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Steirerkind

Steirerkind

Titel: Steirerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Rossbacher
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den 24. Dezember alles hier?«, fragte sie weiter.
    »Über die Weihnachtsfeiertage war der Betrieb geschlossen. Also waren nur wir drei und die Kinder hier. Der Toby muss irgendwann in der Nacht nach Hause gekommen sein«, erzählte Astrid Knobloch.
    »Hat ihn jemand kommen gehört oder gesehen?«
    Alle drei verneinten und versicherten, dass sie fest geschlafen hätten.
    »Haben Sie um die Weihnachtszeit herum einen Schuss gehört?«, fragte Sandra.
    »Wir hören hier immer wieder Schüsse«, sagte Astrid Knobloch, »überhaupt seit die Wilderer wieder vermehrt unterwegs sind.«
    »Wilderer?«
    »Ja. Bisher haben sie die Lumpen noch nicht erwischen können«, sagte Werner Knobloch. An ein konkretes Datum, wann zuletzt Schüsse gefallen waren, konnte er sich genauso wenig erinnern wie seine Frau oder seine Schwester. Der Todeszeitpunkt würde sich vermutlich nicht mehr exakt bestimmen, sondern nur noch ungefähr anhand der Handydaten eingrenzen lassen, überlegte Sandra.
    Die sichergestellte Breitling, die sie der Familie noch einmal auf dem Foto zeigte, wollte keiner von ihnen jemals gesehen haben.
    »Wie geht es denn Ihren Söhnen jetzt? Verkraften die beiden, was sie heute erlebt haben?«, erkundigte sich Sandra bei Astrid Knobloch.
    »Aber ja. Den beiden geht’s gut. Das sind zwei kleine, aufgeweckte Steirerbuam. Die haut so schnell nix um«, antwortete die Wirtin mit dem liebevollen Lächeln einer Mutter.
    »Könnten Sie sie bitte kurz herholen?«, fragte Sandra.
    »Freilich. Jetzt gleich?«
    »Bitte.«
    Astrid Knobloch erhob sich.
    »Könnten wir jetzt was zu essen bestellen?«, fragte Bergmann.
    Sandra stutzte. Ihr knurrte zwar auch schon die längste Zeit der Magen, aber sie wollten doch eigentlich so rasch wie möglich aufbrechen. Andererseits hatten sie ohnehin noch die Befragung der Kinder vor sich. Und vielleicht war es für die Buben sogar weniger aufregend, wenn sie in ungezwungener Atmosphäre beim Abendessen miteinander plauderten. Dann hätten sie das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden. So schlecht war die Idee des Chefinspektors also gar nicht. Auch wenn sie bestimmt nur seinem Hunger entsprungen war.
    »Was hätten S’ denn gern mögen?«, fragte der Wirt. »Frische Leberknödel hab ich heut g’macht und das Hirschgulasch kann ich Ihnen empfehlen. Oder unsere Forellen.«
    Sandra fiel ein, dass sie Andreas Einladung noch gar nicht abgesagt hatte. Nachdem sie das Abendessen beim Wirt bestellt hatten, zückte sie ihr Handy, um der Freundin eine SMS zu senden. Danach ging sie auf die Toilette und rief Julius an.
    Sie würde es unmöglich schaffen, in einer Stunde in Graz zu sein, entschuldigte sie sich bei ihm. Ihr stünde noch eine Einvernahme in der Dachsteinregion bevor, und sie würde sich später noch einmal bei ihm melden.
    Der eiskalte Ton seiner sonst so samtigen Stimme versetzte Sandra einen Stich ins Herz.
     
    *
     
    Jakob und Jonas Knobloch waren zu hören, lange bevor sie zu sehen waren.
    »Jetzt seids doch einmal stad!«, schimpfte die Mutter, als die Buben die Gaststube stürmten. »Das sind die beiden Kriminalpolizisten aus Graz. Die verhaften euch gleich und nehmen euch mit, wenn ihr nicht brav seids.«
    Die Drohung der Mutter verfehlte die gewünschte Wirkung bei den Kindern vollkommen.
    »Hast du einen Revolver?«, fragte der Jüngere und kletterte auf den Sessel neben Bergmann.
    »Eine Pistole«, murmelte der Chefinspektor und schob sich ein Stück vom Leberknödel in den Mund.
    »Es gibt Revolver und Pistolen …«, setzte Sandra zur Erklärung an. Ihr Versuch wurde jäh vom älteren Buben unterbrochen, der auf den Sessel neben ihr sprang.
    »Und du?«, fragte er.
    »Du bist der Jakob, stimmt’s?«, fragte Sandra zurück.
    Der Bub nickte.
    »Hast du eine Pistole oder nicht?«, ließ er nicht locker.
    »Sicher.«
    »Zeig sie mir!«
    »Nach dem Essen, gut?«
    »Nein, jetzt!«, brüllte Jonas mit einer Stimme, die durch Mark und Bein ging.
    Bergmann hob drohend seinen Suppenlöffel und sah den Kleinen neben sich grimmig an.
    »Jonas, bitte leiser«, ermahnte ihn die Mutter, »und nimm endlich den Finger aus der Nase! Siehst du nicht, dass die Leut’ essen?«
    Sandra grinste. Das waren wirklich zwei kleine Satansbraten. Dennoch wollte sie sich von der offensichtlichen Unbeschwertheit der beiden nicht täuschen lassen. Unter der ungestümen Oberfläche saßen zwei verletzliche Kinderseelen. Sie legte ihren Suppenlöffel ab.
    »Wisst ihr, was ein Deal ist?«, wandte sie sich an

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