Steine der Macht - Band 5
ernst und meinte: „Das ist kein Smaragd! Das ist der Stein des Todes! Der Bischof wird eitel genug sein, dass er sich dieses vermeintliche Kleinod in die Kappe einnähen lassen wird.
Ein langsamer, schleichender Tod wird die Folge für ihn sein. Dann wird aber auch das Hinmetzeln der Bettelkinder ein Ende haben.
Du selbst musst aber den Edelstein zum Schneider bringen, denn nur du allein bist in der Lage, die Geschichte zu ändern, das kann niemand für dich tun.“
Jakob Tischler schaute den Illuminaten ungläubig an. Was war das für ein kristallener Totenschädel, den er ihm gezeigt hatte? Und was für ein Edelstein war das, der den Tod brachte? Rasch steckte er den grünen, schön geschliffenen Stein in seinen Lederbeutel. Er hatte sich die Stelle am Kristallkopf genau eingeprägt und würde sie seinem Freund ebenso beschreiben. Das Kleinod würde er gleich bei nächster Gelegenheit dem Schneidergesellen zukommen lassen.
Jackl war gerade damit beschäftigt, die neu erhaltenen Vorräte in seiner Höhle zu verstauen.
Wolf schaute Becker an und fragte: „Sie haben zuvor vom ‚Bannrichter Zillner‘ gesprochen. Bei der SS gab es doch auch den Rang eines Sturmbannführers. Hat das mit der Recherche des ‚Sonderauftrages H‘ des Reichsführers SS Heinrich Himmler zu tun?“
Becker sah ihn nur an und zuckte mit den Achseln. „Wer weiß, Himmler hat bestimmt sehr viel von diesen römisch-katholischen Verbrechern jener Zeit übernommen. Der Ausdruck, unwertes, unnützes Leben zu beseitigen, stammt nämlich nicht aus seinem Munde. Was glauben Sie, wie viele geistig zurückgebliebene oder körperlich behinderte Kinder damals, zu Gandolfs Zeit, dem Fanatismus der Kirche zum Opfer fielen.“
Wolf erschauerte bei einer solchen Vorstellung. So etwas hatte man doch bisher nur von den „Aufdeckern“ der nationalsozialistischen Schandtaten gehört. Offenbar scheuten sich dieselben Leute aber sehr wohl davor, auch die bestialischen Machenschaften der Kirche anzuprangern. Da musste ein großes Interesse daran bestehen, diese Gräueltaten ungesühnt zu lassen.
„Wir werden dich zu deinem Freund, dem Schneider, begleiten, damit du nicht befürchten musst, in die Hände der Häscher zu fallen“, sagte Becker zu Jackl. Nach wenigen Minuten war alles erledigt und der Freund Jackls versprach, den Stein des Todes im Scheitelkäppchen des Bischofs einzunähen.
Als Becker sich zu Wolf wandte und unverhofft seinen Vornamen aussprach, zuckte Jackl zusammen und rief: „Wolf? Ihr seid der Böse?“
„Nein“, musste ihn Becker beschwichtigen, „das ist sein Name. Er hat nichts mit dem Satan zu tun!“
Etwas argwöhnisch schaute Jackl nochmals zu Wolf und beruhigte sich dann wieder. „Ich wurde schon oft für einen Werwolf gehalten, da ich im Wald recht flink war und immer den Schergen des Bischofs entkommen konnte. Die haben dann zuweilen einen Wolf zwischen den Bäumen gesehen und auf diese Art und Weise hielten mich dann viele für einen Werwolf. Auch dass ich zu fliegen imstande wäre, wurde mir angedichtet.“
„Ich glaube, die Überlieferung und auch die Sagen lassen es zu, dass wir diesen jungen Mann in eine andere Zeit bringen. Damit wird nichts in der Vergangenheit verändert“, meinte der Illuminat zu Wolf.
„Ja, ich sehe das ebenso. Was meinst du, Jackl, wenn wir dich in eine friedlichere, ungefährlichere Zeit bringen. Wegen dem Bischof brauchst du dir keine Gedanken mehr machen, er wird am dritten Mai 1687 vor seinen Schöpfer treten und seiner gerechten Strafe zugeführt werden. Du aber könntest ein geruhsameres Leben führen.“
„Ja, sehr gerne“, antwortete der junge Mann, „wenn ihr das könnt.“
Becker nahm beide an der Hand und in der nächsten Sekunde befanden sich die drei am Fuße des Untersberges in der Nähe eines Bauerngehöftes, welches Jackl noch in Erinnerung hatte. Hier wäre er doch damals von den Häschern des Bischofs beinahe gefangen worden. Aber irgendwie sah jetzt alles anders aus, auch die Leute waren gänzlich andere. „Du bist jetzt im Jahre 1792. Da gibt es keine Hexenverfolgung mehr“, sagte der Illuminat zu ihm. Vielleicht können dir die Bewohner des Bauernhofes noch von der alten, grausamen Zeit berichten.“
Wolf verabschiedete sich noch vom Zauberer Jackl und wünschte ihm alles Gute für sein weiteres Leben. Dann nahm ihn Becker an die Hand und die beiden befanden sich wieder nur wenige Kilometer entfernt bei Wolfs Wagen auf dem Parkplatz im
Weitere Kostenlose Bücher