Steine der Macht: Das Isais-Ritual am Untersberg (German Edition)
Öffnung im Erdreich mit einer Schaufel etwas vergrößert, damit man hinuntersteigen kann. Übrigens ist dieser Zugang auch über die Jagdstraße zu erreichen. Ich vermute, dass auch damals schon die Leute diesen Weg genommen haben.“
Wolf war erstaunt. Da sollte es noch ein unterirdisches Gewölbe geben?
„Würden Sie mit mir dorthin fahren? Ich hole Sie gerne in Berchtesgaden ab“, fragte er den Mann.
„Ja, natürlich! Treffen wir uns übermorgen um neun Uhr früh beim Eingang zum Salzbergwerk in Berchtesgaden. Ich wohne direkt daneben.“
Wolf würde allein kommen, denn Linda musste vormittags ja immer in der Schule unterrichten, und Silvia befand sich gerade mit ihrem Sohn zum Jagen auf ihrer Almhütte in den Bergen.
„Ich bin der Manfred“, begrüßte ihn der Forstarbeiter.
Sie fuhren die Straße auf den Obersalzberg und dann weiter zur Mautstraße hinauf. Der Forstgehilfe zeigte der Dame an der Schranke bei dem Mauthäuschen nur kurz seinen Dienstausweis, und sie konnten ohne zu bezahlen passieren. Nach etwa einem Kilometer deutete er nach rechts und sagte:
„Hier müssen wir hineinfahren.“
„Da steht aber ein Fahrverbotsschild“, erwiderte Wolf und hielt an.
„Das gilt aber nicht für uns, wir sind heute im Auftrag der bayerischen Forste unterwegs“, sagte der Arbeiter und zeigte mit der rechten Hand auf sein Abzeichen, das ihn als Forstaufsichtsorgan kennzeichnete. „Sie können also ruhig weiterfahren.“
Wolf ließ sich das nicht zweimal sagen, und schon nach einigen Hundert Metern kamen sie an die Kehlsteinstraße, welche direkt zum ehemaligen Adlerhorst von Hitler hinaufführte.
„Überqueren Sie einfach die Straße, dann sind wir schon auf der früheren Jagdstraße von Hitler. Ich werde Ihnen sagen, wie weit wir fahren müssen.“
Nach weiteren drei Kilometern auf der asphaltierten, fast eben dahinlaufenden Straße sagte Manfred plötzlich: „Bleiben Sie hier stehen. Sie können den Wagen ruhig hier auf der engen Straße parken. Hier kann heute kein Fahrzeug vorbeikommen, und in einer halben Stunde sind wir ohnehin wieder zurück.“ Sie mussten nur ein kleines Stück durch den unwegsamen Wald nach oben gehen und kamen schließlich an einer steilen Felsflanke, die aus dem Gehölz ragte, an. Wolf konnte schon aus einiger Entfernung einen kleinen Erdhaufen erkennen, den der Forstarbeiter beim Ausgraben des Einganges aufgeschaufelt hatte.
„Der ursprüngliche Zugang in das Gewölbe muss im Laufe der Zeit immer wieder durch herabstürzende Steinlawinen und kleine Erdrutsche, welche von oben über die Felswand herunterkamen, verschüttet worden sein“, sagte Manfred zu Wolf.
Die Öffnung im Waldboden war groß genug, um leicht hinuntersteigen zu können.
In etwas zwei Meter Tiefe befand sich ein wuchtiges steinernes Eingangsportal, an dem wahrscheinlich früher einmal eine Türe befestigt gewesen war, was schwere, eiserne Angeln an den Seiten noch zeigten. Auf dem Boden vor dem Portal waren Steine und Schotter zu sehen, die vor langer Zeit schon heruntergefallen sein mussten. Ein modriger Geruch kam ihnen aus dem Berg entgegen.
Wolf ging als Erster. Er nahm seine Taschenlampe hervor und leuchtete in den dunklen Eingang hinein.
Zu seinem Erstaunen war dieses Gemäuer noch relativ gut erhalten. Einige Kalk-Tropfsteine hingen wie kleine, weiße Eiszapfen von der Decke des Eingangsstollens, und in Wasserpfützen auf dem gepflasterten Weg reflektierte sich das Licht von Wolfs starker Lampe.
„Ich habe von einem alten Jäger, dem ich vorige Woche von diesem Gewölbe erzählt habe, gehört, dass es sich dabei um das sogenannte ‚N3‘ handeln soll. Er wusste zwar nicht, was diese Bezeichnung zu bedeuten hat, aber der Jäger meinte eben, dass es früher so geheißen haben soll.“
Wolf hatte von Apollo, dem ehemaligen Grenzschützer aus Norddeutschland auch schon einmal den Ausdruck „N3“ gehört. Es sollte sich angeblich um ein sehr geheimes Bauwerk handeln, welches bisher noch nicht gefunden worden war. Apollo wusste damals nicht viel darüber zu berichten, und auch über den Zweck dieses unterirdischen Gewölbes konnte er nichts sagen.
„Sollte diese Anlage also wirklich das geheime „N3“ sein?“, überlegte Wolf, während sie den etwa zehn Meter langen Tunnel in den Berg hineingingen.
Der Boden wurde weiter drinnen zusehends trockener. Sie kamen an eine vermoderte Holztür. „Bis hierher bin ich schon alleine gegangen, und hier auf der Seite ist ein Stück Holz
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