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Steirerkind

Steirerkind

Titel: Steirerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Rossbacher
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längst bemerkt? Sie konnte nur hoffen, dass sie Julius kein weiteres Mal in Schladming über den Weg laufen würde. Momentan tat es ihr noch viel zu weh, ihn zu sehen. Erst recht an der Seite einer anderen.
    »Mir ist völlig egal, wie viel Sie getrunken haben«, hörte sie Bergmann sagen. »Es sei denn, es stellt sich heraus, dass Sie Roman Wintersberger ermordet haben. Dann könnte sich der Grad Ihrer Alkoholisierung auf das Strafausmaß auswirken. Dürfte aber schwierig für Ihren Anwalt werden, das im Nachhinein zu beweisen. Er kann sich höchstens auf Zeugenaussagen berufen.«
    Tobias Autischer setzte das Glas ab und ein ungläubiges Gesicht auf. Wieder kam Sandra Julius in den Sinn.
    »Was denn für Zeugen? Welcher Anwalt? Ich hab den Roman doch nicht ermordet. Das ist doch nicht Ihr Ernst …« Der junge Mann lächelte die Ermittler unsicher an.
    »Und was, wenn doch?«, fragte Bergmann zurück.
    Autischers Miene blieb freundlich.
    »Ich hab Ihnen doch schon gesagt, dass Roman für mich wie ein zweiter Vater war. An meinen ersten kann ich mich kaum noch erinnern …«
    »Aber daran, wann Sie den Blauen Engel in jener Nacht verlassen haben, schon«, fuhr Bergmann fort.
    »Ja, sicher. Ich bin kurz nach Roman gegangen. Um halb drei. Das hab ich doch schon im Dezember ausgesagt.« Tobias Autischer nahm einen Schluck von seinem Orangensaft.
    »Wissen wir. Und was war danach?«, fragte Bergmann weiter.
    »Danach bin ich nach Hause gefahren.«
    »In Ihrem Zustand? Das haben Sie uns bisher aber verschwiegen.«
    Autischer schluckte. Das Lächeln war ihm vergangen.
    »Ich weiß, ich hätte nicht mehr Autofahren dürfen«, meinte er, auf einmal genervt.
    »Sind Sie aber.«
    »Himmelherrgott, ja. Wollen Sie mich deswegen verhaften? Ich trink doch nur ganz selten Alkohol. Deshalb vertrag ich ja kaum was. Es soll nicht wieder vorkommen«, gelobte der junge Mann Besserung, was Sandra ihm nicht ganz abkaufte.
    »Das hoffe ich«, mischte sie sich ein. »Einmal abgesehen davon, dass Sie sich und andere gefährden, sollten Sie als Sportler ein positives Vorbild abgeben«, redete sie ihm ins Gewissen.
    »Schon klar«, meinte Tobias Autischer kühl.
    Vorhaltungen ließ er sich offenbar nicht gerne machen. Ansonsten wusste Sandra nicht recht, was sie von dem jungen Mann halten sollte. Dass ihm ihre Standpauke unangenehm war, war nicht zu übersehen. Seine Reaktion auf Bergmanns Anschuldigung, Wintersberger umgebracht zu haben, war vergleichsweise emotionslos ausgefallen. Als würde er diese gar nicht ernst nehmen. Lag das daran, dass er diesbezüglich ein reines Gewissen hatte? Oder war das Gegenteil der Fall?
    »Herr Wintersberger hat mehrmals in der Nacht versucht, Sie anzurufen. Warum sind Sie nicht rangegangen?«, spielte Sandra auf das Anrufprotokoll von Wintersbergers Handy an.
    »Ich hatte mein Handy auf lautlos gestellt. Erst im Auto hab ich gesehen, dass er angerufen hat. Ich wollte ihn lieber am nächsten Tag zurückrufen.«
    »Das haben Sie dann ja auch getan. Ohne ihn zu erreichen«, ergänzte Sandra.
    Der Skirennläufer nickte.
    »Sie waren etwa um drei Uhr morgens zu Hause?«, setzte Bergmann die Befragung fort.
    »2 Uhr 51. Ich hab die Angewohnheit, auf die Uhr am Armaturenbrett zu sehen, bevor ich aussteige.«
    »Hat Sie jemand kommen sehen?«
    Tobias Autischer wischte sich mit der Serviette den Mund ab und warf sie auf die Schüssel. Entweder war er satt oder es war ihm der Appetit vergangen.
    »Meine Leut’ haben alle schon geschlafen«, erwiderte er.
    »Also keine Zeugen.«
    »Nein«, bestätigte der Skirennläufer. »Verdächtigen Sie mich wirklich, den Roman umgebracht zu haben?« Der junge Mann senkte seinen Blick und schluckte. Offenbar kapierte er erst jetzt, dass er ein Motiv aber kein Alibi hatte. »Ich hab ihn doch …« Er stockte.
    »Was haben Sie?«, forderte Bergmann ihn auf, weiterzureden.
    »Sie mochten ihn sehr gern, nicht wahr?«, hakte Sandra nach.
    Tobias Autischer nickte und blickte wieder auf.
    »Er hat sich um mich gekümmert. Von klein auf. Meine Mutter hat ja kaum Zeit für mich gehabt. Die war mit dem Gasthof so angehängt nach dem Papa seinem Tod. Wenn ich gewusst hätte, dass ich den Roman nie wieder seh’, hätt’ ich mich noch bei ihm entschuldigt.« Die Maske des coolen Spitzensportlers war endlich gefallen. Wie Tobias Autischer es allerdings schaffte, dass die Tränen in seinen Augen versiegten, anstatt ihm über die Wangen zu laufen, war Sandra ein Rätsel. Dennoch wirkten seine

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