Wir waren auf unseren Reisen in die Vergangenheit mit den Mönchskutten ganz gut geschützt, aber stell dir einmal vor, wenn da ein Bergsteiger mit heutiger Kleidung im achtzehnten Jahrhundert auftaucht. Der fällt doch überall auf. Die Leute von damals würden so einen für einen Zauberer halten und es wäre geschehen um ihn. Dies gilt natürlich erst recht auch für den Durchgang zur Pyramide“, schlussfolgerte Wolf.
„Mich wundert es eigentlich, dass über ‚Besucher‘ aus der Vergangenheit hier am Berg nichts bekannt wird“, meinte Linda, „solche müsste es ja logischerweise ebenfalls geben.“
„Möglich, dass Leute, die so ein Erlebnis haben, einfach nichts davon erzählen, aber vielleicht gab es irgendwo in einem Kloster einen Zugang zu so einer Zeithöhle“, sagte Wolf. „Damit könnten die vielen Mönchserscheinungen erklärt werden, welche in unzähligen Geschichten immer wieder vorkommen.“
Kapitel 33
***
Die goldene Kugel
Es gab die schwersten Unwetter seit Jahrzehnten, welche rund um den Untersberg herniedergingen. Waren das etwa schon die Vorboten der kommenden Umwälzung?
Aber auch weltweit schlug das Wetter Kapriolen, die seit Beginn der Aufzeichnungen noch nie da gewesen waren. Klimaverschiebung, Umweltverschmutzung und Ozonloch, so hießen die Schlagwörter, welche in aller Munde waren und mit denen man das alles zu erklären versuchte.
Möglicherweise hatte das schon mit den kommenden Veränderungen zu tun, denn sowohl der General als auch der Illuminat behaupteten ja, dass dieser Umbruch bereits voll im Gange war.
Jetzt sollte daher die Kraft im Berg entfesselt werden, aber noch immer hatte Wolf nicht die geringsten Anhaltspunkte, wie und wann diese Aktivierung des Berges stattfinden sollte. Auch der Illuminat Becker hatte ja nur vage Andeutungen gemacht. Es würde alles von selbst auf ihn zukommen, hatte er beim letzten Mal, als er sich mit ihm alleine im Wald getroffen hatte, gesagt.
Wolf war gerade wieder einmal mit seinem Wagen auf der Straße am Fuße des Untersberges unterwegs, dort, wo das eingezäunte Wasserschutzgebiet begann. Er kam dabei an jener Stelle vorbei, von welcher er vor Jahren geträumt hatte. Es war der Traum von dem Bischof mit den beiden Lakaien. Der Kirchenmann mit dem Bischofsstab hatte ihm damals drei Kugeln in die Hand gegeben, eine grüne, eine rote und eine goldene Kugel. Viele Jahre nach diesem Traum hatte ihm Becker die Bedeutung der ersten beiden Kugeln erklärt. Was es mit der goldenen Kugel für eine Bewandtnis hatte, würde er ihm später enthüllen, hieß es damals. Aber bislang hatte Wolf keine Ahnung, was es damit auf sich haben sollte. Diese Kugel wird das Symbol für das „Neue Zeitalter“ sein, hatte der Illuminat zwar schon vor Monaten zu ihm gesagt, aber wie er zu der verborgenen Halle, in der sich diese Kugel befinden sollte, gelangen würde, das wusste er noch immer nicht.
Claudia sollte er dabei mitnehmen, sie war ja laut Becker diejenige, welche bei der Aktivierung unbedingt dabei sein müsste.
Das Papier von Becker fiel ihm wieder ein, die Wegbeschreibung, wie Claudia gemeint hatte. Die astrologischen Symbole auf der Rückseite stellten also doch ein Datum dar. So wie der alte Pfarrer ihm gesagt hatte, deutete es Wolf nun auf eine andere, eine alte Art.
Es würde bei Vollmond geschehen.
Jetzt wusste er, dass die Zeit gekommen war. Das Datum war eindeutig.
Er musste nur noch Claudia Bescheid geben, dass es ihm gelungen war, das Datum zu enträtseln. „Ich habe mir so etwas Ähnliches schon gedacht“, meinte sie und war begeistert, dass es nun so rasch gehen sollte.
Wolf würde nur den Bergkristall aus Unije mitnehmen, sonst nichts.
Am nächsten Abend, vor Einbruch der Dunkelheit, fuhren sie zur Kapelle beim alten Römersteinbruch. Gegenüber der kleinen Kapelle war genug Platz, dort stellte er seinen Wagen ab. Wolf wollte schon den Wald hinauf gehen, da hielt ihn Claudia zurück: „Erst müssen wir unsere Hände waschen, bei der alten Quelle. Auf Beckers Papier stand doch: „ Wo alter Quell dem Berg entspringt, da wasche deine Hände “
„Und du weißt, wo sich die befindet?“, fragte er erstaunt.
„Komm, ich zeig sie dir“, rief sie und lief ein paar Schritte voraus auf die Felswand zu.
Tatsächlich sprudelte dort eine Quelle direkt aus dem Fels. Sie hielt ihre Hände ins Wasser und lachte: „Siehst du, das ist der „alte Quell“, von dem auf deinem Papier die Rede
Weitere Kostenlose Bücher