Steine der Macht: Das Isais-Ritual am Untersberg (German Edition)
aus der Tür gefallen, da habe ich schon hineingeleuchtet. Aber wenn Sie möchten, werde ich die alte Tür aufstoßen, dann können wir sehen, ob dahinter noch etwas Interessantes versteckt ist.“
Wolf nickte nur stumm und machte einen Schritt zurück. Der Forstarbeiter stemmte sich nun mit beiden Händen gegen die Tür, die zuerst ein Ächzen von sich gab und dann mit einem dumpfen Krachen nach innen fiel. Auch hier drinnen herrschte ein modriger Geruch. Die beiden stiegen jetzt über die Reste der am Boden liegenden Holztüre hinweg. Der Raum dahinter war kreisrund und kuppelförmig gestaltet. Das Ganze hatte einen Durchmesser von circa zehn bis fünfzehn Metern. Der Raum war ebenso wie das unterirdische Gewölbe, welches Apollo Wolf schon vor Jahren gezeigt hatte, mit roten Ziegeln ausgemauert. Nur waren hier drinnen keine Säulen zu sehen.
Die Kuppel war offensichtlich selbsttragend, so wie man bereits im Mittelalter gebaut hatte. Kleine Ziegelteilchen waren schon von der Decke hinuntergefallen. Man konnte jedoch an manchen Stellen den glatten Boden erkennen, der aus dunklem Granit zu sein schien. Außen, in der runden Wand, waren Nischen angebracht, vor denen im Abstand von etwa zwei Metern jeweils ein runder Steinsockel gleich einem Hocker zu sehen war.
Wolf zählte nach. Es gab zwölf solcher Hocker, die da im Kreis standen.
In den Nischen konnte er noch die verrosteten Reste von Fackelhaltern sehen, die dort angebracht gewesen sein mussten.
„Da, sehen Sie!“, rief der Forstarbeiter. „Hier über dem Eingang!“
Er deutete nach oben und leuchtete dabei mit seiner Lampe direkt auf eine Tafel, welche aus nicht rostendem Stahl sein musste und sich über dem Tunneleingang befand.
„Wir sind hier.“ Diese drei Worte standen eingraviert in der Platte und waren auch noch ganz gut lesbar.
In der Mitte des Kuppelgewölbes stand eine bronzene Schale, welche auf vier Kugeln ruhte. „Das dürfte eine Feuerschale gewesen sein“, meinte Wolf, nachdem er sich dieses metergroße Relikt aus der Vergangenheit angesehen hatte. Er fuhr fort: „Ich vermute, dass das hier eine geheime Versammlungsstätte war. Mich erinnert dieses Gewölbe irgendwie an den ‚Obergruppenführersaal‘ in der Wewelsburg in Deutschland. Das war ja so eine Art Ordensburg für die obersten SS-Führer. Dort hielten sie wahrscheinlich ihre geheimen Riten und Einweihungen ab.
Wieso haben Sie letztes Mal am Telefon zu mir gesagt, dass auch die Generäle diesen Weg hierher genommen haben. Was wissen Sie von den Generälen, die hierhergekommen sein sollten?“
Wolf war erstaunt, was er da von dem Mann zu hören bekam.
„Nun ja, der alte Jäger hat mir erzählt, dass sich hier früher einmal Generäle der Waffen-SS, die man ja damals ‚Obergruppenführer‘ nannte, zu Ritualen getroffen haben sollen. Woher der das hat, weiß ich nicht.“
Viel gab es nicht, was der Forstarbeiter dazu sagen konnte, aber immerhin.
Nachdem Wolf ein paar Aufnahmen im Gewölbe gemacht hatte, wollten die beiden wieder nach draußen gehen. Als er beim Hinausgehen aus dem Kuppelraum noch kurz nach oben zu der Edelstahltafel hinaufblickte und die Worte las ‚Wir sind hier‘, da schien es ihm für einen Moment, als wären hier noch andere Leute im Raum. Ja, es schien ihm, als wäre das Gewölbe erfüllt von einer Anzahl von Personen, welche in dunkler Uniform vor den steinernen Hockern standen. Hinter diesen brannten Fackeln in den Nischen, und auch in der großen Schale in der Mitte des Raumes flackerte mystisch eine tiefrote Flamme, welche das Geschehen in ein unwirkliches Licht tauchte. Vermutlich spielten ihm seine Sinne einen Streich, dachte er. Der geringere Sauerstoffgehalt in dem so lange abgeschlossenen Raum könnte so etwas bewirken.
Draußen im Wald ersuchte Wolf Manfred, vorerst noch niemandem von diesem Gewölbe zu erzählen.
Sie fuhren wieder ins Tal hinunter, Wolf bedankte sich bei dem Mann und setzte ihn wieder in der Nähe seiner Wohnung beim Salzbergwerk in Berchtesgaden ab.
Kapitel 13
N 3
Da Silvia mit ihrem Sohn Hubertus noch einige Tage auf ihrer Alm in den Bergen auf der Jagd war, rief Wolf bei Linda an. Er erzählte ihr von seinem Erlebnis mit dem Forstarbeiter und fragte, ob sie mit ihm zu diesem mysteriösen Kuppelgewölbe fahren wollte. Er wusste, dass Linda ein sehr empfindsames Wesen hatte, und zuweilen auch Dinge wahrnehmen konnte, welche andere Menschen nicht sahen. Silvia hingegen würde ohnehin alles nur sehr nüchtern und
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