Steine der Macht (German Edition)
bewusst von den alten Gold- und Smaragdminen, von deren Existenz ja jeder Archäologe wissen musste und erst recht Dr. Hamam. Er würde sich hüten, über das Portal, bei dem er im Februar mit Linda und Raghab gewesen war, zu erzählen.
„Diese Bergwerksstollen sind uns bereits bekannt“, antwortete der Fremde, „woanders haben Sie solche Eingänge noch nicht gesehen?“ „Leider nein, da kann ich Ihnen auch nicht weiterhelfen.“
Am Blick des Ägypters war aber zu erkennen, dass er Wolf nichts von dem, was er gesagt hatte, glaubte. Er verabschiedete sich höflich von Wolf mit einigen Floskeln, so wie es für die Araber eben üblich war.
Wolf stand noch einige Zeit an der Bar, trank seinen Mangosaft gemächlich aus und überlegte, ob er jetzt überhaupt noch Raghab besuchen sollte. Als Einheimischer war Raghab damals am Checkpoint auch nicht registriert worden. Sein Name schien nirgendwo auf. Aber wenn Hamams Leute Raghab erst einmal in Händen hätten, dann wäre die Geschichte von der Entdeckung des schwarzen Steines kein Geheimnis mehr.
Also beschloss Wolf, den Fischer vorerst nicht aufzusuchen, vermutlich würde man ihm heimlich folgen.
Trotzdem fuhr er noch am selben Nachmittag in die nahe gelegene Stadt Safaga, um Jussuf, der einen kleinen Andenkenladen hatte, zu besuchen.
Seine Vermutung war richtig. Kurz nachdem er das Geschäft an der einzigen Straße in Safaga betreten hatte, sah er einen dunklen Wagen auf der gegenüberliegenden Straßenseite stehen bleiben. Sowohl der Wagen als auch die beiden Araber, welche ausstiegen und scheinbar interessiert in die Auslagen schauten, passten einfach nicht in das Bild dieses verschlafenen, orientalischen Ortes. Kein Ägypter stellte sich vor ein Schaufenster eines Souvenir-Geschäftes. Zudem hatte das Fahrzeug ein Kennzeichen aus Kairo. Wolf wusste nun, dass er beschattet wurde.
Nachdem er mit Jussuf ausgiebig geplaudert und einen Tee getrunken hatte, stieg er wieder in den Wagen und fuhr zurück zum Hotel. Er wollte mit Franz, der ja ein Landsmann von Wolf war, über diese Geschichte sprechen, aber dieser war am selben Tag nach Kairo gefahren und sollte erst in zwei Tagen wieder zurückkehren. Dann würde Wolf aber schon im neunzig Kilometer entfernten Mövenpick Hotel in Quseir sein.
Der nächste Tag verging ohne besondere Vorkommnisse. Tags darauf packte Wolf wieder seinen Koffer und fuhr am Abend nach Quseir. Nachtfahrten hatten in Ägypten schon immer ihren besonderen Reiz. Die meisten Lenker waren dort bei Dunkelheit immer nur mit schwachen Begrenzungslichtern unterwegs und wenn Gegenverkehr kam, schalteten sie kurz davor das Fernlicht ein. So wurde man laufend geblendet. Manchmal fuhren die Leute sogar gänzlich ohne Beleuchtung, was für Wolf bei dieser Fahrt eine gefährliche Situation heraufbeschwor. Ein ziemlich langsam fahrender Pickup, vollkommen ohne Licht, tauchte plötzlich in seinem Scheinwerferkegel auf und nur mit einem schnellen Ausweichmanöver gelang es Wolf, den Wagen nicht zu rammen. Ansonsten war die Fahrt ruhig.
Das am Ortseingang von Quseir gelegene Mövenpick Hotel gehörte ebenfalls zur gehobenen Fünf-Sterne-Klasse und man erwartete Wolf bereits. Ein recht schöner Bungalow wurde ihm zugewiesen und eine Flasche Rotwein sowie eine Obstschale standen zur Begrüßung auf dem Tisch.
Wolf wollte Linda mit seinem Handy anrufen und ihr alles, was er in den letzten Tagen erlebt hatte, erzählen. Warum sollten die Ägypter aber nicht auch sein Handy abhören können. Das Satellitentelefon, damit würde hier kaum einer rechnen. Es war in der Handgepäckstasche verstaut. Der Akku war vollgeladen und Wolf musste damit nach draußen gehen. Das Telefon benötigte freie Sicht zum Himmel, aber dafür funktionierte es überall auf der Welt. Linda meldete sich etwas verschlafen, denn bei ihr zu Hause war es bereits fast Mitternacht.
Sie war erstaunt, dass sich Dr. Hamam so sehr um diesen Stein bemühte. Wusste auch er mehr darüber? Ibrahim hatte ihnen damals in Kairo doch gesagt, dass Hamam schon vor einigen Jahren in der Cheops-Pyramide und in der Nähe unter der Sphinx uralte Aufzeichnungen über die geheimen Machtinstrumente der Pharaonen gefunden hatte.
„Pass auf dich auf und gehe vor allem keine unnötigen Risiken ein“, meinte sie noch zum Abschied. Sie wusste aber bereits im selben Moment, dass solche Worte für Wolf keine Bedeutung hatten. Durch nichts und niemanden würde er sich davon abhalten lassen, den letzten Geheimnissen
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