Steirerherz
kleinen Dorf im steirischen
Krakautal stammte, in dem jeder etwas über jeden zu berichten wusste.
»Die Valentina ist im März nach
Graz gezogen. Zu ihrem Freund«, kam Franz junior der Antwort seines Vaters zuvor.
»Die beiden studieren dort an der Uni und …«
»Die Valentina
hat sich für gestern Nachmittag angekündigt«, unterbrach der Vater den Sohn, »die
ganze nächste Woche wollt sie dableiben und uns mit den Kürbissen helfen. Die sind
heuer besonders zeitig dran … Aber sie ist nicht gekommen. Mei’ Frau, die Linde,
hat sich große Sorgen um sie g’macht, und ich hab mehrmals versucht, die Tochter
am Handy zu erwischen.«
»Hat Valentina nicht abgehoben oder
war ihr Handy abgeschaltet?«, fragte Sandra nach.
Der Peterbauer überlegte kurz, bevor
er antwortete: »Es hat ein paar Mal geklingelt, bevor sich das Tonbandl gemeldet
hat. Ich hab ihr aufig’sprochen, dass sie uns anrufen soll.«
»Aber Ihre Tochter hat nicht zurückgerufen«,
sagte Sandra.
Vater Trimmel biss sich auf die
Lippen und schüttelte den Kopf.
»Wann haben Sie denn das letzte
Mal etwas von ihr gehört?«
»Am vorigen Sonntag hat die Linde
das letzte Mal mit der Valentina telefoniert.«
»Wie lautet denn Valentinas Handynummer?«,
fragte Sandra weiter.
Der ältere Sohn fischte sein Mobiltelefon
aus der Hosentasche und sagte Sandra die gewünschte Nummer an.
»Wie wäre Ihre Tochter überhaupt
hierhergekommen? Hatte sie denn ein Auto?«, wandte sich Bergmann an den Vater. Der
nickte abermals.
»Das Auto gehörte ihrem Freund,
dem Hausner Egon. Oder eigentlich seinem Vater«, stellte der junge Peterbauer klar.
»Aha. Haben Sie denn gar nicht bei
ihrem Freund nachgefragt, wo Ihre Tochter sein könnte?«, wollte Sandra vom Altbauern
wissen.
Der schüttelte heftig den Kopf.
»Wir hab’n ka Nummer von dem. Wir mögen eam und seine Leut’ ned«, erklärte er seine
Abneigung gegen den Hausner-Clan im breitesten Weststeirisch.
»Ach so. Und warum mögen Sie ihn
nicht?«
»Die hab’n der Valentina nur Flausen
in den Kopf g’setzt, bis sie am End g’meint hat, sie is’ was Besser’s wie wir.«
»Das ist doch Unsinn, Vater«, widersprach
Franz junior. »Der Egon hat halt einen g’stopften Alten. Dafür kann er doch nix.
Warum habts ihr mich denn nicht nach seiner Nummer g’fragt? Ich hab sie doch«, fügte
er vorwurfsvoll hinzu. Sandra bezweifelte, dass er damit den Mord an seiner Schwester
verhindern hätte können, notierte sich aber die Daten von Valentinas Freund für
die weiteren Ermittlungen.
»Egon Hausner heißt ihr Freund?«,
hakte Bergmann nach. »Ist der zufällig mit diesem ›Ferrari-Hausner‹ verwandt?«
»Ja. Seinem Vater Engelbert Hausner
gehört das Autohaus in Liebenau und noch einige Schnellimbissstandl in Graz und
Umgebung dazu«, erklärte Franz junior.
Sandra wunderte es nicht, dass der
alte Trimmel mit dem neureichen Autoverkäufer Engelbert Hausner, der keine Gelegenheit
ausließ, die steirischen Klatschblätter mit seinen mehr oder weniger peinlichen
Auftritten zu füllen, nicht zurechtkam. Sie selbst fand den korpulenten älteren
Herrn, der seine hübschen, viel zu jungen Begleiterinnen wechselte wie andere das
Hemd, auch nicht gerade sympathisch, wenngleich sie ihm persönlich noch nie begegnet
war. »Wie war denn Valentinas Beziehung zu Egon Hausner? Respektive zu seinem Vater?«,
wollte sie wissen.
»Die Valentina hat ihn geliebt,
den Egon. Sie waren seit über einem Jahr zusammen. Und mit dem alten Hausner hat
sich meine Schwester auch ganz gut vertragen. Sonst hätt’ er sie doch nicht ständig
mit seinen Luxusschlitten fahren lassen«, wusste der junge Franz zu berichten.
»Der alte Weiberheld sollt’ sich
was schämen. Der ist doch hinter jedem Rock her, wenn er nur zu einem jungen, feschen
Dirndl g’hört. Das ist doch zum Speib’n«, warf Franz senior sichtlich angewidert
ein.
»Gab es denn irgendjemanden, der
Ihre Schwester nicht so gern mochte?«, fragte Sandra.
»Nicht, dass ich wüsste«, erwiderte
der jüngere Franz Trimmel, ohne zu zögern.
»Die Valentina war überall beliebt«,
setzte sein Vater nach. »Wenn ich den derwisch, der ihr das angetan hat …« Der Landwirt
presste seine Hand gegen den Mund und unterdrückte ein Schluchzen.
»Wir gehen davon aus, dass Ihre
Tochter vorher erdrosselt wurde, Herr Trimmel …« Sandra hoffte, dass ihre Annahme den Schmerz der Hinterbliebenen
ein wenig lindern würde.
»Dann hat sie also gar nimmer gespürt,
wie die
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