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Steine der Macht - Band 5

Steine der Macht - Band 5

Titel: Steine der Macht - Band 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Wolf
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Taler in dieser Zeit hätte, antwortete Becker: „Das entspricht ungefähr dem halben Monatslohn eines Handwerksmeisters.“ Fast ehrfürchtig betrachtete Wolf dieses silberne Geldstück. Er erinnerte sich an seine Münze aus der Mozartzeit, die war zwar um einhundert Jahre jünger, sah aber dennoch schon sehr abgewetzt aus. Kein Vergleich also mit diesem prächtigen Stück hier.
    Sogar die Rundung des Talers durch die Prägewalze konnte man eindeutig erkennen. Das würde ihm zu Hause in seiner Zeit niemand glauben.
    Er steckte sie in einen kleinen Lederbeutel, der innen an der Mönchskutte befestigt war.
    Sie wollten schon weitergehen, da entdeckte Wolf am Rock eines Mannes einen halben Silbertaler mit fast demselben Aussehen wie das Talerstück. Dieser hatte ihn mittels einer angelöteten Nadel am Gewand befestigt. Als Becker bemerkte, dass Wolf auch an diesem neuwertigen Stück interessiert war, kaufte er dem Mann den halben Taler ab, wobei dieser aber die angelötete Nadel einfach herunterbrach. So war auf der Münze eine winzige Ausbruchstelle zu sehen. Rasch steckte Wolf auch dieses Erinnerungsstück in den ledernen Beutel.
    Sie gingen nun weiter den Fluss entlang in Richtung des Salzburger Domes. Hier, in dessen Nähe, befand sich auch der Kern der Altstadt. Viele der mehrstöckigen Häuser waren direkt an die senkrecht abfallenden Felsen des Mönchsberges gebaut. Durch eine enge Gasse erreichten sie schließlich die Domkirche, deren Eingangsportal mit Girlanden aus Blumen geschmückt war. Hoch oben von der Festung waren Salutschüsse aus Kanonen zu hören, welche vermutlich einem der hochgestellten Besucher gelten mussten.
    Dann begannen die Glocken zu läuten. Ja, zuerst nur vom Dom her und dann aus allen Kirchen Salzburgs gleichzeitig. Es wäre fürwahr eine feierliche Stimmung gewesen, aber da Wolf wusste, dass dies alles zulasten des überwiegend armen Volkes ging, dem hier wieder einmal die Macht des Bischofs vor Augen geführt werden sollte, konnte er dieser Inszenierung kaum etwas abgewinnen. Ja, es widerte ihn an, diesen Prunk länger anzusehen. Becker bemerkte das und schlug vor, wieder zurückzukehren. „Können wir diesem Max Gandolf nicht doch noch einen kurzen Besuch abstatten? Ich wäre neugierig, wie so ein menschenverachtender Bischof in Wirklichkeit aussieht. Ich habe ihn bisher nur auf alten Gemälden im Dommuseum gesehen.“
    „Ja, freilich können wir das“, antwortete Becker, „aber wir sollten uns dafür eine ruhigere Zeit aussuchen. Heute wird der Bischof sehr beschäftigt sein.“
    Wolf dachte, irgendwie enttäuscht, dass es wieder eine Weile dauern würde, bis der Illuminat ihn abermals auf eine Zeitreise mitnehmen könne, als Becker unverhofft sagte: „Wir werden ihn in einem Jahr aufsuchen, und zwar am Abend, direkt in seinen Gemächern, bevor er sich zur Ruhe begibt. Kommen Sie her zu mir.“ Mit diesen Worten nahm er Wolf bei der Hand und ging mit ihm unter einen der großen Torbögen in der Nähe der Domkirche.
    Becker lächelte: „Es braucht ja schließlich niemand zu sehen, wenn wir hier so einfach verschwinden.“ Kaum hatte er diese Worte zu Ende gesprochen, befanden sich die beiden im Schlafgemach des Erzbischofs. Dessen Kammerdiener war soeben damit beschäftigt, ihm seine Kleider abzunehmen, als Max Gandolf im Spiegel die beiden Besucher aus der Zukunft erblickte. Er wusste, dass sich niemand unbemerkt in seine Gemächer hätte einschleichen können. Mit einer raschen Drehung wandte er sich den beiden zu und wollte den Kammerdiener schon um Hilfe schicken. Dieser eilte schnell zur Tür, als Becker die Hand erhob und zu ihm sprach: „Bleib Er stehen, es soll Ihm nichts geschehen, doch wenn Er diese Tür öffnet, dann wird es Ihm schlecht ergehen.“ Der Diener hielt erschrocken inne und blickte die beiden Mönche, die scheinbar urplötzlich aus dem Nichts erschienen waren, argwöhnisch an.
    Der Bischof sah bei Gott nicht aus wie ein mächtiger Kirchenfürst. Nein, er war eher klein von Wuchs und unscheinbar. Er fasste sich rasch und stammelte: „Wer um Himmels willen seid Ihr? Seid Ihr Mönche? Ihr tragt die Ordenstracht der Franziskaner. Oder hat Euch etwa der Böse gesandt? Seid Ihr mit dem Zauberer Jackl im Bunde?“ Ratlosigkeit spiegelte sich in seinem Antlitz wider.
    Becker schien es beinahe Spaß zu bereiten, Gandolf zu verwirren, und er meinte zu Wolf gewandt: „Sag ihm, Bruder, was du von ihm hältst.“
    Nun trat Wolf einen Schritt auf den entsetzten

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