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Steirerblut

Steirerblut

Titel: Steirerblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Rossbacher
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biss hinein. Max, der neben ihr auf der Bank saß, machte sich zuerst über eine fingerdicke Scheibe kalten Schweinsbraten her.
    Das schöne Wetter hatte außer ihnen noch ein paar Wanderer angelockt. Rentner, die wie sie die vielleicht letzten Spätsommer-Sonnenstrahlen dieses Jahres im Gastgarten der Binderalmhütte genossen. Es war gut möglich, dass das Grazer Becken noch immer im Nebel versank, während sich hier oben längst die Sonne durchgesetzt hatte. Was die Sonnenscheindauer anbelangte, so war die steirische Krakau zweifelsfrei bevorzugt. Auch wenn der Winter dafür länger blieb als in der Landeshauptstadt.
    Der frische Kren stieg Sandra in die Nase. Sie schnäuzte sich und trocknete die Tränen, die ihr die scharfe Wurzel in die Augen trieb. Ihre Atemwege fühlten sich wie durchgeputzt an und waren bereit, noch mehr von dem Sauerstoff aufzunehmen, den der angrenzende Wald tagein, tagaus produzierte.
    Ihr erster Heißhunger war gestillt, und die Gläser waren zur Hälfte geleert, als Max sich nach dem aktuellen Ermittlungsstand erkundigte. Sandra verkniff es sich, ihm erneut die vertuschte Wirtshausschlägerei vorzuwerfen. Immerhin hatte er sich für seinen Fehler entschuldigt, und sie hatte beschlossen, ihm zu verzeihen. Stattdessen erzählte sie ihm, dass sich Mike und Eva Kovacs auf derselben Sexpartnerwebseite herumgetrieben und offenbar virtuellen Kontakt miteinander gehabt hatten. »So wie es aussieht, könnte das spätere Opfer sogar wegen ihm nach St. Raphael gereist sein«, sagte sie.
    »Dann war das also gar keine Vergewaltigung?«, meinte Max erstaunt.
    Sandra nickte. »Möglicherweise nicht.«
    »Sie war hier, um ihre sexuellen Fantasien zu realisieren«, zog er dieselben Schlüsse wie sie am Morgen.
    »Kann gut sein.«
    »Die Kovacs hatte ein Blind Date mit ihrem Mörder …« Max biss so kräftig in sein Gurkerl, dass Sandra der Essig ins Gesicht spritzte. Er entschuldigte sich lachend und säuberte ihre Wange mit seiner Serviette.
    »Blind Date mit ihrem Mörder«, wiederholte Sandra. »Schöner Buchtitel. Du solltest Kriminalromane schreiben«, meinte sie.
    »Vielleicht mache ich das später mal, wenn ich in Pension bin.«
    Dass er jetzt schon an den Ruhestand dachte, war typisch für Max – vorausplanend, wie er nun einmal war.
    »Ganz so blind war die Verabredung aber auch wieder nicht«, kehrte Sandra zum Thema zurück. »Die beiden wussten doch vorher schon, wie sie aussahen. Zumindest wusste er, wie sie aussah.«
    Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, konnte Max ihr nicht folgen.
    »Mike behauptet, jemand anders hätte sein Foto hochgeladen und vorgetäuscht, er zu sein«, erklärte ihm Sandra.
    »Ach so. Aber warum ist die Kovacs dann hier aufgetaucht?«, fragte Max.
    »Eben. Wir gehen jetzt mal davon aus, dass sie Mike hier treffen wollte.«
    »Oder jemanden anders, der sich als Mike ausgab.«
    »Der müsste dann aber auch hier leben. Sonst hätte es doch keinen Sinn gehabt, hierherzukommen«, stellte Sandra fest.
    »Vielleicht wusste derjenige aber auch gar nicht, dass sie kommen würde.« Max nahm einen kräftigen Schluck von seinem Most, bevor er ein weiteres Glas bei Rosi bestellte. »Für dich auch noch einen?«
    Sandra winkte ab. Mehr als einen Apfelmost wollte sie sich und ihren Verdauungsorganen nicht zumuten. Zu viel des Guten würde ihr nur wieder Bauchweh bescheren. »Ich hab auch schon an einen Überraschungsbesuch der Kovacs gedacht, bei dem sie an den echten Mike geraten ist. Aber wer ist dann der falsche?«
    Max kaute nachdenklich am Schwarzbrot herum. »Jemand, der sein wahres Gesicht nicht zeigen wollte und sich stattdessen das nächstbeste Foto von Mike gekrallt hat. Ohne zu ahnen, dass die Dame eines Tages persönlich hier auftauchen würde«, antwortete er schließlich.
    »Aber warum ausgerechnet ein Foto von Mike?«
    »Na, er ist doch ein hübscher Kerl.«
    »Findest du?«
    »Entscheidend ist doch nicht, was ich finde, sondern was die Frauen finden. Und auf die scheint er zu wirken«, meinte Max.
    Sandra blies hörbar Luft aus. »Versteh einer die Frauen«, ätzte sie.
    »Meine Red’.« Max lachte über ihren Kommentar, während Rosi seinen Most brachte.
    »Passt alles?«, wollte sie wissen.
    »Alles bestens, Rosi. Das ist immer noch die großartigste Jausn der Welt«, lobte Sandra sie.
    »Das freut mich, Sandra. Darf’s sonst noch was für euch sein?«, fragte Rosi.
    Max verneinte.
    »Für mich auch nicht, danke. Vergisst eh nicht auf die Jausn zum

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