Steine der Macht - Band 5
Vormittag, und als Wolf ihn mit der Frage nach diesem Zauberer Jackl konfrontierte, meinte er bloß:
„Dieser junge Mann machte dem Bischof arg zu schaffen. Im ganzen Erzbistum und auch darüber hinaus ließ der Kirchenfürst nach diesem Jackl suchen. Aber außer ein paar vermeintlichen Spuren, welche aber immer wieder im Sand verliefen, war nichts von ihm zu finden.“
Wolf dachte bereits daran, mithilfe des Generals in diese Zeit zurückzukehren, um mit diesem Zauberer Jackl Verbindung aufzunehmen.
Als er aber an seine Reise mit Becker zur 1100-Jahr-Feier zurückdachte, bei welchem die geballte Macht des Bischofs deutlich wurde, verwarf er wieder diesen Gedanken. Es wäre zu gefährlich gewesen. Selbst wenn ihm der General zwanzig gut bewaffnete SS-Männer zum Schutz mitgegeben hätte, wäre es bei einer solchen Aktion mit Sicherheit zu einem Gemetzel gekommen, was aber wiederum eine Veränderung der Geschichte zur Folge gehabt hätte. Von so einem Ereignis war aber auch in den überlieferten Aufzeichnungen von damals nichts zu lesen.
Schon allein deswegen wäre eine Zeitreise mit dem Illuminaten die weitaus bessere Wahl.
Also fragte er kurzerhand Becker, ob er ihn nochmals in diese Zeit mitnehmen könne. Er wollte unbedingt die Bekanntschaft dieses jungen Mannes, nach dem der Bischof so angestrengt suchen ließ, machen.
„Gerne“, antwortete der Illuminat, „aber seien Sie dessen eingedenk, dass Sie ein völlig anderes Bild von dem Jackl bekommen könnten als das, welches Sie aus den Sagenbüchern, in denen er oft als Halunke dargestellt wird, haben. Lassen Sie sich einfach überraschen.“
Treffpunkt sollte wieder der kleine Parkplatz im Untersbergwald sein, und zwar am nächsten Tag um neunzehn Uhr.
Wieder zog Wolf die Mönchskutte und die Ledersandalen an, welche ja noch immer im Kofferraum seines Wagens lagen.
Becker wartete, bis er sich seiner Armbanduhr und seines Ringes entledigt hatte. Dann konnte es losgehen, aber zuvor wollte der Illuminat Wolf noch einige Hintergrundinformationen geben.
„Sie sollten wissen, dass dieser Jakob Tischler, denn so hieß er tatsächlich, Sohn eines Freimannsknechtes in dem kleinen Bergdorf ‚Werfen‘ südlich von Salzburg war. Seine Mutter, Barbara Koller, war schon früher einmal verheiratet gewesen. Nach dem Tod seines Vaters blieb der dadurch verarmten Frau mit ihrem Sohn nichts anderes übrig, als sich mit Betteln und kleineren Diebstählen am Leben zu halten.
Bei einem Opferstockdiebstahl wurde die Frau Anfang 1675 im Dorf Golling, ebenfalls südlich von Salzburg, erwischt und verhaftet. Ihr Sohn Jakob konnte jedoch fliehen. Barbara Koller wurde eingekerkert und nach Verhör und Folterungen im August desselben Jahres in Salzburg wegen Diebstahls und Schadenszauber hingerichtet. Ihr Sohn, der ja wusste, dass seine Mutter keine Hexe war, und der einen unbändigen Hass auf den Erzbischof hatte, konnte den Häschern immer wieder entkommen und bekam so den Ruf eines Zauberers. Er hatte wenig später am Fuße des Untersberges eine Begegnung mit einem Mönch, der ihm ein sicheres Versteck in Form eines Zeitportales anbot. Mittlerweile hatten viele Bettelkinder von der erfolglosen Jagd auf den Jakob gehört und sahen in ihm eine Art Idol.
Der unerbittliche Bischof hatte zur effektiveren Verfolgung Jackls eigens die ‚Peinliche Ordnung Maximiliani Gandolphi‘ herausgegeben. Aber auch damit hatte er keinen Erfolg bei seiner Suche nach dem Zauberer Jackl. Wir werden ihm nun im Jahre 1678 einen Besuch abstatten.“
Wolf freute sich über diese ausführliche Information von Becker. Dieser nahm ihn bei der Hand und im nächsten Moment standen sie im Untersbergwald vor einem Höhleneingang. Nach Wolfs Einschätzung dürfte sich die Stelle gar nicht weit von Wolfs Auto befunden haben.
Der junge Mann stand vor der Höhle und staunte nicht schlecht, als plötzlich zwei Mönche wie aus dem Nichts vor ihm erschienen.
„Hab keine Furcht, von uns hast du nichts Böses zu erwarten“, sprach Becker zu ihm. Der Jackl ging einige Schritte zurück und betrachtete die Fremden argwöhnisch. „Wir wissen, was dieser verbrecherische Bischof dir angetan hat, aber wir werden dir helfen“, sagte Wolf.
Immer noch misstrauisch begann der junge Mann zu sprechen. „Wer seid ihr, dass ihr vorgebt, mir helfen zu wollen? Wisst ihr, worauf ihr euch einlasst? Wenn man euch erwischt, so seid ihr des Todes. Schon viele, welche mit mir Kontakt gehabt haben, sind auf dem
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