Steine der Macht - Band 5
Untersbergwald.
„So, jetzt haben Sie den Zauberer Jackl gesehen. Ein gutes Werk haben wir im Einklang mit der Geschichte offenbar auch getan.“
Wolf nickte. Er war durch die Ereignisse der letzten Stunden doch irgendwie mitgenommen.
„Wenn man die Geschichte so hautnah erlebt“, meinte Becker, „dann wird einem viel bewusst, was ansonsten verschwiegen wird und nur ausgewählten Historikern zugänglich ist.“
„Was war das für ein Edelstein, den Sie dem Jackl mitgegeben haben? Und weshalb nannten Sie ihn einen Stein des Todes?“, fragte Wolf noch den Illuminaten.
„Das war ein Ekanit. Diese Steine sind sehr schön, aber auch gefährlich. Sie besitzen eine starke natürliche Radioaktivität. Das konnte ich dem Jackl aber nicht erklären. Er hätte das nicht verstanden.
Trägt jemand so etwas als Anhänger oder als Ring nahe am Körper, so wird er über längere Zeit hinweg sicher an Krebs erkranken. Und Max Gandolf ist ja schließlich an einem Gehirntumor gestorben, der sich oberhalb seiner rechten Schläfe gebildet hatte. Sie sehen also – alles geschichtskonform.
Mit diesem Kristallschädel habe ich dem Jackl nur jene Stelle gezeigt, an welche der Stein in der Scheitelkappe platziert gehört. Hier können Sie den Kristallkopf haben, vielleicht wird er Ihnen noch nützlich sein.“ Er gab ihn Wolf in die Hand. „Und da Gandolf ja nun auch schon tot ist, kann ich Ihnen den Ekanit auch geben, den können Sie ja schließlich für Ihre Edelsteinsammlung brauchen“, lachte Becker, „aber wie bereits gesagt, gehen Sie vorsichtig damit um und machen Sie auf keinen Fall ein Schmuckstück daraus. Sonst gibt es am Ende noch einen Todesfall.“
Wolf verabschiedete sich von dem Illuminaten und legte die Mönchskutte samt den ledernen Sandalen wieder in den Kofferraum seines Wagens.
Vielleicht würde er sie wieder einmal brauchen.
Kapitel 8 – Die Wolfsmünze
Wolf wollte zu den alten Römersteinbrüchen am Fuße des Untersberges fahren, ganz in die Nähe, wo auch der steile Pfad zur Illuminatenhöhle hinaufführte. Claudia sollte mitkommen, hatte sie doch dort vor etwa einem Jahr dieses große Tor im Felsen gesehen. Ein altes Metallsuchgerät aus DDR-Zeiten, welches er im Internet erstanden hatte, wollte Wolf auch mitnehmen. „Hallo junge Frau“, sagte er zu ihr am Telefon, „hast du Zeit, mit mir zum Veitlbruch zu fahren?“ „Veitlbruch“, so hieß der alte Römersteinbruch im Volksmund. „Es wird nicht lange dauern, so ein bis zwei Stunden.“ Als Claudia das hörte, war sie sofort dabei und willigte ein. Genau diese Stelle interessierte sie doch schon seit Langem. Da bedurfte es keiner langen Überredungskünste von Wolf. Er würde sie in zwei Stunden von zu Hause abholen.
„Dort, bei dem alten Römersteinbruch, ist es doch sehr mystisch. Dich zieht es doch schon seit Jahren in diese Gegend.“
„Ich weiß auch nicht, was es ist“, antwortete sie und zuckte mit den Achseln. „Suchst du nach etwas Bestimmtem?“
„Nein“, erwiderte er, „aber vorsorglich habe ich einen Metalldetektor dabei, den wollte ich schon seit längerer Zeit einmal ausprobieren.“
„Aha, du gehst also auf Schatzsuche“, lachte sie, worauf Wolf ganz ernst antwortete: „Nein, das gerade nicht, aber dort haben doch schon vor zweitausend Jahren die Römer Marmor gebrochen und es könnte ja durchaus sein, dass da noch irgendwo ein metallenes Teil eines alten Werkzeuges herumliegt.“
„Und du meinst, wenn du hinkommst, dann findest gerade du so etwas?“
Wolf sah sie mit erstaunten Augen an, und bevor er noch etwas sagen konnte, schüttelte Claudia den Kopf und meinte „Ja, ich weiß schon, was du jetzt sagen willst. Dass bei dir immer der Zufall eine Rolle spielt.“
„Aber dass es tatsächlich so ist, weißt du doch inzwischen auch schon“, antwortete er mit einem treuherzigen Augenaufschlag. „Denke doch an unseren Flug mit der Cessna im Vorjahr. Als wir in Murano in der Kirche waren und dann auf der Insel Unije, wo ich den eigenartigen Bergkristall in der Steinmauer gefunden habe, und schließlich noch unser verstopfter Fahrtmesser am Flugzeug, der mich dann über dem Meer ordentlich ins Schwitzen gebracht hat.“
Claudia nickte. „Ich weiß schon, das waren eben viele Zufälle auf einmal, aber ich könnte mir vorstellen, dass hier bereits alles genauestens abgesucht worden ist, und zwar von Archäologen.“
„Abwarten“, war Wolfs lapidare Antwort.
Mittlerweile hatten sie die Stelle, an der
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