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Steirerkind

Steirerkind

Titel: Steirerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Rossbacher
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für Punkt 12.30 Uhr vor. Nachdem der Rennläufer Platz genommen hatte, rieb er sich die Hände, um sie aufzuwärmen. Die Breitling an seinem rechten Handgelenk fiel Sandra sofort auf.
    »Dürfte ich mir Ihre Uhr mal näher ansehen?«, fragte sie.
    »Meine Uhr? Ja, klar …«, meinte Kronthaler verwundert und nahm seinen Chronographen ab.
    Selbst, wenn Sandra nicht gewusst hätte, dass der Mann im Trainings-Outfit des rumänischen Skiteams aus Tirol stammte, hätte ihr die kehlige Aussprache des Buchstabens K sofort seine Herkunft verraten. An der Position des Logos auf dem Ziffernblatt der Breitling erkannte sie nunmehr, dass die Uhr ein anderes Navitimer-Modell war als jenes, das inzwischen zur DNA-Spurenauswertung ins Zentrallabor geschickt worden war.
    »Wie lange besitzen Sie diese Uhr schon?«
    »Gute drei Jahre. Ich hab sie mir selbst zu meinem 30er geschenkt.«
    »Besitzen Sie noch andere Uhren dieser Marke? Oder ist Ihnen vielleicht eine abhanden gekommen?«, fragte Sandra nach.
    »Nein. Das ist die einzige Breitling, die ich jemals gehabt hab. Eine TAG Heuer liegt noch bei mir daheim. Und ein paar Swatch-Uhren von früher.«
    Sandra gab dem Sportler seine Uhr zurück.
    »Wie war denn Ihr Verhältnis zu Roman Wintersberger?«, fragte sie weiter.
    »Nun, Freunde waren wir nicht gerade«, gab Kronthaler unumwunden zu.
    »Und warum nicht?«, stellte sich Sandra ahnungsloser, als sie war.
    »Der Roman hat mich aus der österreichischen Mannschaft gekickt. Dabei war ich auf dem besten Weg, nach meiner Verletzung wieder den Anschluss an die Spitze zu finden. Aber er hat den Toby mir vorgezogen. Und mir nicht einmal mehr eine Chance gegeben.«
    Dass die Entscheidung des damaligen Gruppentrainers objektiv betrachtet nicht ganz falsch gewesen war, behielt Sandra lieber für sich. Stattdessen konfrontierte sie den Skirennläufer und ehemaligen Athletensprecher nun doch mit der umstrittenen Carving-Reform, die er bisher nicht erwähnt hatte.
    »Sie glauben aber nicht, dass ich den Roman deswegen ermordet hab’, oder?«, fragte Kronthaler, nachdem er auch diese Frage beantwortet hatte.
    »Haben Sie denn ein Alibi für die Nacht vom 23. auf den 24. Dezember?«, fragte Bergmann zurück.
    »In der Nacht vor dem Weihnachtsfest war ich längst bei meiner Familie daheim im Zillertal. Das können Sie gern überprüfen.« Kronthaler verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich entspannt zurück.
    »Das werden wir«, meinte Bergmann.
    »Vielen Dank, Herr Kronthaler. Hals- und Beinbruch für die WM«, wünschte Sandra dem Skifahrer alles Gute. Auch wenn er vermutlich keine Medaille einfahren konnte, so sollte er doch wenigstens heil ins Ziel kommen. Wie hoffentlich alle WM-Teilnehmer.
    Die vierte Einvernahme dieses Tages hatten sie schneller hinter sich gebracht als erwartet. Dafür mussten sie, falls Albert Kronthalers Alibi wasserdicht war, einen Verdächtigen von ihrer Liste streichen.
     
    Die Nächste, die ein Motiv gehabt hatte, Roman Wintersberger zu beseitigen, erschien unmittelbar nach den Leberkäsesemmeln, die die Verwaltungsangestellte der örtlichen Polizeiinspektion ihnen freundlicherweise besorgt hatte. Bei dem Chaos, das nach dem Skirennen draußen vor der Tür herrschte, war Sandra ihr für diesen Service mehr als dankbar. Für ein anständiges Mittagessen hätte die Zeit bis zur nächsten Befragung ohnehin nicht gereicht. Außerdem waren sicher alle Lokale heillos überfüllt.
    Die Witwe betrat das Verhörzimmer allein und, zu Sandras Verwunderung, trotz des Tohuwabohu da draußen fast pünktlich. Anscheinend sollte sie etwas , nicht jemanden mitbringen, rief sie sich die kryptische Bitte des Chefinspektors in Erinnerung.
    Irene Wintersberger warf ihren edlen, pastellblauen Ledermantel, der mit weichem Fell im selben Farbton gefüttert war, über einen freien Stuhl. Nach ordinärem Lammfell sah das nicht aus, überlegte Sandra.
    Diesmal begann Bergmann mit der Einvernahme.
    »Haben Sie den Kontoauszug mitgebracht?«, fragte er.
    Sandra war gespannt zu erfahren, was es damit auf sich hatte.
    Irene Wintersberger öffnete ihre beige Designerhandtasche und zog die gewünschten Belege heraus, um sie dem Chefinspektor über den Tisch zu reichen.
    »Bankkarte Nummer 1 ist eindeutig die meines verstorbenen Mannes«, erklärte sie. »Ich habe vorhin extra noch einmal mit meinem Bankberater telefoniert und sie sperren lassen«, fügte sie hinzu, während Bergmann die Kontoauszüge studierte.
    »Die

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