Steirerkind
anzuzünden.
»Ja?«, fragte sie mit heiserer Stimme zurück und nahm einen Schluck vom Kaffee ihres Freundes. Der stand auf, um eine weitere Tasse und einen Aschenbecher zu holen.
Sandra entschuldigte sich, dass sie sie hatten aufwecken lassen, und stellte ihre Frage nach dem Alibi ihres Freundes. Elena bestätigte, am 24. Dezember spätestens um 2.45 Uhr zu Hause gewesen zu sein und Lukas schlafend im Bett vorgefunden zu haben. Weitere neue Erkenntnisse waren weder der jungen Dame, noch ihrem Freund zu entlocken.
Im Treppenhaus klingelte Sandras Handy. Miriam berichtete ihr, dass sie inzwischen Albert Kronthaler erreicht und für zwölf Uhr einen Termin auf der Polizeiinspektion in Schladming vereinbart hatte. Das konnte ihr nur Bergmann in aller Herrgottsfrüh aufgetragen haben. War das etwa Miriam gewesen, mit der er im Auto telefoniert hatte?, überlegte Sandra. Für ihre Ohren hatte der Ton, mit der er seiner Gesprächspartnerin einen zauberhaften Tag gewünscht hatte, viel zu vertraut geklungen. Nein, er musste wohl schon vorher mit Miriam telefoniert oder ihr zumindest auf die Mobilbox gesprochen haben.
»Außerdem bittet Irene Wintersberger dringend um euren Rückruf«, fuhr die junge Kollegin fort. »Sie hat deine Karte mit der Handynummer verlegt.«
»Worum geht’s denn?«
»Das wollte sie mir nicht verraten. Klingt ein wenig arrogant, die Tussi … Und wie war eure Nacht beim Toni? Hat eh alles gepasst?«
Bergmann stieg ins Auto ein.
»Ja. Danke dir nochmals, Miriam«, antwortete Sandra und ging vorbei an der Motorhaube zur Fahrertür. »Von Saschas Katzenhaarallergie hast du nichts gewusst?«, fügte sie an, ehe auch sie einstieg.
»Nein … oje. War’s sehr schlimm?«, fragte Miriam. »Für die Katzen, meine ich?« Die junge Kollegin am anderen Ende der Leitung lachte in einer Lautstärke, die selbst Bergmann am Beifahrersitz nicht überhören konnte.
Sandra stimmte in ihr herzliches Gelächter ein. Der Chefinspektor musterte sie argwöhnisch, bis sie schließlich aufgelegt und sich wieder beruhigt hatte.
»Und? Was hab ich da eben versäumt?«, fragte er.
Sandra legte den Gurt an.
»Irene Wintersberger möchte dringend von uns zurückgerufen werden. Kannst du das bitte gleich übernehmen?« Immer noch grinsend drehte sie den Schlüssel im Zündschloss um.
»Und was ist daran so lustig?«
»Nichts.« Alles musste er nun wirklich nicht wissen, fand Sandra und stieg aufs Gas.
Bergmann griff zu seinem Handy und rief Irene Wintersbergers Nummer aus der Anrufliste ab.
»Bringen Sie ihn auf alle Fälle mit«, meinte er, nachdem er der Witwe eine Weile zugehört und mit ihr für 13 Uhr einen Termin in der Polizeiinspektion Schladming vereinbart hatte.
»Und? Was will die Dame? Und wen soll sie mitbringen? Ihren Lover?«, erkundigte sich Sandra.
Bergmann schüttelte den Kopf.
»Nichts.« Demonstrativ wandte er sich ab, um fortan aus dem Fenster zu starren.
Wie konnte ein erwachsener Mann nur so kindisch sein? Sandra beschloss, auf seine Retourkutsche nicht einzugehen. Erstens würde ihn ihr vermeintliches Desinteresse noch mehr ärgern, und zweitens würde sie demnächst ohnehin erfahren, was Irene Wintersberger von ihnen wollte und wen sie mitbringen sollte. Dass Bergmann sie ausgerechnet zu jener Zeit in die Planai-nahe Polizeiinspektion bestellt hatte, wenn das Skirennen vorbei sein und Tausende Menschen gleichzeitig aus dem Skistadion strömen würden, war nicht ihr Problem.
*
Inspektionskommandant Peter Klement wirkte gestresst, als die Ermittler aus Graz auftauchten. Trotz der eher bescheidenen Raumtemperatur in der Schladminger Polizeiinspektion, die von außen ein wenig an ein Fachwerkhaus erinnerte, standen ihm kleine Schweißperlen auf der Stirn. Seine Handflächen waren ebenfalls feucht, stellte Sandra bei der kurzen Begrüßung fest.
Klement wies eine Verwaltungsangestellte an, den Kollegen vom LKA den Vernehmungsraum zu zeigen. Er selbst müsse sich gleich wieder verabschieden. Der Damen Super-G sei demnächst zu Ende, was den Einsatz aller verfügbaren Exekutivkräfte verlange, erklärte er geschäftig. Wenngleich Polizeiverstärkung aus ganz Österreich, jede Menge private Security-Leute und sogar die Sondereinheit Cobra vor Ort war, wusste Sandra.
Albert Kronthaler traf wenig später, zum Mittagsläuten, ein. Viel Zeit habe er nicht, meinte auch er zur Begrüßung und hängte seinen Anorak über die Sessellehne. Sein strenger Tagesplan sehe das Mittagessen
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