Steine der Macht (German Edition)
bedeuten? Wieder ein Zufall?
Als Wolf am frühen Nachmittag an der Poolbar saß, war plötzlich wieder der Ägypter da, welchen er beim Frühstück getroffen hatte.
„Ich habe gehört, Sie waren im Februar auch hier und sind damals mit Ihrer Begleiterin in die Berge gefahren.“
„Ja, aber Sie wissen doch, dass wir Touristen nur auf bestimmten Routen hier in Ägypten unterwegs sein dürfen, angeblich wegen der Terrorgefahr. Aus diesem Grund sind wir damals nur ein kleines Stück auf einer alten Straße zu einem Bergwerksdorf gefahren“, erwiderte Wolf.
„Sie waren doch im Februar auch in Luxor?“ Jetzt schien das Ganze schon den Charakter eines Verhöres anzunehmen. Was wollte der Fremde von ihm und was wusste er? Wolf versuchte, seine Gedanken im Zaume zu halten, wahrscheinlich hatte der Ägypter von Franz ein paar Informationen und war einfach nur neugierig wie alle Araber.
„Da war letzten Februar ein fürchterliches Unwetter in den Bergen, mindestens sieben Menschen kamen dabei ums Leben. Sie sind allesamt in dem reißenden Wasser eines Wadis ertrunken. Haben Sie damals auch von dem Gewitter in den Bergen gehört?“
„Ja“, log Wolf mit stoischer Ruhe, „gehört schon, aber Allah sei Dank, wir waren weit genug davon entfernt. Wir haben sogar an der Küste noch das Wasser aus den Wadis ins Meer fließen sehen.“
„Sie wurden damals am Quseir-Checkpoint registriert, aber Sie sind nicht aus Luxor gekommen, so wie Sie damals angegeben haben.“
Mit dieser Aussage hatte der Fremde nun zu erkennen gegeben, dass er so gut wie alles wusste und daher einer staatlichen Organisation angehören musste. Aber welcher?
Wolf schaltete rasch. „Doch, wir sind von Luxor gekommen, wir sind aber in Luxor über die Nilbrücke auf die Westbank gefahren und von dort am Nil entlang die kleine Straße bis Qena, wir wollten unterwegs ein koptisches Kloster und anschließend den Hathor-Tempel von Dendera besichtigen.“
„Dann wären Sie aber doch über die ‚Konvoistraße‘ direkt nach Safaga gefahren, Sie sind aber in Quseir aus der Bergwüste gekommen. Ich verstehe nicht ganz?“
Der Mann war offensichtlich sehr intelligent und sein Gedankengang war absolut logisch. Doch auch hier konnte ihm Wolf noch einmal rasch Parole bieten. „Sie haben recht, es wäre sicher der kürzere Weg gewesen, da ich aber meiner Begleiterin noch die Felsinschriften und Zeichnungen im Tal von ‚Bir umm Fawakhir‘ zeigen wollte, fuhren wir von Qena dreißig Kilometer zurück zur Stadt Qift und von dort aus dann direkt ins Tal der Hieroglyphen. Auf diese Weise hatten wir keine Polizeikontrolle mehr und gelangten schließlich zum Checkpoint nach Quseir. Auf dieser Route mussten wir also den Luxor-Checkpoint nicht passieren und konnten demnach dort auch nicht registriert werden.“
Der Ägypter schien innerlich vor Wut zu kochen. Wolfs Angaben waren nicht zu widerlegen, obwohl er davon überzeugt war, dass Wolf die Unwahrheit sagte oder zumindest etwas Wichtiges verschwieg.
Wolf wusste nun, dass es in Wahrheit nur um den Stein ging. Die Ägypter hätten sich doch niemals solche Mühe gemacht nur, um herauszufinden, wo er überall unterwegs gewesen war.
Also bestand da ein großes Interesse an diesem kleinen Stein, aber worum ging es wirklich?
Er dachte an den auf Arabisch verfassten „Passierschein“, welchen ihm gestern Nacht der Mann auf der Autobahn gegeben hatte. War dieser Unbekannte auch einer von Hamams-Leuten? Wozu sollte ihm der Schein dienen?
Der Ägypter entschuldigte sich, stand auf, nahm sein Handy und ging telefonieren.
Kurz darauf kam er zurück und stellte sich zu Wolf an die Bar.
„Dr. Hamam, Sie kennen ihn sicher, hat mich beauftragt, mit Ihnen Kontakt aufzunehmen. Wir wissen, dass Sie schon des Öfteren in der Bergwüste herumgefahren sind und sich mittlerweile dort auch schon ganz gut auskennen. Wir sind auf der Suche nach verborgenen Stollen aus der Pharaonenzeit. Ist Ihnen bei Ihren Fahrten irgendetwas Derartiges aufgefallen? Haben Sie solche Eingänge in die Berge schon gesehen? Können Sie uns in dieser Hinsicht behilflich sein?“
Daher wehte also der Wind! Hamam war offensichtlich wirklich auf der Suche nach dem schwarzen Stein. Der Ägypter erwähnte das aber mit keinem Wort.
„Im Tal der Hieroglyphen sind viele solcher Stollen, sie sind schon teilweise verfallen, aber manche sind noch gut erhalten. Es ist sicher gefährlich, dort hineinzugehen. Das Gestein ist sehr brüchig.“ Wolf sprach
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