Steine der Macht: Das Isais-Ritual am Untersberg (German Edition)
hatte.
„Nur zwanzig Meilen an La Palma vorbei, dann kehren wir wieder um und fliegen zurück nach Gran Canaria.“ Raiko wunderte sich, ließ es aber dabei bewenden.
Nur Silvia wusste, was Wolf suchte.
Sie flogen jetzt südwestlich der Insel La Palma, immer noch in sehr geringer Höhe, als plötzlich eine dichte Wolkenbank, die fast bis auf das Meer hinunter reichte, vor ihnen auftauchte. „Kann ich noch etwas tiefer fliegen?“, fragte Wolf.
„Wir können ohne Weiteres so tief durch den Nebel fliegen, hier draußen ist nichts mehr bis Amerika“, lachte Raiko, der glaubte, dass Wolf eben nur eine klarere Sicht auf die Wellen unter ihm haben wollte.
„Steuere etwas weiter nach links!“, sagte Silvia plötzlich in einem fast befehlenden Ton, den man von ihr gar nicht gewohnt war. „Dort zu dem hellen Punkt im Nebel!“, ergänzte sie noch.
Wolf wollte fragen, weshalb er die Flugrichtung ändern sollte und drehte sich kurz zu ihr um. In diesem Moment sah er in Silvias Augen. Sie hatte grüne Augen, aber das war ihm bis jetzt noch nie so richtig zu Bewusstsein gekommen.
Nun erinnerte er sich an die Worte des alten Priesters: „Die grünen Augen des Jägers aus der Vergangenheit werden dich leiten …“
Wolf fiel es wie Schuppen von den Augen – Silvia war seit Jahren Jägerin, und sie hatte schon so manchen kapitalen Hirsch zur Strecke gebracht.
Ja, und nun war sie, seine Jugendfreundin, nach vierzig Jahren wieder aufgetaucht. Sie verstand zwar bestimmt nicht viel von der Fliegerei und schon gar nichts von der Navigation im Cockpit, aber es war Wolf in diesem Augenblick völlig klar, dass er nur ihren Anweisungen zu folgen brauchte.
Er wusste eigentlich nicht, warum er es tat, aber er steuerte die Maschine direkt auf den hellen Fleck mitten im Nebel zu.
„Das GPS findet keine Satelliten mehr, auch der Funk ist total ausgefallen!“, stammelte Raiko plötzlich und blickte dabei verstört auf die Flugzeuginstrumente.
Auch Wolf checkte die Instrumente und musste erkennen, dass der Magnetkompass um über fünfzehn Grad in eine andere Richtung wies. Anstatt den Kurs 270° zeigte der Kompass nun auf 285°. Der Kreiselkompass hingegen zeigte noch immer den ursprünglichen Kurs an.
Im nächsten Moment lichtete sich der Nebel, und alle drei erblickten eine Insel mit zwei Vulkanen. Sie war nicht sehr groß und besaß kaum Vegetation.
„Was ist das für eine Insel?“, fragte Raiko. „Hier dürfte absolut nichts außer dem Meer sein! Wo sind wir hier eigentlich?“ Raiko glaubte offensichtlich an einen Fehler in der Navigation.
„Die Frage sollte eigentlich lauten: In welcher Zeit sind wir?“, meinte Wolf zu Silvia gewandt, und sie verstand seine Andeutung: Sie mussten sich samt dem Flugzeug in einer fernen Vergangenheit befinden. Sie drehten einige Runden um die Insel und flogen dabei direkt in die beiden großen Krater der Vulkane hinein. Diese waren zwar erloschen, sahen aber dennoch etwas furchterregend aus. Wolfs Kamera klickte pausenlos. Solche Bilder würde er nie wieder machen können. Die Insel war völlig ohne Zivilisation und es schien hier auch keine Tiere zu geben. Die einzigen Spuren einer Vegetation, welche sie entdeckten, waren ein paar Stellen, an denen Moos oder spärlicher Grasbewuchs zu sehen war. Wolf zog die Maschine instinktiv etwas höher. Eine Notlandung hätte ihr Ende bedeutet. Niemand würde ihre Funksignale hören. Sie wären Gefangene in der Vergangenheit von vor zig Jahrtausenden gewesen. Als Silvia bemerkte, dass sich Wolf wieder für den Rückflug entschieden hatte, rief sie ins Bordmikrofon: „Halte den Kurs genau zwischen den beiden Vulkanen und gehe über dem Meer etwas tiefer hinunter, dann kommen wir wieder an derselben Stelle heraus, wo wir hineingeflogen sind.“
Raiko verstand jetzt gar nichts mehr. Weshalb sollten sie die Insel an einer gewissen Stelle verlassen?
Plötzlich kam wieder der dichte Nebel auf, und nach einer knappen Minute waren sie wieder draußen und konnten jetzt aus der Ferne die Südwestseite der Insel La Palma mit ihrem großen Bergrücken und der darauf befindlichen Vulkankette sehen.
„Das GPS funktioniert wieder, und auch der Funk ist wieder okay“, freute sich Raiko. „Was war da jetzt eigentlich los?“
Wolf konnte und wollte ihm keine Erklärung geben, Raiko hätte es vermutlich ohnehin nicht verstanden. Er ging in den Steigflug über, und nach kurzer Zeit überflogen sie die südlichsten Vulkane von La Palma.
„So, für
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