Steirerkind
bringst du mir mal mein Handy aus der Tasche, bitte?«
»Aber ich hab doch Lukas’ Nummer auch eingespeichert, Schatz.« Der junge Mann zog sein Mobiltelefon aus der Gesäßtasche, um Sandra die gewünschte Telefonnummer zu geben.
»Er arbeitet in der Polar-Bar in Schladming«, fügte er hinzu.
»Hab ich das nicht schon erwähnt?«, fragte Irene Wintersberger.
»Nein, haben Sie nicht«, antwortete Sandra. »Übrigens haben wir bei Ihrem Mann weder eine Brieftasche, noch Schlüssel gefunden. Könnte er die hier gelassen haben?«
»Hausschlüssel brauchte er keine wegen des elektronischen Nummernschlosses. Der Autoschlüssel hängt in der Garage. Dort steht auch sein Auto. Er hat sich an jenem Abend ein Taxi gerufen, weil er seinen Führerschein nicht riskieren wollte. Bei Weihnachtsfeiern fließt doch immer recht viel Alkohol. Seine Brieftasche müsste er aber dabei gehabt haben.«
»Und wo waren Sie?«
»Ich war hier und habe Geschenke eingepackt und den Baum aufgeputzt. Meine Freundin Clarissa hat mir dabei geholfen, bis halb elf in etwa. Gegen 24 Uhr bin ich dann zu Bett gegangen.«
»Allein?«
»Ja. Warum? Sie werden doch wohl kaum annehmen, dass ich meinen Mann umgebracht habe. Das ist ja lächerlich …«
»Warum nicht?«, fragte Sandra. »Ich meine, warum ist diese Annahme lächerlich?«
»Na, hören Sie mal … Das ist doch völlig absurd.«
»Was für eine Weihnachtsfeier war das überhaupt, die ihr Mann besucht hat?« Sandra konnte sich nicht vorstellen, dass Spitzensportler mitten in der Saison übermäßig viel Alkohol tranken. Roman Wintersberger war immerhin selbst ehemaliger Skifahrer und als Sportlicher Leiter hoffentlich ein leuchtendes Vorbild für die aktiven Rennläufer gewesen. Ob ihre Annahme möglichweise naiv war, würde sie erst herausfinden müssen.
»Das hat Irene doch alles bereits Ihren Kollegen erzählt«, mischte sich Fitzner ein.
Bergmann sah ihn mit schmalen Augen an. Bisher hatte sich der Chefinspektor kein einziges Mal zu Wort gemeldet.
»Schon gut, Gregor.« Irene Wintersberger tätschelte die Hand ihres jungen Lovers, um ihn zu besänftigen. »Ich weiß nicht, zu welcher Weihnachtsfeier Roman wollte. Er hat mir schon lange nicht mehr gesagt, wohin er geht«, beantwortete sie Sandras Frage.
Mit seinem Blick fixierte Bergmann immer noch Gregor Fitzner.
»Wo waren Sie denn während der Weihnachtsfeiertage?«, wollte er von ihm wissen.
»Ich? Ich war bei meiner Familie zu Hause in Rohrmoos. Am Stefanitag war ich zum Mittagessen wieder hier bei der Irene, bis zum nächsten Morgen. Dann bin ich ins Geschäft gefahren.«
»Gregor hat einen gut gehenden Friseursalon in Schladming«, erklärte Frau Wintersberger stolz. »Er ist erst im letzten Jahr Weltmeister in Barcelona geworden.«
Deshalb hatte der junge Mann an einem Montag wie heute also frei, zählte Sandra eins und eins zusammen.
»Und wo waren Sie am Abend des 23. Dezember?«
Seiner Reaktion nach zu schließen, hatten ihn die Kollegen von der Fahndung das noch nicht gefragt. Sofern sie Irene Wintersbergers Geliebten überhaupt befragt hatten.
»Warten Sie …«, überlegte er laut.
»Das war ein Sonntag«, fügte Sandra hinzu.
»Sonntag vor Weihnachten … Ach ja, da war ich beim Pokern mit Freunden …« Fitzner wirkte plötzlich nervös.
»Wann und wo genau war das?«, wollte Bergmann wissen.
»Wir haben uns um 21 Uhr getroffen und bis etwa halb drei Uhr morgens gespielt.« Er räusperte sich. »Bei meinem Freund Martin. Danach bin ich heim zu meinen Eltern gefahren.«
»Können die genannten Personen das bezeugen?«
»Der Martin, ja. Ob meine Eltern abgecheckt haben, wann ich heimgekommen bin, weiß ich nicht. Die beiden waren längst im Bett. Sie gehen ja schon um zehn Uhr liegen.«
Sandra sprach die Daten von Fitzners Eltern und den Poker-Spielern in ihr Aufnahmegerät. Zwei von ihnen waren US-Staatsbürger, die längst wieder in die Heimat abgereist waren. Der Dritte im Bunde, Martin Kogler, wohnte in Schladming.
»Kannten Sie Roman Wintersberger persönlich?«, fragte Bergmann weiter.
»Sicher. Wer kannte den hier nicht?«, fragte Fitzner zurück.
»Soll heißen, Sie kannten ihn persönlich?«, hakte Bergmann nach.
»Ja, ich kannte ihn schon lange. Immerhin war er ja auch der Vater meines Freundes.«
»Sie sind also mit Lukas Wintersberger befreundet?« Bergmanns Augen waren noch immer zwei Schlitze.
»Früher waren wir befreundet, ja.«
»Warum denn jetzt nicht mehr?«
»So lassen Sie
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