Steine der Macht (German Edition)
dieser schwarzen Steine auf die Spur zu kommen.
Am nächsten Tag wollte er, wenn er jetzt schon hier in Quseir war, einen kurzen Abstecher in das über einhundert Kilometer entfernte Bir Umm Fawakhir, in das Tal der Hieroglyphen, machen. Bei seinem letzten, unfreiwilligen Besuch dort hatte ihnen der hilfsbereite Ägypter mit seinem Pick-Up das dringend benötigte Benzin für die Rückfahrt überlassen.
Am Checkpoint wollten die Posten Wolf zuerst nicht passieren lassen. Schließlich war es ja für Ausländer verboten, durch dieses Gebiet zu fahren. Aber schon nach einer Minute kam sein Bekannter, der Officer Mahmud, aus dem Betonhäuschen. Es war wieder die übliche Begrüßung. Wolf sagte ihm, dass er heute ohnehin nicht bis an den Nil, sondern nur bis zu den Felszeichnungen in den Bergen fahren würde. Er wäre dann in spätestens vier Stunden wieder hier.
Nach der für Wolf schon eintönigen Fahrt und ohne die abwechslungsreichen Kommentare von Linda trank er bei der einzigen Siedlung in den Bergen einen Tee. Etwas anderes gab es ohnehin nicht. Danach fuhr er noch die letzten zehn Kilometer zur Engstelle in den Bergen, stellte den Wagen ab und begann mit seiner neuen Kamera, die schönsten Felszeichnungen zu fotografieren, als plötzlich ein Wagen an der Straße stehen blieb.
Es war eine neue, dunkle Limousine. Vier Leute stiegen aus. Zwei davon waren gut gekleidete Araber und ein Mann und eine Frau. Touristen, dachte Wolf. Also war er sicher nicht der Einzige, der hierher fahren durfte. Der Herr im reiferen Alter zeigte seiner Begleiterin einige Felsinschriften. Wolf bemerkte an der Sprache, dass es sich vermutlich um Engländer handeln müsste. Als sie näher zu ihm herankamen, sprach Wolf den Mann an, zeigte ihm besonders schöne Reliefs und erzählte ihm ein wenig von dem Pharaonen-Stützpunkt mit seinen Gold- und Smaragdminen.
Er erwähnte auch noch die Ruinen vom antiken Hafen Mios Hormos. „Kennen Sie Professor Coock von der Universität Liverpool?“, fragte ihn der Mann.
„Der leitet dort, wo Sie gesagt haben, die Ausgrabungen und ich bin derjenige, der sie finanziert.“ Wolf stutzte, deshalb also konnten die beiden den Weg in dieses Tal so ohne Weiteres befahren.
„Wie konnten Sie übrigens hierher fahren, wie konnten Sie den Checkpoint passieren?“ Das war die nächste Frage an Wolf.
„Ich kenne den diensthabenden Officer“, war Wolfs lapidare Antwort, mit der sich der Fremde aber zufriedengab.
Wolf fuhr nach diesem kurzen Gespräch noch die fünf Kilometer zum Brunnen mit der Wendelstiege. Er fuhr mit dem Wagen ein Stück von der Asphaltstraße den Weg zum Brunnen hinein. Auch der Wagen mit den vier Personen folgte und sie besichtigten alle den inte-ressanten, tiefen Schacht aus der Pharaonenzeit. Als sich Wolf schließlich verabschiedete und wieder wegfahren wollte, grub sich sein Fahrzeug im Sand ein. Mithilfe aller vier Anwesenden gelang es nach einer Viertelstunde, den Wagen wieder flott zu bekommen.
Wolf war froh, als er nach einer weiteren Stunde wieder am Checkpoint angelangt war.
Am folgenden Morgen machte er sich gleich nach dem Frühstück auf den Weg zu den Ausgrabungen von „Myos Hormos“, der größten antiken Hafenstadt am Roten Meer. Es war nur ein Stück zu Fuß, direkt auf der Höhe des Hotels, über die Küstenstraße, in Richtung Berge. Von Weitem konnte er schon die Zelte sehen, welche den Ausgrabungsmannschaften Schutz vor der Sonne boten.
Er schlenderte wie ein neugieriger Tourist durch die Ruinen der alten Stadt und hob bisweilen die -Kamera ans Auge, um den Anschein zu erwecken, er würde fotografieren. Bevor Wolf noch die Zelte der Ausgräber erreichen konnte, fuhr plötzlich ein dunkelblauer -Pick-Up auf ihn zu, blieb vor ihm stehen und zwei Polizisten bedeuteten Wolf in gebrochenem Englisch, dass er hier nicht bleiben durfte. Das Dokument, der Zettel, dem ihn der Araber an der Autobahn in Hurghada gegeben hatte, ja, er war in seiner Tasche. Rasch zog Wolf das Stück Papier hervor und zeigte es dem Uniformierten. Dieser ging damit zu seinem Kollegen und beide starrten wie gebannt auf das Dokument. Sie entschuldigten sich bei Wolf, murmelten etwas von einem Missverständnis und fragten, ob sie ihn mit ihrem Wagen zum Ausgrabungsleiter bringen sollten. Er lehnte dankend ab, er wollte den Weg lieber zu Fuß zwischen den bereits ausgegrabenen Ruinen gehen. Auf halbem Weg zu den Zelten kam ihm ein Mann entgegen. Er hatte, ebenso wie Wolf, einen
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