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Steirerkind

Steirerkind

Titel: Steirerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Rossbacher
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erst nach mehrmaligem Klingeln gemeldet hatte, nach oben. Ein zerzauster Lukas Wintersberger empfing sie in Jeans und dunkelblauer ›Abercrombie & Fitch‹-Kapuzenjacke, die sein Wohlstandsbäuchlein wesentlich geschickter kaschierte als das T-Shirt von vergangener Nacht.
    »Ich mach mir gerade Kaffee. Wollen Sie auch einen?«, fragte er.
    Sandra lehnte, im Gegensatz zu Bergmann, der inzwischen schon drei Tassen getrunken hatte, ab.
    »Schwarz mit Zucker, bitte«, fügte er hinzu.
    Wintersberger junior bot ihnen Platz im kleinen Wohnzimmer an, das mit wenigen schwedischen Möbeln eher bescheiden eingerichtet war. Sandra und Bergmann setzten sich auf das einzige Sofa im Raum, der gleichzeitig auch Küche und Esszimmer war. Obwohl kein Aschenbecher zu sehen war, roch es nach kaltem Zigarettenrauch.
    »Ihre Freundin wohnt hier?«, fragte Sandra, während Lukas Wintersberger an der Küchenzeile Kaffee einschenkte.
    »Ja«, sagte er. »Aber nicht mehr lange. Wir suchen uns gerade eine bessere Bleibe. Wir wollen zusammenziehen. Wird höchste Zeit, dass ich von zu Hause abhaue.«
    »Warum?«
    »Ich bin 23 und verdiene mein eigenes Geld.«
    Darüberhinaus würde er demnächst einen schönen Batzen erben, vermutete Sandra.
    Lukas Wintersberger stellte die Kaffeehäferln auf dem Couchtisch ab und ließ sich auf einem der beiden Sisal-Hocker gegenüber den Ermittlern nieder.
    »Das ist ein Grund, aber noch keine Notwendigkeit. Haben Sie Streit mit Ihrer Mutter? Oder mit deren Freund?«, fragte Bergmann direkt.
    »Nein. Ich find’s zwar ziemlich beschissen, dass mein alter Kumpel Gregor meine noch viel ältere Mutter vögelt, aber ansonsten ist alles in Ordnung.« Lukas Wintersbergers Antwort ging mit einem zynischen Grinsen einher.
    »Wusste Ihr Vater davon?«
    »Kann schon sein. Geredet wird hier schließlich genug. Vor mir hat er aber nie was erwähnt.«
    Regine Fitzner, der die Ermittler unmittelbar zuvor einen Besuch abgestattet hatten, wusste von der Beziehung ihres einzigen Sohnes zur wesentlich älteren Irene Wintersberger. Der bodenständigen Frau, die sich seit Jahrzehnten in der katholischen Kirchengemeinde engagierte, war die Geschichte zwar peinlich, sie ertrage sie jedoch, hatte sie gemeint. Was konnte sie auch dagegen tun? Immerhin war Gregor erwachsen. Aber das Getuschel in der Gemeinde setzte ihr gehörig zu. Sein Alibi hatte sie jedoch bestätigt, zumal sie ihn zur angegebenen Zeit sogar heimkommen gehört haben wollte. Sandra glaubte der Frau. Im Gegensatz zu Bergmann, für den die Aussage einer Mutter prinzipiell wenig Wert hatte.
    »Wie haben Sie sich mit Ihrem Vater so verstanden?«, hörte sie ihn weiterfragen.
    »Geht so. Er hat selten Zeit für mich gehabt. Das Skifahren war ihm immer wichtiger als die Familie«, erzählte er, ohne erkennbare Gefühle.
    »Und Tobias Autischer? Mit dem hat er doch recht viel Zeit verbracht, nicht wahr?«
    Lukas nickte gleichgültig.
    »Für den wär mein Vater sogar durchs Feuer gegangen. Dabei ist der Toby nur ein rücksichtloses Arschloch, das jeden für seine Zwecke benutzt. Hauptsache, er bekommt, was er möchte und steht immer im Mittelpunkt.« Auch die letzte Antwort hatte erstaunlich emotionslos geklungen. Offenbar hatte sich Lukas Wintersberger längst damit abgefunden, dass er nicht der Traumsohn war, den sein skibegeisterter Vater sich gewünscht hatte.
    »Man könnte diese Eigenschaften auch als ehrgeizig, zielstrebig und erfolgsorientiert bezeichnen«, meinte Bergmann.
    Lukas lachte hämisch.
    »So stellen es die Medien gerne dar. Unser Superarsch hat jedenfalls genug Dreck am Stecken, den mein Vater für ihn wegräumen durfte.«
    »Ach ja? Zum Beispiel?«
    Lukas Wintersberger hustete einige Male heftig, ehe er zu seinem Grinsen zurückfand.
    »Entschuldigen Sie. Der viele Rauch in der Bar … Fragen Sie das den Tobias doch selbst. Auch wenn wir nicht die besten Freunde sind, möchte ich ihn lieber nicht anzünden.«
    »Warum denn nicht, wo wir schon mal hier sind?«, blieb Bergmann beharrlich.
    »Na, schön. Er hat in der Skihandelsschule illegale Pokerrunden veranstaltet und einige Jungs böse abgezockt. Wenn mein Vater sich nicht für ihn stark gemacht hätte, wäre er garantiert von der Schule geflogen. Dann hätte er sich seine Bilderbuchkarriere aufzeichnen können. Man munkelt auch, dass er mal ein Drogenproblem hatte. Kokain …«
    »Wer ist man ?«, hakte Bergmann nach.
    »Die Schladminger Szene halt.«
    »Irgendwelche Namen?«
    Lukas Wintersberger

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