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Steinfest, Heinrich

Steinfest, Heinrich

Titel: Steinfest, Heinrich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo die Löwen weinen
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Sagen Sie mir lieber,
was ich wissen muß."
    "Werden Sie meinen Namen heraushalten?"
    "Für so was bin ich berühmt. Im Ernst."
    Lynch machte ein verkniffenes Gesicht. Er fühlte sich
sichtlich unwohl. Ganz klar, Rosenblüt war keiner, den man bestechen konnte.
Das waren die Übelsten. Drei Leute von dieser Sorte hätten gereicht, das ganze
Busineß in diesem Land zugrunde zu richten. Ein Glück, daß es drei von dieser
Sorte nicht gab. Aber auch der eine war schlimm genug. Lynch sagte: "Der
Auftrag kam aus Stuttgart. Zumindest glaube ich das. Man hat mich genau
angewiesen, was zu tun ist. Uhl sollte einen Denkzettel erhalten. Einen
deutlichen, dennoch harmlosen."
    "Harmlos? Sein Sohn ist ein Nervenbündel!"
    "Der kleine Arsch soll sich nicht so haben. Meine
Jungs haben ihn doch kaum angerührt. Etwas Angst gehört freilich dazu. Sonst
wär's ja sinnlos."
    "In Ihrem Anruf an Uhl war von einer Maschine die
Rede", zielte Rosenblüt auf den entscheidenden Punkt.
    "So lautete mein Auftrag", erklärte Lynch. "Dem
Herrn Professor klarzumachen, daß er die Sache mit der Maschine vergessen soll.
- Fragen Sie mich nicht, was für eine
Maschine. Ich weiß es nicht. Wäre auch schön blöd, mir das zu sagen. Uhl hat
verstanden, worum es geht, das hat genügt. Reden Sie mit ihm."
    Rosenblüt ignorierte die Empfehlung und erkundigte sich
nach Lynchs Auftraggebern.
    "Keine Ahnung."
    "Das glaube ich Ihnen nicht. Sie machen einen solchen
Job nicht, wenn Sie nicht wissen, für wen Sie das tun."
    "Ich weiß es wirklich nicht", sagte Lynch und
machte diese Aussage dadurch glaubhaft, daß er erklärte, einer seiner Cousins
hätte die Sache vermittelt. "Das war meine Versicherung. Ich erhielt
einen Anruf, eine genaue Anweisung, das war es auch schon."
    "Wo lebt der Cousin, hier in München?"
    "Nein, in Stuttgart. Darum denke ich ja, daß die
Auftraggeber von dort stammen. Eine Vermutung, mehr nicht."
    "Wieviel haben Sie kassiert?"
    "Zwanzigtausend."
    "Das ist eine nette Summe."
    Lynch zuckte mit den Schultern und meinte: "Im
nachhinein betrachtet, ist das echt zu wenig. Angesichts dessen, daß ich mich
jetzt mit Ihnen herumschlagen muß. Das hat mir leider vorher keiner gesagt.
Hätte ich's gewußt, hätte ich zuerst das Doppelte verlangt und dann abgelehnt."
    "Die Tränen und die Seufzer, die kamen hintennach",
ging Rosenblüt erneut in die Bildungsoffensive, diesmal Heine zitierend. Und
legte, etwas verwirrend, noch Rückert drauf: "Vor Gott ist keine Flucht
als nur zu ihm."
    Lynch zitierte zurück, natürlich aus einem Film: "Gott
ist ein Luxus, den ich mir nicht leisten kann."
    "Schön", sagte Rosenblüt anerkennend, wollte nun
aber den Namen des Stuttgarter Cousins erfahren.
    "Bei allem Respekt", antwortete Lynch. "Das
geht zu weit."
    Rosenblüt indes meinte: "Ich kriege es doch ohnehin
heraus."
    "Na, dann kriegen Sie es eben heraus. Aber nicht
durch mich."
    "Was ist eigentlich mit den Jungs, die Sie da auf den
Weg geschickt haben?"
    "Was soll mit denen sein? Ich bin ihr Mentor. Die
würden sonst nur Unfug machen. Ich halte sie davon ab, zu dealen, dumm rumzuhängen
oder Autos zu knacken. Die machen Musik, wirklich gute Musik. Keine typische
Hip-Hop-Scheiße. Schon auch Hip-Hop, aber ohne Scheiße. Die machen Filmmusik.
Das war meine Idee. Die ganzen Klassiker neu vertonen. Die kommen noch groß
raus."
    "Doch bis sie groß rauskommen ..."
    "Werden Sie nicht moralisch, Kommissar. Wir sind
keine Monster. Hin und wieder ein Job, das muß sein. Denken Sie, ich kann von
dem Schrott leben, der hier herumsteht? Ich würde viel lieber ein Kino aufmachen.
Aber - surprise: Das einzige Kino, das einer wie ich aufmachen dürfte, wäre
ein Sexkino."
    "Ja, das ist schade. Ein gutes Kino wäre sicher fein",
sinnierte Rosenblüt. "Wo man wochenlang nur Woody-Allen-Filme zeigt. Und
die alten Franzosen. Mittags schon Letztes Jahr in Marienbad. - Aber genug
geträumt. Wenn Sie mir den Namen Ihres Cousins nennen, brauche ich keinen Kollegen
bemühen. Ich will Sie und Ihre musizierenden Knaben und Ihre Verwandtschaft
weitestmöglich verschonen. Also muß ich Ihren Cousin sprechen können, ohne
vorher den ganzen Apparat in Gang zu setzen. Die Kollegen in Stuttgart etwa."
    Lynch überlegte. Er zündete sich eine weitere Zigarette
an, dann nannte er einen Namen. Er ergänzte: "Ich werde meinen Cousin vorwarnen."
    "Darum bitte ich", sagte Rosenblüt, nickte Lynch
zu und verließ den Laden. Draußen wartete wie gehabt Kepler. Wie er da saß, auf
seinem

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