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Steirerkind

Steirerkind

Titel: Steirerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Rossbacher
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hochzukommen. Julius! Er hatte ihr eine Nachricht geschickt. ›Bist du noch in Schladming? Können wir uns treffen? Bitte! J.‹, las sie auf dem Display.
    Warum wollte Julius sie treffen? Sollte sie ihm antworten? Und wenn ja, was?, drehten sich ihre Gedanken im Kreis.
    Sandra stellte sich die Frage, ob sie ihren Exfreund überhaupt noch sehen wollte. Was für einen Sinn sollte ein solches Treffen machen? Andererseits konnte sie nur schwer ignorieren, dass sich jede Faser in ihr nach ihm sehnte. Schließlich siegte das Gefühl über die Vernunft, und Sandra wählte seine Nummer.
    Julius meldete sich sofort.
    »Schön, dich zu hören«, vernahm sie seine samtige Stimme. »Ich muss dich unbedingt sehen«, drängte er.
    »Warum? Du hast Schluss gemacht. Schon vergessen?«
    »Das war ein Fehler. Bitte, Sandra …«
    »Hör mal, ich weiß nicht …«
    »Bitte …«
    Sandra schnaufte durch und sah auf die Uhr.
    »Okay. Wo bist du jetzt?«
    »Im Media Center.«
    »Lass uns lieber woanders in der Stadt treffen. Das Gewusel rund um die Planai wird mir allmählich zu viel.«
    »Wie wär’s bei mir im Hotel? In einer halben Stunde?«
    Bergmann würde hoffentlich nichts gegen eine Pause einzuwenden haben, überlegte Sandra. Den Direktor der Skihauptschule Schladming konnte er schließlich auch allein befragen. »Von mir aus. Ich versuch’s. Wenn es nicht klappt, ruf ich dich gleich nochmal an«, willigte sie ein.
    Julius gab ihr den Namen seines Hotels gegenüber der Apotheke und seine Zimmernummer durch und beendete das Gespräch.
    Sie musste sich zusammenreißen, damit Bergmann nicht die Schmetterlinge in ihrem Bauch flattern hörte, wenn er zurückkam. Kaum gedacht, öffnete sich schon die Tür.
    »Können wir dann?«, fragte Bergmann und schnappte seine Jacke.
    »Kannst du den Termin mit dem Direktor allein wahrnehmen? Ich hab noch was zu erledigen.«
    »Auf einmal? Was hast du denn plötzlich vor?«
    Kurz überlegte Sandra, ob sie den Chefinspektor anflunkern sollte, aber wie sie ihn kannte, würde er ihr früher oder später sowieso auf die Schliche kommen. Also gestand sie ihm lieber gleich, dass sie sich kurz mit Julius treffen wollte.
    Bergmann erklärte sich einverstanden und verzichtete wider Erwarten auf einen spitzen Kommentar. Er war wirklich stets für eine Überraschung gut. Zur Abwechslung sogar mal für eine positive, wunderte sich Sandra.
    »Soll ich dich zur Skihauptschule fahren oder gehst du lieber zu Fuß?«, fragte sie ihn auf dem Weg nach draußen. »Du brauchst keine zehn Minuten von hier«, erklärte sie ihm.
    »Schau dir mal den Verkehr an. Besser, ich vertrete mir ein wenig die Beine. Wie komme ich dorthin?«, fragte er vor der Polizeiinspektion.
    Sandra deutete zum Kreisverkehr hinüber, der die heimfahrenden WM-Besucher nach wie vor nur sehr zäh in die verschiedenen Himmelsrichtungen verteilte. Sie war froh, dass sie das Auto noch eine Weile hier stehen lassen und zu Fuß in die Stadt gehen konnte. Überhaupt bei diesem herrlichen Wetter. Noch immer zeigte sich der fast wolkenlose Winterhimmel über den schneebedeckten Bergen tiefblau.
    »Erste Ausfahrt links, zweite Straße rechts und dann links in die Erzherzog-Johann-Straße. Dort siehst du das Gebäude schon. Wann und wo treffen wir uns wieder?«
    »Wie lange brauchst du denn für dein Schäferstündchen?« Bergmann grinste sie provokant an.
    Also doch! Sie hätte wissen müssen, dass er sich einen dämlichen Kommentar über kurz oder lang nicht verkneifen würde können.
    »Das wird kein Schäferstündchen«, fuhr sie ihn ärgerlich an.
    »Schade«, meinte er, »also, wann und wo?«
    Sandra schluckte den emotionalen Teil ihrer nächsten Antwort hinunter.
    »In einer Stunde hier auf dem Parkplatz«, bemühte sie sich um einen sachlichen Ton.
    »Sagen wir eineinhalb Stündchen. Ihr habt doch sicher einiges zu klären«, meinte Bergmann mit verschmitztem Blick auf die Uhr.
    Sandra wandte sich ab, um weiteren überflüssigen Bemerkungen aus seinem Mund zu entkommen. Schleunigst entfernte sie sich in Richtung Hauptplatz. Ihr Ärger war rasch vergessen. Dafür wurde sie immer nervöser, je näher sie dem Hotel kam. Da half auch der halbherzige Schaufensterbummel nichts, den sie einlegte, um die Viertelstunde bis zur Begegnung mit Julius totzuschlagen.
    Auf der Treppe, die in den ersten Stock des Hotels führte, schlug ihr Herz bis zum Hals. Einen Moment lang überlegte sie umzukehren, blieb dann aber doch bei ihrer Entscheidung, Julius eine

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