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Steirerblut

Steirerblut

Titel: Steirerblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Rossbacher
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versauen.«
    »So einfach ist das nicht. Ich suche den Kontakt zu meiner Mutter wahrlich nicht, aber sie schafft es immer wieder … ach, ist doch egal.«
    »Was schafft sie? Dir ein schlechtes Gewissen zu machen?«
    »Genau.«
    Jetzt seufzte Bergmann. »Dann ist dir wahrlich nicht zu helfen.«
    Das hatte sie auch gar nicht von ihm erwartet. Aber etwas anderes, das ihr schwer im Magen lag, konnte er für sie tun. »Würdest du bitte die Befragung meiner Mutter übernehmen? Und die meines Halbbruders?«
    »Kein Problem«, sagte er, während sie den Wagen vor der Inspektion parkte.
    »Danke, Sascha.«
    »Ich schau noch kurz bei Blondie – äh, Petra – vorbei,« meinte er auf dem Weg ins Büro.
    Darauf hätte Sandra wetten können.
    »Ich frage sie nur rasch, ob mein Laptop schon repariert werden konnte«, fügte er erklärend hinzu.
     
    Nachdem Sandra ihr E-Mail-Postfach geöffnet hatte, stellte sie erfreut fest, dass die Chefredakteurin des Clinch-Magazins bereits ganze Arbeit geleistet hatte. Oder besser: leisten hatte lassen. Im Mailanhang waren insgesamt acht Artikel, die von Eva Kovacs verfasst und seit Jahresbeginn in den Clinch-Ausgaben erschienen waren. Sandra druckte alle aus. Vier davon waren Titelgeschichten, die mehrere Seiten umfassten. Unter anderem auch jene Story, die zwei vormals angesehene Chefärzte mit dem Doping von Spitzensportlern in Verbindung brachte, wofür die beiden sich demnächst vor Gericht verantworten mussten. Soweit Sandra das beurteilen konnte, hatte die Kovacs ihr Handwerk beherrscht. Der Text war nicht nur logisch strukturiert, er animierte sie Zeile für Zeile zum Weiterlesen, ohne dabei reißerisch zu wirken. Der Stil war schnörkellos und geschliffen. Die Details fügten sich wie Puzzlesteine zusammen. Jeder, der Dreck am Stecken hatte, konnte froh sein, dass die preisgekrönte Enthüllungsjournalistin nun nicht mehr recherchieren und berichten konnte. So gesehen sprach doch einiges dafür, dass der Mord an Eva Kovacs im Zusammenhang mit deren Arbeit stand. Alle Artikel wollten akribisch überprüft und eventuellen Hinweisen nachgegangen werden. Auch die älteren Storys im Archiv mussten zumindest auf mögliche Motive gecheckt werden. Das konnte Wochen dauern! Bergmann musste einen Teil der Storys übernehmen, wenn sie in angemessener Zeit Ermittlungsfortschritte erzielen wollten. Hoffentlich konnte Max seinen Laptop reparieren. Der Artikel über die Sexpartnerbörse war wie für Bergmann geschaffen. Die Kovacs hatte ausgerechnet jenes Portal für Sexkontakte aufs Korn genommen, auf dem Sandra den Kollegen letztens beim Surfen ertappt hatte. Das Mordopfer hatte sich dort unter dem Nickname ›Evita‹ registrieren lassen, um für ihre Story zu recherchieren. Dem Ergebnis nach zu urteilen, war sie auch bei dieser Geschichte äußerst gründlich vorgegangen. Sandra gab schließlich ihrer Neugierde nach – immerhin war sie beruflich begründet – und tippte die Adresse des Sexportals in ihren Laptop ein. Die Startseite öffnete sich und sie musste bestätigen, dass sie über 18 Jahre alt war. Die nächste Seite lockte mit anzüglichen Fotos und Videoclips von jungen willigen Frauen, die allesamt nach Sexpartnern suchten. Männer waren auf den ersten Blick keine zu entdecken, obwohl oder gerade weil das starke Geschlecht den Großteil der Mitglieder stellte. Und die wollten nun mal Frauen und keine Männer sehen. Verständlich. Um noch tiefer in die virtuelle Sexwelt eindringen zu können, hätte sich Sandra registrieren lassen müssen, was sie nicht für nötig hielt, wusste sie doch bereits aus dem Clinch-Artikel, dass sich mithilfe dieses Kontaktportals fast jede sexuelle Fantasie erfüllen ließ. Außerdem ging sie davon aus, dass Bergmann bereits ein Mitglied war, und beschloss, ihm diese heiße Fährte zu überlassen. Die Ermittlungen in diesem Milieu würden ihm sicher weitaus mehr Vergnügen bereiten als ihr.
    Sandra wollte sich lieber den Artikel über den Politikergatten vornehmen, dessen illegale Waffengeschäfte die Kovacs aufgedeckt hatte. Und jenen über die erfolglosen Bankmanager, die Prämien in Millionenhöhe kassierten, während einfache Angestellte wegen der negativen Geschäftsergebnisse reihenweise gekündigt worden waren. In was für einer Welt leben wir eigentlich?, fragte sich Sandra, nachdem sie auch diesen Artikel zu Ende gelesen hatte. Umso trauriger fand sie es, dass Eva Kovacs nie wieder derlei Machenschaften aufdecken würde. Alleine im

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