Steirerblut
bevor sie hier aufgetaucht ist. Wahrscheinlich ist sie sogar wegen Ihnen nach St. Raphael gekommen«, unterstellte er dem Verdächtigen.
»Wegen mir? Wieso denn das?«
»Um sich mit Ihnen zu vergnügen. Sie sagten doch selbst, dass das Opfer auf Sie abgefahren ist.«
»Ja, aber so hab ich das doch nicht gemeint. Ihr verdrehts mir die Worte im Mund. Ich hab die Tante überhaupt nicht gekannt, vor diesem Abend«, versicherte Mike.
»Doch, Mike. Du kanntest Eva Kovacs bereits aus dem Internet: www.sexpartnerb örse.at – sagt dir das nichts? Du ›Womanizer‹, du …«
» Was wollts ihr mir da anhängen? Ich war in meinem Leben noch nie auf einer solchen Seite«, schwor Mike.
»Wart nur, bis mein Laptop hochgefahren ist, dann beweise ich dir das Gegenteil.«
»So geben Sie es doch ruhig zu. Sie haben Eva Kovacs alias ›Evita‹ auf der Sexpartnerseite kennengelernt und sich mit ihr in der ›Goldenen Gans‹ verabredet, um hernach Ihre gemeinsamen sexuellen Fantasien in die Tat umzusetzen«, wiederholte Bergmann den Verdacht.
»Nein, zum Teufel!«, brüllte Mike zornig.
»Sie müssen ziemlich wütend gewesen sein, dass die Kovacs Sie verschmäht hat, nachdem sie Ihnen in der Gaststube persönlich begegnet ist. War das eigentlich Ihr erstes richtiges Date? So von Angesicht zu Angesicht«, fuhr Bergmann unbeeindruckt fort.
»Hören Sie mir eigentlich zu? Wir hatten kein Date. Ich hab sie vorher nicht gekannt. Wir haben uns rein zufällig in der ›Gans‹ ’troffen!«
»Tut mir leid. Das kaufe ich Ihnen nicht ab. Vielmehr denke ich, dass Frau Kovacs Sie an diesem Abend doch nicht so unwiderstehlich fand, wie sie es nach Ihrem Internettechtelmechtel annehmen durfte. Also haben Sie die Frau angegrapscht, um sie zu überzeugen, was sie sich jedoch nicht gefallen hat lassen. So war es doch, oder?«, fragte Bergmann.
»Nein! So war es nicht!«, protestierte Mike erneut.
»Wie war es denn dann?«, fragte Sandra.
Mike schwieg auf ihre Frage hin, also sprach Bergmann weiter: »Später sind Sie in den Gasthof zurückgekehrt und haben sich das geholt, worauf die Kovacs Sie im Internet scharfgemacht hat: hemmungslosen Sex mit ihr. Das wäre ja so weit auch in Ordnung gewesen. Vorausgesetzt, sie hat dann doch noch freiwillig mitgemacht, was ich jedoch stark bezweifle, sonst hätten Sie sie ja nicht umbringen müssen.«
Mike raufte sich die Haare und suchte vergeblich nach passenden Worten.
»Schau doch her, Mike ›Womanizer‹, das bist doch du. Oder etwa nicht?« Sandra drehte den Laptop um, sodass er das eigene Foto und sein User-Profil auf der Webseite erkennen konnte.
»Das ist doch … so eine Scheiße! Wer hat das denn da draufgestellt?« Mike verlor endgültig die Beherrschung und sprang von seinem Sessel hoch.
»Setzen Sie sich wieder hin und schauen Sie zu«, befahl Bergmann und startete das Video. Mike beobachtete das Pärchen, das es vor seinen Augen trieb. »Und warum muss ich mir das anschaun?«, fragte er nach einer Weile, ohne den Blick vom Bildschirm zu nehmen.
»Sind das Sie? Und ist das da vielleicht Frau Kovacs?«
»Was? Ich bin das nicht! Und den Arsch von der Tante kenn ich nicht. Auch nicht ihre Fut.«
»Mike!«, rügte ihn Sandra.
»Was denn? Ihr zeigts mir hier Pornos von irgendwelchen wildfremden Leuten, und ich soll der Böse sein?«
»Wenn du noch nie auf dieser Seite warst, wer hat dann dein Profil samt Foto online gestellt?«, fragte Sandra. »Und wer hat mit ›Evita‹ gechattet?«
»Keine Ahnung! Ihr seids doch die Schnüffler. Findets es heraus! Ich kenn dieses Foto nicht. Wenn ich den erwisch, der das war, dann gnade ihm Gott.«
»Du kannst dir ja in der U-Haft überlegen, wer das getan haben könnte«, schlug Sandra vor. »Am besten, du nimmst dir einen guten Anwalt, Mike.«
»Die Mama hat schon recht: Du bist echt die allerletzte Geifn!«, fuhr Mike sie hasserfüllt an.
Sandra zog instinktiv den Kopf ein.
»Schluss jetzt!« Bergmann stand auf und näherte sich dem Verdächtigen.
»Das könnts doch nicht machen! Was ist mit meiner Speichelprobe? Die muss doch beweisen, dass ich mit der Alten nix ghabt hab!«
»Das werden wir dann schon sehen. Bis dahin werden Sie eine Weile auf Staatskosten untergebracht. Los, mitkommen!« Bergmann packte Mike am Oberarm und verließ mit ihm den Raum.
Sandra blieb eine Weile wie betäubt sitzen. Warum nur wurde sie immer wieder mit ihrer fürchterlichen Familie konfrontiert? Sie wollte keine Auseinandersetzungen, hatte diese
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