Steine der Macht (German Edition)
finden, denn die Orientierung in der Wüste würde schwierig werden und bis Kairo waren es mindestens fünfhundert Kilometer.
Jansen überlegte, wo sie jetzt wohl waren. Von der Südspitze der Sinai Halbinsel, dort, wo sie den Schiffskonvoi angegriffen hatten, waren es rund fünfzig Kilometer bis zur ägyptischen Küste und so hohe Berge wie hier gab es ja nur bis achtzig Kilometer landeinwärts. Sie hätten also längst die Ebene des Niltales erreicht haben müssen. Es sei denn, der Nordwind war wesentlich stärker als angenommen, was zu dieser Jahreszeit jedoch nicht ungewöhnlich war.
Als er näher zum brennenden Flugzeugwrack kam und den Berg sah, an dem die Maschine zerschellt war, ahnte er plötzlich, wo sie sich befinden mussten. Keine andere Erhebung in der Ostwüste auf der Höhe von Luxor war so hoch. Das konnte nur der „Gebel -Semna“ sein, der mit seinen über eintausend Metern Höhe düster emporragte. An seinem Fuße loderten noch die Flammen aus den Trümmern des abgestürzten Flugzeuges. Sie waren also über einhundert Kilometer vom Nordwind nach Süden versetzt worden. Jansen musste sich in der Dunkelheit über messerscharfe Felsstücke vorantasten. Er hielt Ausschau nach seinen Männern.
Als ersten fand er den Obergefreiten Krüger. Dieser hatte den Absprung ebenfalls heil überstanden. Er war offensichtlich froh, seinen Kommandanten wieder wohlbehalten anzutreffen, und machte Meldung: „Alles in Ordnung, Herr Leutnant, Obergefreiter Krüger meldet sich zurück!“ Hinter einer kleinen Felskuppe trafen sie auf zwei weitere Besatzungsmitglieder. Diesen war es nicht so gut ergangen. Der Gefreite Huber hatte sich den Knöchel verstaucht und humpelte mehr schlecht als recht über die scharfkantigen Felsen zum Wrack. Feldwebel Körner hatte eine klaffende Wunde am linken Arm, welche er sich beim Abstieg vom Berghang, auf dem er gelandet war, zugezogen hatte.
Für Unteroffizier Berger kam jede Hilfe zu spät. Sein Fallschirm hatte sich hoch oben an einem Felsvorsprung verheddert. Beim Versuch, sich von den Leinen loszuschneiden, musste der arme Soldat abgestürzt sein und sich das Genick gebrochen haben. Sie fanden ihn am Talgrund liegen.
„Männer, so traurig es ist, dass wir einen Kameraden verloren haben, können wir aber von Glück reden, dass es uns nicht auch erwischt hat. Hier, in diesem Felsengebirge, in absoluter Finsternis mit dem Fallschirm aus Mindesthöhe abzuspringen, war ein großes Risiko. Wollen wir für den Kameraden Berger eine letzte Ruhestätte schaffen.“
Sie nahmen dem toten Soldaten seine Erkennungsmarke ab und schlichteten als dürftige Grabstelle Felsstücke auf den leblosen Körper. Danach machten sie sich auf den Weg, den ihnen der Schein des Feuers wies.
Als sie nach einer Weile am Wrack angelangt waren, konnten sie erkennen, dass die mächtige Explosion einen Felssturz ausgelöst haben musste. Ein Stück oberhalb der langsam verlöschenden Flammen sahen sie ein steinernes Portal halb aus dem Geröll ragend.
Ein uralter, verschütteter Eingang. Als sie näher he-rankamen, bemerkten sie, dass eine Art grünlicher Nebel oder Dunst aus dem halb freigelegten Eingang he-rausdrang.
„Ich werde mir das ansehen“, meinte Krüger und auf ein Nicken von Leutnant Jansen kletterte der Obergefreite die Geröllhalde zum Eingang hoch. „Was ist das für ein grüner Nebel?“, fragte Berger, dem noch immer der Schock des soeben Erlebten in den Knochen saß.
„Vielleicht ist das Rauch von verbrannten Flugzeugteilen, der vom Hydrauliköl eine grünliche Farbe hat?“, meinte Jansen.
„Möglich, aber ich halte es nicht für Rauch“, sagte Huber, „das sieht aus, als ob es direkt aus dem Portal dort oben herauskommt.“ Obergefreiter Krüger war inzwischen vor dem steinernen Portal angelangt und ging direkt darauf zu. Als er den grünlichen Nebel am Boden erreichte, verschwand er urplötzlich vor den Augen seiner entsetzten Kameraden. Der Nebel war nicht so dicht, als dass er hätte darin verschwinden können, nein, es war da nur eine wenige Zentimeter hohe Schicht am Boden. Aber Krüger er war einfach von einer Sekunde auf die andere nicht mehr da.
Erschrocken wichen die drei anderen zurück und wussten nicht, was da vor ihren Augen geschah. Sie riefen nach ihrem Kameraden, aber er blieb verschwunden. Es war einfach unglaublich. Schließlich fassten sie sich wieder und suchten in der Nähe des Wracks einen Platz für ein Nachtlager. Zuerst wurde noch Hubers Knöchel
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