Steine der Macht (German Edition)
Schwimmern. Einen Flug nach Abydos hatte er geplant und dieser drohte damals an der orientalischen Bürokratie der Ägypter beinahe zu scheitern. Doch nach telefonischer Rücksprache mit dem Luftfahrtministerium in Kairo und diversen Faxsendungen wurde die Erlaubnis dann letztendlich doch erteilt. Allerdings mussten die beiden zwei Tage darauf warten.
Der Safety-Pilot hieß Per, ein Deutscher, der in -Luxor mit der alten Maschine Touristen hoch über den Tempeln herumflog. Per war erst zweiunddreißig -Jahre alt, aber schon ein erfahrener Pilot. Er erklärte Wolf die Eigenheiten des alten Flugzeuges und nach einem atemberaubenden Flug über den Hatschepsut-Tempel und das Tal der Könige, welches direkt auf der Flugroute lag, landeten sie nach einer guten Stunde Flugzeit bei der kleinen Stadt El Balyana auf dem Nil. Zwei Polizei-Schlauchboote eskortierten die Cessna nach der Landung zu einem Ausstiegsplatz, wo das Flugzeug am Ufer vertäut wurde.
Hunderte Schaulustige waren auf den Dächern der Häuser und säumten das Ufer des Nils. Die Menschen bestaunten das Wasserflugzeug, als wäre soeben ein Ufo gelandet. Die Polizisten begleiteten die drei mit mehreren Fahrzeugen, mit Blaulicht und Sirene zum nahe gelegenen Osiris-Tempel von Abydos.
„Du weißt ja, hier in diesem Tempel, ganz hinten, soll sich der Geschichte nach das Grab des Osiris befinden“, sagte Wolf zu Linda.
„Osiris, dessen Statue du bei dir zu Hause in der Glasvitrine stehen hast?“
„Ja, dieser Osiris, welcher hinter meinem schwarzen Stein aus der Cheops-Pyramide steht.“
Als sie dann beim Tempel angekommen waren, wurden sie wie Staatsgäste behandelt. Die Beamten hatten ja keine Ahnung, wer die drei Leute mit dem Flugzeug wirklich waren. Normale Touristen, wenn überhaupt, kamen stets mit Bussen und manchmal mit dem Taxi. Es musste sich ihrer Meinung nach um höhergestellte, wichtige Personen handeln. Dieser Eindruck wurde von Per noch verstärkt, der ja seine Kapitänsstreifen an Hemdaufschlägen trug und somit den Anschein erweckte, als sei er der Privatpilot von Wolf und Linda.
Der Tempel wurde kurzerhand von den vorauseilenden Polizisten geräumt und ein eigener Führer für die drei abgestellt. Ein ganzer Bus mit Touristen musste am Parkplatz warten, bis sie wieder aus dem Tempel he-rauskamen.
Auch die Rückfahrt zum Nil, zur Anlegestelle des kleinen Flugzeuges, verlief ähnlich. Kaum kam der kleine Konvoi irgendwo in den engen, staubigen, nicht asphaltierten Straßen der Stadt wegen eines Ochsengespannes oder einer Menschenansammlung ins Stocken, wurde die Sirene eingeschaltet und die Polizisten fuchtelten wie wild mit ihren Kalaschnikows herum. Im Nu war dann die Straße wieder frei. Die Polizisten brachten sie wieder mit Schlauchbooten zum Flugzeug und halfen ihnen beim Einsteigen auf dem Wasser. Mit den zwei Schlauchbooten eskortierten sie dann die Cessna zur Startposition in der Mitte des Nils. Wolf schob den Gashebel nach vorne, das Triebwerk heulte auf und erst nach fast einem Kilometer hob das Flugzeug vom Wasser ab. Nach einer Ehrenrunde über der kleinen Stadt nahmen sie wieder Kurs auf Luxor.
Am nächsten Tag war in der ägyptischen Tageszeitung Al-Ahram ein Artikel über die erste Landung eines Wasserflugzeuges in Abydos seit Ende des Zweiten Weltkrieges zu lesen.
Die Stewardess brachte das Essen.
Hühnchen in Sauce mit Püree und ein kühles deutsches Bier.
Auch Linda war inzwischen wieder munter geworden und ließ sich das Essen genussvoll schmecken.
Nachdem die Stewardess die Tabletts wieder abgeräumt hatte, lehnte sich Wolf an das Fenster des Flugzeuges und war schon wieder in Gedanken in Ägypten.
K apitel VIII – Major James
Die Eindrücke von seinen früheren Ägyptenreisen zogen wie ein Film an Wolfs geistigem Auge vorüber.
Es war vor drei Jahren, sie waren eben mit dem Taxi von Assuan nach Luxor zurückgekommen. Es war der Vorabend des islamischen Opferfestes. Vor den Häusern in Luxor waren fast vor jeder Türe Schafe oder Truthähne angebunden, welche schaurige Klagelaute von sich gaben, sollten sie doch am nächsten Morgen geschlachtet werden. Sie ließen sich vom Fahrer des Taxis zu einem großen Beduinenzelt, welches eigens für touristische Zwecke aufgestellt wurde, bringen. Sie waren die einzigen Gäste. Es war Februar und am Abend empfindlich kalt. Dick eingemummt im Anorak saß Linda auf einer Sitzbank im Zelt, Wolf versuchte gerade eine „Schischa“ – eine
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