Steirerkind
den Gregor doch endlich in Ruhe. Er hat Roman sicher nicht umgebracht«, ging Irene Wintersberger dazwischen. »Wie Sie sich vielleicht vorstellen können, war mein Sohn nicht gerade begeistert, als er mitbekommen hat, dass ich mit seinem Freund, nun ja, … dass ich mit Gregor intim bin.«
»Der Lukas beruhigt sich schon wieder«, versicherte Fitzner ihr.
Irene Wintersberger nickte.
»Das glaube ich auch«, meinte sie zuversichtlich.
»Wer könnte Ihren Mann denn umgebracht haben, wenn es nicht Herr Fitzner war?«, fragte Bergmann. »Hatte er Feinde?«
»Ich bitte Sie … Erfolgreiche Männer haben immer Feinde«, wich Irene Wintersberger aus.
»Geht’s auch ein bisschen konkreter?«, fragte Bergmann nach.
»Tut mir leid. Da müssen Sie sich beim ÖSV erkundigen. Oder bei seinen diversen Gspusis. Ich hab keine Ahnung, was mein Mann wann und mit wem getrieben hat. Oder wen das möglicherweise gestört haben könnte.«
»Sie hat es demnach nicht gestört?«
Irene Wintersberger sah den Chefinspektor an.
»Das sagte ich doch bereits, oder nicht?«
Bergmann nickte.
»So etwas in der Art sagten Sie, ja«, stimmte er ihr zu.
Sandra schloss aus dem Verhalten des Chefinspektors, dass er vorerst keine Fragen mehr hatte.
»Eines noch …«, wandte sie sich an die Witwe.
»Ja, bitte?«
»Besaß Ihr Mann eine Breitling-Uhr? Eine Navitimer mit Metallband, um genauer zu sein.«
Noch ehe Sandra das Foto der Uhr herzeigen konnte, schüttelte Irene Wintersberger ihren blonden Bob.
»Mein Mann hat in den letzten Jahren keine Uhren mit Metallband mehr getragen. Nur mit Lederband und Titanschließe, wenn überhaupt. Er hatte eine Kontaktallergie und meistens auf seinem Handy nachgesehen, wie spät es war. Außerdem hatte er stets so ein Ungetüm von Plastik-Stoppuhr dabei, obwohl er die in seiner letzten Funktion als Sportlicher Leiter kaum noch brauchte.«
Dass die sichergestellte Uhr vom Mordopfer stammte, war demnach auszuschließen. Wenngleich Sandra die Ergebnisse des DNA-Abgleichs auf alle Fälle abwarten würde, um Irene Wintersbergers Aussage zu verifizieren. Ebenso wollte sie erst den Inhalt der Fahndungsakte kennen, ehe sie die Vernehmungen fortsetzten.
»Hatte Ihr Mann hier ein Büro beziehungsweise andere Räume, die wir uns ansehen dürften?«, fragte sie.
»Das haben Ihre Kollegen von der Fahndungsabteilung schon getan«, meinte Irene Wintersberger.
»Dürfen wir trotzdem? Es könnte wichtig sein, um dem Mörder Ihres Mannes auf die Spur zu kommen«, sagte Sandra.
»Meinetwegen. Ich bringe Sie hinauf«, zeigte sich die Witwe einverstanden.
»Ich mach uns inzwischen einen Kaffee«, schlug Gregor Fitzner seiner Angebeteten vor.
Bergmanns Blick verriet Sandra, dass auch er nichts gegen eine Tasse Kaffee einzuwenden gehabt hätte. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten fragte er aber nicht nach.
»Danke, Schatz«, meinte Irene Wintersberger und wandte sich wieder an die Ermittler.
»Kommen Sie, bitte.«
Sandra und Bergmann folgten der Dame in den ersten Stock, wo sie ihnen den Weg zum Büro ihres verstorbenen Mannes wies.
»Gleich daneben ist sein Schlafzimmer und gegenüber sein Bad«, sagte sie. Dann ließ sie die Kriminalbeamten allein.
»Ob die Kollegen den Laptop schon überprüft haben?« Sandra deutete zum Schreibtisch beim Fenster.
Bergmann zuckte mit den Schultern.
»Anzunehmen. Ruf mal Miriam an. Die müsste die Fahndungsakte längst haben«, sagte er und nahm auf dem Stuhl beim Schreibtisch Platz, um die Schubladen zu durchsuchen.
»Sandra, hallo«, begrüßte die Gruppeninspektorin sie übers Handy, ehe Sandra sich noch gemeldet hatte. »Ich wollt dich eh in ein paar Minuten anrufen.«
»Störe ich? Soll ich später noch einmal …?«
»Nein, nein. Passt schon. Geh ich halt nachher wischerln.« Miriam lachte.
So genau hatte es Sandra gar nicht wissen wollen. Dennoch musste sie über die unverblümte Art der jungen Kollegin wie so oft schmunzeln.
»Kannst du mir sagen, wie viele Laptops der Wintersberger besessen hat? … Einen nur, sicher? … Okay. Und der wurde von unseren Technikern schon gecheckt und steht jetzt wieder hier … Nichts Auffälliges, sagst du, verstehe …«
»Sandra«, unterbrach Bergmann, »dein Handy hat doch sicher einen Lautsprecher.«
»Ach so, Moment …« Sandra schaltete die Lautsprecherfunktion ein, damit der Chefinspektor mithören konnte, was Miriam zu berichten hatte.
»Der Mann war nicht gerade ein Freund digitaler Errungenschaften. Kein
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