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Steirerkind

Steirerkind

Titel: Steirerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Rossbacher
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die Buben.
    Beide sahen sie verständnislos, aber neugierig, an.
    »Ein Deal ist eine coole Sache«, erklärte sie. »Wie wäre es zum Beispiel, wenn mir jeder von euch ein Bild malt von dem, was ihr heute draußen am See erlebt habt. Dafür zeig’ ich euch nach dem Essen meine Pistole. Na, was haltet ihr davon?«
    Jonas sah seinen älteren Bruder an, wartete, wie dieser reagieren würde. Der Große überlegte kurz und nickte schließlich.
    »Na, gut. Ich mal dir ein Bild, und du gibst mir deine Pistole«, sagte er.
    Sandra lachte.
    »Moment mal, junger Mann. Ich zeige sie dir, hab ich gesagt.«
    »Dann kriegst du mein Bild halt auch nicht«, entgegnete Jakob stur.
    »Aber du zeigst es mir, okay?«
    Wieder überlegte der Bub, ehe er neuerlich nickte.
    »Okay«, willigte er ein.
    »Deal?«, fragte Sandra und hob die Hand.
    »Deal«, sagte Jakob und schlug mit breitem Grinsen ein.
    Sandra hielt nun auch dem jüngeren Bruder die Hand hin.
    »Deal?«, fragte sie auch ihn.
    »Diiiel!«, kreischte Jonas und patschte mit seiner flachen Kinderhand ebenfalls gegen ihre Handfläche.
    »Kommt Kinder, Papier und Stifte sind oben. Wir lassen die Kriminalpolizisten jetzt erst mal in Ruhe essen«, mischte sich Astrid Knobloch ein. »Wir kommen dann später mit den Zeichnungen wieder. Geben Sie meiner Schwägerin Bescheid, wenn Sie mit dem Essen fertig sind. Sie soll mich dann oben anrufen«, sagte sie zu Sandra gewandt.
    Sandra nickte und widmete sich wieder ihrer nunmehr lauwarmen Leberknödelsuppe. Ein Kunsttherapeut wäre vermutlich beim Malen der Bilder dabei gewesen, um die Kinder zu beobachten und ihnen zuzuhören. Aber sie war nun mal keine Therapeutin. Und das hier war lediglich ein Versuch, von dem sie glaubte, dass er ihr mehr erzählen würde, als es die Kinder mit eigenen Worten tun konnten.
    Die Wirtin zog ihren jüngeren Sohn an der Hand nach, während der ältere auf einem Bein hinterherhopste.
    Bergmann schnaufte durch, nachdem die Kinder den Raum verlassen hatten.
    »Das mit den Zeichnungen war ein cleverer Trick von dir, um diese Bengel loszuwerden«, meinte er sichtlich erleichtert.
    »Das war kein Trick von mir.«
    »Nicht? Na ja, Hauptsache, es herrscht hier wieder Ruhe … Was bin ich glücklich, dass ich nur eine Tochter habe.«
    »Wart’s ab. Das wird sich schon noch ändern«, erwiderte Sandra.
    »Hä? Wieso das denn?«
    »Na, spätestens, wenn Sarah mit dem ersten Verehrer antanzt.«
    » Meine Sarah?«, fragte Bergmann ungläubig.
    Sandra grinste. Sie war froh, dass er Sarah wieder seine Tochter nannte, nachdem er vor über einem Jahr dahintergekommen war, dass ihm seine Exfrau das Mädchen fast fünf Jahre lang als sein Fleisch und Blut untergejubelt hatte, obwohl ein anderer sie gezeugt hatte. Dass er auf einmal nicht mehr Sarahs leiblicher Vater war, hatte Bergmann damals in eine tiefe Krise gestürzt, die er inzwischen bewältigt hatte. Sarah hatte ihren Platz in seinem Herzen zurückerobert, wenngleich sie ihn Wien lebte, und er sie nach seinem Empfinden viel zu selten sah. Auf die Mutter der mittlerweile Sechsjährigen war Bergmann noch immer stinksauer.
    Er sah jetzt wieder besser als vorhin aus, bemerkte Sandra. Statt seiner Nase waren nunmehr seine Wangen gerötet, was sie der wohligen Wärme des nahen Kaminfeuers zuschrieb. Auch ihr Gesicht glühte. Zumindest fühlte es sich so an.
     
    *
     
    Die Kinder wirbelten mit ihren Zeichnungen zur Tür herein, gefolgt von der Mutter, die sichtlich erschöpft wirkte. Offenbar hatten die Ereignisse des Tages ihr mehr zugesetzt, als den beiden Söhnen. Dass die Buben nicht traumatisiert waren, schienen ihre Bilder zu bestätigen.
    Jonas hatte, wie er lautstark dokumentierte, seinen Bruder und sich selbst auf Schlittschuhen gemalt, mit Eishockeystöcken in den Händen. Die gelbe Sonne lachte aus der rechten, oberen Ecke des Blatts herunter – für Sandra ein Zeichen, dass sich der Kleine an den Tag positiv erinnerte. Am linken Blattrand stand ein roter Wagen, davor ein Mann mit schwarzem Helm. Jakob hatte ebenfalls ein Feuerwehrauto und einen Polizeistreifenwagen gezeichnet. Auf seinem Bild standen zwei Männer auf dem See.
    »Was machen die beiden da?«, fragte Sandra und zeigte auf die Männer.
    »Die holen den Mann aus dem See. Der darf da nicht baden«, erklärte Jakob.
    »Ach so. Und was machen die Männer mit ihm?«
    Jakob zuckte ratlos mit den Schultern und sah hilfesuchend seine Mutter an.
    »Ich hab dir doch erklärt, wo der Mann jetzt ist«,

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