Steine der Macht (German Edition)
Strahlen?“
„Ja“, erwiderte Wolf, „das ist ein zwölfstrahliger, schwarzer Sternsaphir mit dreizehn Karat, ich habe diesen Edelstein vor einigen Jahren von einem Händler in den Bergen Sri Lankas gekauft.“
Wolf streifte den Ring vom Finger und gab ihn Bard in die Hand, der sich seine Brille aufsetzte und den Stein im Schein des Feuers nochmals genau betrachtete.
„Dieser Händler wiederum hat den Saphir direkt im Dschungel von Minenarbeitern erworben. Geschliffen wurde er auch dort im Urwald, von Hand aus. Es soll sich dabei um eine ziemlich seltene Varietät des normalerweise nur sechsstrahligen Sternsaphirs handeln. In Salzburg habe ich dann den Stein von einem Juwelier in diesen Weißgoldring fassen lassen. Seither trage ich ihn eigentlich jeden Tag.“
„Die zwölfstrahlige Art des Sternsaphirs ist extrem selten und es ist anscheinend bezeichnend, dass gerade du zu so einem Stück gekommen bist. Es passt genau zu deinem zwölfstrahligen Anhänger aus Mesopotamien. Wie gesagt, du ziehst die Dinge an.“
Linda erzählte dann noch von der Begegnung mit dem Blinden vor der Speicherburg in der Oase -Dhakla und dass dieser alte Mann Wolf als einen Wächter der „Steine des Osiris“ bezeichnet hatte. Nachdenklich schaute Bard auf Wolf und sagte:
„Irgendetwas hast du an dir, das hat auch dieser blinde Mann in der Oase Dhakla gespürt, ich kann dir auch nicht sagen, was es ist, aber ich spüre es auch.“
„Jetzt, weil du solche Dinge sagst“, entgegnete Wolf, „fällt mir ein, dass ich vor über dreißig Jahren im Schaufenster eines Pfandleihhauses eine sehr schöne ägyptische Bronzefigur sah. Ich ging hinein und konnte die kleine Statue um erstaunlich wenig Geld kaufen. Viele Male war sie bereits zur Versteigerung angeboten worden und nie hatte jemand darauf geboten, so wurde der Preis ein jedes Mal heruntergesetzt und schließlich wurde sie zum Direktverkauf freigegeben. Ein befreundeter Museumsdirektor, dem ich später diese Figur zeigte, konnte mir bestätigen, dass es sich um ein echtes Artefakt aus der 17.–18. Dynastie handelte. Dieser Osiris steht heute bei mir im Glasschrank und ‚bewacht‘ meine altägyptischen ‚Funde‘, ich meine damit meine kleinen bemalten und glasierten Scherben und Tellerchen, welche ich von jeder Reise mitgebracht habe.“
Bard griff sich an seinen schwarzen Kinnbart, schaute Wolf an und sagte:
„Ich erzähle dir jetzt noch etwas, weil es einfach dazu passt, wie ich glaube. In Kairo damals hat mir ein Imam, ein Schriftgelehrter unserer Religion, etwas sehr Interessantes erzählt. Er sprach von einem sprechenden Kopf aus der Sahara. Dieser Kopf soll aus Stein sein und wurde angeblich in einer gebirgigen Gegend zwischen dem heutigen Tunesien und Algerien gefunden. Es sollte sich um eine Art Widderkopf gehandelt haben. Dort in der Nähe der Bergoasen war einst eine uralte Kultur zu Hause, viel älter als jene der Pharaonen. Dieser Kopf wäre aus demselben Material wie die ‚schwarzen Steine des Osiris‘. Die Templer sollen angeblich in den Besitz dieses Stückes gekommen sein und diesen Kopf als das ‚Haupt des Baphomet‘ wie ein Heiligtum aufbewahrt und verehrt haben. Auch darüber soll es in eurer abendländischen Kultur viele Geschichten geben.“
Wolf wurde nun neugierig. „Wo genau soll diese Bergoase sein?“, fragte er Bard.
„Ich weiß es nicht, aber ich kann dir den Namen des Imams sagen, welcher mir das Ganze erzählt hat, der könnte dir genauere Auskunft geben“, meinte der Künstler, „er lebt jetzt in Kairouan, das ist die viertheiligste Stätte unseres Glaubens nach Mekka, Medina und Jerusalem.“
Wolf wusste, Kairouan lag mitten in Tunesien, er war vor vielen Jahren einmal anlässlich einer -Rundreise dorthin gekommen.
Aber selbst, wenn er wirklich nach Tunesien fahren würde, wie sollte er den Imam dort in dieser Stadt so einfach finden?
Bard nahm Wolfs Blick wahr und kam seiner Frage zuvor:
„Du musst nur in der Sidi Oqba Moschee nach Sheik Mohammed Abdul Jussuf fragen. Jeder Moslem in der gesamten Gegend kennt ihn.
Und falls du einmal dorthin kommst, dann sieh dich um in der Moschee, der Gebetsstuhl des Imam stammt aus Mesopotamien und hat zwölf Stufen, das erinnert mich wieder an dein zwölfstrahliges Sonnensiegel aus Bagdad, welches du um den Hals trägst. Der Imam spricht übrigens sehr gutes Englisch und wird dir sicher Auskunft geben, soweit es in seiner Macht steht. Du kannst ihm dann schöne Grüße von mir
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