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Steirerkind

Steirerkind

Titel: Steirerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Rossbacher
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Trauer und die Reue echt auf sie.
    »Wofür hätten sie sich entschuldigt?«, fragte Bergmann nach.
    »Dass ich an diesem Abend die Sau hab rauslassen und ihn damit provoziert hab. Aber manchmal ist er mir mit seinen Verboten einfach auf den Wecker gegangen. Am liebsten hätte er mich eingesperrt und nur fürs Training oder zu den Rennen rausgelassen. Dabei bringe ich meine Leistung doch auch so.«
    »Verzeihen Sie mir die intime Frage, aber sind Sie und Herr Wintersberger sich auch sexuell nahe gestanden?«, fragte Sandra leise.
    Fast hätte sich der Sportler an seinem Orangensaft verschluckt.
    »Was?«, fragte er entsetzt. »Wie kommen Sie darauf? Ich bin doch nicht schwul. Und der Roman war es auch nicht.« Das Glas stieß scheppernd gegen seine Müslischüssel.
    Sandras Blick scannte blitzschnell den Raum. Niemand schien in all dem Stimmengewirr und Geschirrgeklapper etwas vom Inhalt ihres Gesprächs mitbekommen zu haben.
    »Hatte Herr Wintersberger eine Freundin?«, fragte Bergmann.
    »Er war verheiratet.«
    »Das wissen wir. Trotzdem frage ich Sie noch einmal: Hatte er eine Freundin?«
    »Nichts Ernstes, soweit ich weiß.«
    »Keine Namen?«
    »Nein. Tut mir leid.« Tobias Autischer sah auf seine Uhr. »Hören Sie, ich hab keine Zeit mehr. Ich muss gleich zu einem Pressetermin.«
    »Eine Frage noch.«
    »Was denn noch?«
    »Haben Sie eine Idee, wer Ihrem Cheftrainer nach dem Leben getrachtet haben könnte?«
    »Das hab ich mich auch schon gefragt«, meinte Autischer.
    »Und?«
    »Ich kann mir beim besten Willen niemanden vorstellen.«
    »Kennen Sie diese Uhr?« Wieder zeigte Sandra das Foto der Breitling her.
    »Der Albert hat so eine. Aber nicht einmal der hat ihn so sehr gehasst. Oder doch?«
    »Albert Kronthaler?«
    »Ja. Aber wie gesagt, ich glaube nicht, dass er …«
    »Sonst noch jemand mit einer solchen Uhr?«
    »Ja, der Norbert Bachler«, bestätigte Tobias zögerlich. »Ansonsten fällt mir keiner ein.«
    »Gibt es bei Ihnen zu Hause jemanden, der Herrn Wintersberger nicht mochte? Immerhin ist seine Leiche quasi vor Ihrer Haustür gefunden worden«, fragte Bergmann.
    »Nein! Völlig ausgeschlossen, dass das wer von meinen Leuten war«, versicherte der Skirennläufer.
    »Vielleicht hatte jemand Streit mit ihm?«
    Tobias Autischer schüttelte den Kopf.
    »Sie kennen meine Familie nicht.«
    »Doch, wir kennen sie bereits«, widersprach Sandra. »Alles sehr nette Leute.«
    »Richtig. Sie waren ja dort, hat man mir erzählt.«
    »Und die Angestellten?«
    »Sind auch alles nette Menschen.«
    »Selbst der oder die Netteste kann im Affekt schon mal zum Mörder werden«, meinte Bergmann.
    »Mag sein. Aber niemand von uns besitzt eine Schusswaffe.«
    »Und Sie haben auch keinen Schuss gehört, als Sie nachts heimgekommen sind? Oder vielleicht an einem der darauffolgenden Tage oder Nächte?«
    »Nein. Aber in unseren Wäldern wird öfter Wild geschossen. Deshalb kann ich mich nicht konkret an jeden Schuss erinnern. So, jetzt muss ich wirklich weiter.«
    Der junge Mann erhob sich. Sandra und Bergmann folgten seinem Beispiel. Die Bitte, sich in den nächsten Tagen zu ihrer Verfügung zu halten und nicht zu verreisen, hätte sich Sandra sparen können. Solange der Skifahrer seine WM-Rennen nicht absolviert hatte, bestand vermutlich keine Fluchtgefahr. Dennoch sprach sie der Ordnung halber den Standardsatz aus.
    »Wo sollte ich denn hinfahren?«, kam es zurück, »mein Leben findet bis Ende nächster Woche ausschließlich hier statt. Bis dahin brauche ich allerdings meine Ruhe, wenn es irgendwie geht. Ich muss mich nämlich auf meine Rennen konzentrieren. Romans Tod und der Presserummel machen es mir schon schwer genug. Ich hoffe, Sie verstehen das.«
    »Wir werden Ihren Wunsch so gut es geht berücksichtigen«, versprach Sandra. »Alles Gute«, meinte sie und schüttelte der größten Medaillenhoffnung Österreichs die Hand.
     
    »Kannst du dir vorstellen, dass er es war?«, fragte sie Bergmann im Aufzug.
    »In jedem Fall ist er ganz schön abgebrüht«, meinte Bergmann. »Wir sollten nicht locker lassen.«
    »Und ihm die Goldmedaillen versauen? Ganz Österreich wird uns dafür hassen«, sagte Sandra.
    »Damit kann ich leben. Aber jetzt muss ich dringend etwas essen. Ich sterbe sonst vor Hunger«, erwiderte Bergmann.
     
    *
     
    Es dauerte eine Weile, bis sich die Haustür in der Schladminger Roseggerstraße für die LKA-Ermittler öffnete.
    »Zweiter Stock links«, dirigierte sie die raue Männerstimme, die sich

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