Steine der Macht: Das Isais-Ritual am Untersberg (German Edition)
folgenden Tag rief Wolf den Forstarbeiter Manfred aus Berchtesgaden, der ihm bereits das geheime N3 Gewölbe gezeigt hatte, an und fragte: „Kennen Sie sich dort unterhalb der Steilwände bei der großen Felsnadel aus? Gibt es dort etwas Besonderes zu sehen?“
„Natürlich“, antwortete Manfred, „meinen Sie den uralten Stollen?“
Wolf war überrascht, so eine spontane Antwort zu erhalten. „Sie wissen von einem Stollen dort oben?“, fragte er den Mann.
„Ich arbeite morgen zufällig ganz in der Nähe dieser Stelle. Wenn Sie möchten, können wir uns am Vormittag dort bei der Enzianhütte treffen. Sie wissen, wo die ist?“
„Ja“, meinte Wolf, „ich kenne die Enzianhütte. Ich werde um neun Uhr dort sein.“
Als er am nächsten Tag bei der Hütte ankam, wartete der Forstarbeiter bereits. Wolf stieg zu ihm in den Geländewagen. „Ein kleines Stück können wir noch mit dem Wagen fahren, den Rest müssen wir dann zu Fuß gehen. Es ist nicht sehr weit.“
Hoch über ihnen ragte die imposante Felsnadel steil in den Himmel. Während sie über die Bergwiesen emporstiegen, zeigte der Mann auf eine unscheinbare Stelle unterhalb eines Hügels, von dem durch die starken Regenfälle der letzten Jahre die Grasnarbe abgerutscht war. „Dort ist der Eingang, dort geht es hinunter!“
Man konnte diesen Eingang erst sehen, wenn man unmittelbar davorstand.
Wiederholte Bergrutsche dürften an dieser Stelle viel Erdreich und auch Schotter angehäuft haben. Als sich dann aber zu viel anhäufte, rutschte die Erde durch starke Regenfälle einfach wieder ein Stück nach unten, sodass man nun einen Stolleneingang in den darunterliegenden Felsen sehen konnte. Wolf blieb stehen und blickte staunend auf diesen alten Eingang. „Wie kommen Sie darauf, dass dieser Stollen uralt sein soll?“, fragte er den Mann.
„Erzählungen! Das sind eben Erzählungen von den Alten. Man sagt, dass er schon viele Hundert Jahre alt sein dürfte. Seit dem Mittelalter gibt es diese Geschichten schon. Aber außer ein paar zerfallenen Holzkisten und Steinen, die in späterer Zeit einmal dort hineingebracht wurden, ist da nichts Besonderes drin“, antwortete Manfred.
Wolf hatte diesmal nur seinen Armband-Geigerzähler dabei, der auf den ersten Blick wie eine Uhr an seiner Hand aussah. Ohne dass es sein Begleiter bemerkte, konnte er die massiv erhöhte Strahlung hier oben ablesen.
Für Wolf bestand nun kein Zweifel mehr: Seine radioaktiven Steine stammten von hier. Das Wasser musste sie herausgeschwemmt und bis in den kleinen Bach beim Wasserfall transportiert haben. In diesem Stollen hatten die Soldaten also das Uranoxid versteckt.
Wahrscheinlich hatten die SS-Leute damals den Eingang zugeschüttet. Die Lawinen im Winter und Regenfälle im Sommer hatten dann ihr Übriges getan.
Obwohl Wolf mit Leichtigkeit wieder hierherfinden würde, markierte er die Stelle zur Sicherheit auf seinem GPS-Gerät.
Aber wie hatten die Leute des Generals damals zwei Tonnen Uranoxid hier heraufschaffen können? Auch mit den Halbkettenfahrzeugen wäre das unmöglich gewesen.
Sie machten sich wieder auf den Rückweg, da sah Wolf einen Absatz im Gelände. Er fragte: „Was ist das? Hat hier einmal eine Hütte gestanden? Das sieht fast so aus wie ein Fundament.“
„Nein“, antwortete Manfred, „hier war früher ein Weg. An vielen Stellen kann man seinen Verlauf noch ein wenig erkennen. Der wurde damals in der Nazizeit erbaut. Die Leute sagen, dass es eine Behelfszufahrt zur Baustellenstraße des Kehlsteinhauses war, welches für Hitler als Geschenk zu seinem fünfzigsten Geburtstag errichtet wurde. Heute ist aber dieser Weg durch Lawinen und Bergrutsche schon völlig zerstört und fast gänzlich verschwunden.“
Das war also die Lösung! Der Weg führte in der unmittelbaren Umgebung des Stolleneingangs vorbei. Die Halbkettenfahrzeuge konnten somit das Uranoxid ohne Schwierigkeiten bis hierher transportieren. Die Soldaten mussten es nur noch in den Gang bringen und danach den Zugang tarnen.
Aber vielleicht befand sich auch noch etwas anderes in dem alten Stollen, dachte Wolf.
Sie fuhren wieder mit dem Geländewagen des Forstarbeiters zur Enzianhütte, wo Wolfs Auto stand. Er bedankte sich bei dem Mann und fuhr wieder ins Tal hinunter.
Er würde aber in Kürze wieder hierherkommen, um in den alten Gang hineinzugehen. Das musste er aber alleine tun. Möglicherweise war die Strahlung dort im Inneren des Stollens sehr hoch. Er wollte auf keinen Fall Linda
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