Steirerherz
Neidhardt
ja richtiggehend verhört. Und das in einer solchen Extremsituation. Alle Achtung!«,
lobte Sandra ihre mehr als tapfere Kollegin.
»Ich hatte eine gute Lehrmeisterin.«
Miriam lächelte Sandra zaghaft an. Die bezweifelte, dass sie sich an deren Stelle
so strukturiert verhalten hätte. Und sie beschloss, demnächst nicht nur ihren Körper
wieder einmal gründlich durchchecken zu lassen, sondern auch mit ihrer Therapeutin
über die letzte Panikattacke zu sprechen.
»Lasst uns von hier verschwinden«,
sagte Bergmann und klappte den Laptop des mutmaßlichen Serienmörders zu. »Den Rest
soll die SpuSi erledigen.«
Sandra griff zum Handy und wartete
auf die Stimme in der Einsatzzentrale. »Hallo, Lubensky. Schick die Spurensicherung
hierher.«
Epilog
»Frau Mohr, kommen Sie bitte weiter.« Doktor Peter Höller streckte
ihr die Hand entgegen und ließ sie in den Behandlungsraum eintreten. Sandra war
nun doch ein wenig nervös, was die Laboruntersuchungen ergeben hatten. Warum sah
sie der Arzt so prüfend an? Ihr fehlte doch nichts Schlimmes. Oder etwa doch?
»Ich habe eine gute und eine schlechte
Nachricht für Sie«, fuhr er fort, nachdem er hinter, Sandra vor seinem Schreibtisch
Platz genommen hatte. »Welche wollen Sie zuerst hören?«, fügte Doktor Höller nicht
minder ernst hinzu. Dann setzte er seine Lesebrille auf und blickte auf die Befunde.
Sandra fühlte
sich wie in einem Ärztewitz, nur dass das hier die Realität war und sie betraf.
Sie schluckte und ließ die zittrigen Finger auf ihren Schoß herabsinken. »Die schlechte
zuerst«, entschied sie sich.
»Ganz wie Sie
wünschen. Also: Die schlechte Nachricht ist, dass Sie eine Gastritis haben. Nichts
Ernstes. Wir sollten das mit vernünftiger Ernährung und einer vierwöchigen Kombinationstherapie
wieder in den Griff bekommen. Ich stelle Ihnen gleich ein Rezept aus …« Doktor Höller lächelte Sandra an und schrieb die Medikamente
auf seinem Rezeptblock auf.
Nichts Ernstes
also? Gott sei Dank! Sandra fiel ein Stein vom Herzen. Der Mann mochte medizinisch
vielleicht eine Koryphäe sein, psychologisch war er in ihren Augen jedoch eine Null.
»Müssen Sie mir einen solchen Schrecken einjagen, Herr Doktor Höller?«, fragte sie,
gleichzeitig erleichtert, aber auch ein wenig ärgerlich.
»Wollen Sie denn gar nicht die gute
Nachricht hören?« Der Arzt sah von seinem Rezeptblock hoch.
»Ich dachte, das wäre sie schon
gewesen.«
»Nicht ganz. Frau Mohr, Sie dürfen
sich freuen …«
»Worauf denn? Was meinen Sie?« Kaum
hatte Sandra nachgefragt, traf sie die Vorahnung mit voller Wucht. Sie war doch
nicht etwa …? Nein,
das war unmöglich!
»Herzlichen Glückwunsch, Frau Mohr!
Sie sind schwanger.«
»Nein! Das gibt es nicht«, widersprach
Sandra dem Arzt.
Noch einmal rückte Doktor Höller
seine Brille zurecht und betrachtete den Befund. »Doch. Hier steht es schwarz auf
weiß.«
»Sicher?«
»Eine Verwechslung halte ich für
ausgeschlossen.«
»Oh, mein Gott!« Sandra schlug die
Hand vor den Mund.
»Wenn Sie nicht die Jungfrau Maria
sind, kann der nun nicht unbedingt etwas dafür«, scherzte Doktor Höller. Der schlechte
Witz hätte glatt von Bergmann stammen können. Was der Chefinspektor wohl zu dieser
Nachricht sagen würde? Und Andrea? Die Freundin liebte Kinder und würde sicher begeistert
reagieren, vermutete Sandra. Und was war mit Julius? Sollte sie ihm überhaupt mitteilen,
dass er in einigen Monaten Vater werden würde? Seit sie mit ihm Schluss gemacht
hatte, hatte er immer wieder versucht, sie zu erreichen. Doch Sandra hatte seine
unzähligen Kontaktversuche ebenso beharrlich ignoriert.
Sie verabschiedete sich von Doktor
Höller und versprach ihm, in den nächsten Tagen ihren Gynäkologen aufzusuchen.
Im Chaos ihrer Gedanken und Gefühle
versunken, stieg Sandra Minuten später ins Auto und atmete erst einmal tief durch.
So verwirrt wie jetzt war sie noch nie gewesen. Sie konnte nicht einmal sagen, was
sie fühlte. War sie glücklich? Oder verzweifelt? Nur eines wusste sie ganz gewiss:
dass ihr Leben mit einem Mal völlig unerwartet auf den Kopf gestellt worden war.
Wie hatte das überhaupt passieren können? Sie hatten doch verhütet. Ihre Tage hatte
sie ebenfalls gehabt. Wenn auch deutlich schwächer als sonst.
Sie musste Julius anrufen, beschloss
Sandra schließlich. Er hatte ein Recht, es zu erfahren. Auch wenn er sie zutiefst
enttäuscht hatte.
Wenig später hörte sie die samtige
Stimme, die sie immer noch
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