Steine der Macht - Band 5
Scheiterhaufen gelandet. Oder seid ihr etwa Boten des Bösen, da ihr keine Furcht vor den Schergen des Bischofs habt?“
„Wir haben mit dem Bösen nichts zu schaffen, glaube uns. Hast du Hunger?“, fragte Becker.
„Ja“, antwortete der Bursche, „etwas Anständiges zu essen hab ich schon lange nicht mehr gehabt.“
„Dann gib mir deine Hand“, sagte Becker und nahm Wolf an der rechten und Jackl an der linken Hand.
Im nächsten Moment befanden sie sich in der erzbischöflichen Vorratskammer in der Residenz in Salzburg. Dort lagerten Brotlaibe und Schinkenstücke, Käse sowie edler Wein und auch Obst. Jackl kam aus dem Staunen nicht heraus, als er diese Köstlichkeiten in solch einer Menge sah.
„Ja, das hier sind die Speisekammern von Max Gandolf. Dieser Schurke nimmt den Bauern einen Teil ihrer ohnehin kargen Ernte, und wenn sie ihm nichts abliefern, kommen sie in den Hungerturm. Hauptsache, er lebt in Saus und Braus. Also, hier stehen Körbe, füllt sie an und dann gehen wir wieder zurück zum Untersberg.“
Wolf und Jackl räumten von den guten Sachen in der Vorratskammer des Bischofs so viel ein, wie sie mit einer Hand tragen konnten, jeder in einem Korb. Dann nahm sie Becker wieder an der Hand und schon waren sie erneut vor der Höhle im Untersbergwald.
„Ihr seid Zauberer!“, entfuhr es Jackl, welcher nicht begreifen konnte, wie so etwas möglich war.
„Es mag für dich so aussehen, Jackl Tischler, aber das ist keine Zauberei“, meinte der Illuminat.
Jackl verstaute die mitgebrachten Lebensmittel in seiner Höhle, dann begann er:
„Nachdem der Bischof meine Mutter grausam ermorden ließ, habe ich geschworen, Rache an ihm zu üben und wenn es mithilfe des Bösen geschehen sollte. Ich bin dann auf meiner Flucht vor den Schergen des Bischofs hierher, an den Fuß des Untersberges, gekommen, wo mich anfangs Bauern mit etwas Nahrung versorgten. Kurz danach traf ich den Mönch, der mir diese Höhle zeigte. Doch irgendjemand musste mich wegen der hohen Belohnung, die auf meine Ergreifung ausgesetzt ist, verraten haben. Plötzlich standen über einhundert Bewaffnete rund um das Gehöft des Bauern, um mich gefangen zu nehmen. Ich war sicher, dass es nun um mich geschehen wäre, an ein Entkommen war nicht mehr zu denken.“
Wolf konnte am Gesichtsausdruck des jungen Mannes sehen, wie sehr er unter dieser Jagd auf ihn zu leiden hatte.
„Doch plötzlich war dann wieder dieser Mönch da. Er trug eine andere Kutte als ihr. Er stand neben mir, nahm mich an der Hand und im nächsten Moment waren wir beide hier in der Höhle.
Die Bauersleute wurden allesamt mitgenommen und ich glaube, dass sie umgebracht wurden. Seit damals habe ich den Ruf, mich mithilfe des Teufels unsichtbar machen zu können.“
„Viele Kinder und Jugendliche, hauptsächlich Bettler, denen du ein Vorbild zu sein scheinst, ließ der Bischof auf dem Scheiterhaufen verbrennen. Er kann es einfach nicht glauben, dass du nicht zu fassen bist.
Sein sadistischer Bannrichter, der Hofrat Sebastian Zillner, nimmt die Verhöre der Unglücklichen selbst vor und beginnt immer mit derselben Frage:
‚Hast du den Zauberer Jackl gekannt?‘ Wenn einer darauf mit Ja antwortete, war das schon sein Todesurteil.“
„Wenn ich nur wüsste, wie ich diesem elenden Halunken das Handwerk legen könnte, ich würde mein Leben dafür geben“, sagte Jackl und der Ausdruck seines Gesichts spiegelte seine Verzweiflung wider.
„Ich kenne einen Schneidergehilfen, welcher beim Hofschneider arbeitet. Wenn ich ein starkes Gift hätte, würde ich es ihm bringen und er könnte es in ein Kleidungsstück des Bischofs einnähen.“
„Nein“, sagte Becker, „nicht auf diese plumpe Art. Aber ich bin auch der Ansicht, dass dieser Mann den Tod verdient hat. Je länger er am Leben ist, desto mehr unschuldige Kinder werden von ihm ermordet. Hier zeige ich dir etwas. Plötzlich hielt Becker einen Kristallschädel in seiner Rechten und zeigte ihn Jackl. Sieh dir diesen Kopf genau an. Siehst du an seiner rechten Schläfe diesen roten Fleck? Merke dir die Stelle genau. Der Bischof trägt fast immer sein Scheitelkäppchen, die Pileolus, und in diese soll dein Freund das hier einnähen.“ Mit diesen Worten überreichte er ihm einen kleinen, grünen, rechteckigen Edelstein.
„Was? Ihr wollt einen Smaragd in des Bischofs Käppchen einnähen lassen?
Natterngift sollte man ihm geben. So ein wertvoller Karfunkelstein ist doch zu schade für den Mörder.“
Becker blickte
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