Steine der Macht: Das Isais-Ritual am Untersberg (German Edition)
in den Abenteuerfilmen, so wie bei Indiana Jones, der hat doch auch immer so etwas dabei. Außerdem besitze ich ja die Jägerprüfung und kann mir deshalb so ein Ding ohne Weiteres besorgen“, erwiderte Wolf.
Linda konterte: „Du und ein Gewehr? Was willst du denn damit? Soweit ich mich erinnere, hast du doch vor vielen Jahren, als du auf deiner ersten Treibjagd warst, nicht einmal einen Feldhasen erlegen können.“
Wolf meinte etwas verlegen: „Das war auch etwas anderes. Das kleine Häschen saß da zehn Meter vor mir still auf einer Waldlichtung, machte Männchen und schnupperte in meine Richtung. Ich konnte doch diesen kleinen Hasen nicht so einfach ermorden. Deshalb habe ich damals auch in die Luft geschossen, damit der Hase flüchten konnte. Aber die Idee, bei unseren Ausflügen eine Waffe mitzunehmen, ist gar nicht so abwegig.“
Linda erwiderte: „Ich jedenfalls gehe mit Sicherheit in keinen dieser Zeitkorridore mehr hinein, das kannst du nächstes Mal alleine machen. Wer weiß, was uns da noch alles begegnet?“
„Vielleicht ein Säbelzahntiger oder ein Mammut? Kommt nur auf die Zeit an, in die der Korridor führt. Aber wenn du nicht willst, könnte ich ja Silvia fragen. Sie hat ja Erfahrung in der Jagd und auch einige Gewehre zu Hause. Sie würde sich auch bestimmt freuen, den ausgestopften Kopf eines längst ausgestorbenen Tieres in ihrem Wohnzimmer an der Wand zu haben.“
Linda schmollte: „Silvia glaubt dir doch kein Wort von dem, was wir da drinnen erlebt haben. Versuche einmal, irgendwem davon zu erzählen. Es würde dich doch jeder auslachen. Am besten nimmst du dir gleich ein paar SS-Soldaten aus der Station mit, die sind für solche Einsätze bestens gerüstet und haben sogar Maschinenpistolen.“
Wolf schüttelte den Kopf. „Ich will ja keinen Krieg führen. Ich möchte nur etwas Sicherheit, und dass ich mich meiner Haut wehren kann, falls eine unerwartete Gefahr auftauchen sollte.“
Linda verzog keine Mine und meinte etwas spöttisch: „Dann würde ich an deiner Stelle erst einmal das Schießen üben. Wie lange hast du eigentlich keinen Schuss mehr abgegeben?“
„Wie du meinst“, antwortete Wolf resignierend und hatte in diesem Augenblick bereits beschlossen, sich ein Gewehr zu kaufen.
Kapitel 21
Josef
Als Wolf gerade damit beschäftigt war, sich Kataloge von Jagdgewehren anzusehen, läutete das Telefon in seinem Büro. Karin, die Sekretärin, stellte das Gespräch durch und rief kurz zu Wolf hinüber: „Das BVT, ein gewisser Herr Josef möchte dich sprechen.“
Wolf, der an einen Spaß von Karin dachte, nahm den Hörer ab.
Eine Männerstimme meldete sich:
„Sicherheitsdirektion, Josef ist mein Name, wir würden uns gerne mit Ihnen unterhalten. Sie suchen doch etwas am Untersberg.“
Er dachte an einen Scherz von Werner, dem Polizisten. Der war doch immer schon für solche Späße zu haben gewesen. Vielleicht hatte er einen Kollegen ersucht, bei Wolf anzurufen, denn die Telefonnummer war tatsächlich jene der Polizeidirektion. Deshalb antwortete er lachend: „Worüber möchten Sie denn etwas von mir hören? Vom Uranoxid, von der Station des Generals im Untersberg, vom Waffendepot oder von den Goldbarren? Ich könnte Ihnen allerdings auch von den Zeitkorridoren einiges erzählen …“ Der Mann am anderen Ende der Leitung, der sich Josef nannte, unterbrach Wolf: „Nein, mir ist nicht zum Spaßen zumute. Wir haben von einem pensionierten Beamten der Justizvollzugsanstalt Bad Reichenhall einen Hinweis erhalten, dem wir nachgehen müssen. Es ist eine ernste Angelegenheit.“
Wolf, der immer noch glaubte, dass Werner hinter dem Anruf steckte, meinte sarkastisch: „Aha, eine ernste Angelegenheit also! Geht es wieder einmal um die nationale Sicherheit? Wie damals, als der Magister Pollux vom BVT beim Museumsdirektor wegen des deutschen Stahlhelms im Keltengrab angerufen hat?“
Wieder unterbrach ihn der BVT-Mann: „Wir haben erfahren, dass Sie und Ihre Tochter Elisabeth, die Frau des Polizisten Herbert, am Untersberg etwas entdeckt haben, was auch unser Interesse geweckt hat …“
Also war das Ganze doch nur ein Spaß. Wolf war nun sicher, dass dieser Josef auf keinen Fall dem BVT, dem Geheimdienst, angehören konnte. Die hätten doch auf Knopfdruck sofort Wolfs komplette Akte einsehen können und niemals Elisabeth als Wolfs Tochter bezeichnet. Seine Töchter hießen schließlich Sabine und Alexandra.
Jetzt musste Wolf den Redefluss von Josef einfach stoppen:
Weitere Kostenlose Bücher