Steirerkind
den nächsten Monaten nicht nach Kindern. Wenn ich 35 bin, reden wir weiter. Ich muss mir erst klar werden, ob ich dieses Abenteuer wirklich wagen will, okay?«
»35«, wiederholte er, »versprochen?«
Sandra nickte. »Versprochen.« Hauptsache, sie würde bis dahin ihre Ruhe vom Thema Schwangerschaft haben, dachte sie, als ihr Handy klingelte.
»Das wird Bergmann sein«, sagte sie und stand auf, »du kannst gleich damit anfangen, den ersten Teil deines Versprechens einzulösen.«
Julius rollte auf ihre Seite des Betts und verpasste ihr einen Klaps auf den Hintern.
Es war Miriam, die anrief.
»Ihr müssts gleich noch mal zum Fischerwirt«, sprudelte die Kollegin drauf los. »Katharina Knobloch hat dort die Brieftasche von Roman Wintersberger gefunden. Du glaubst nicht, wo …«
»Miriam, bitte keine Rätsel.«
»’tschuldigung. In der Wohnung von Tobias Autischer.«
»Was?«, fragte Sandra erstaunt, »ehrlich?«
Julius musterte sie aufmerksam.
»Ich mach doch keine Scherze mit so was …«, empörte sich Miriam unterdessen.
»Hast du die Spurensicherung schon verständigt?« Sandra bewegte sich zügig in Richtung Badezimmer, verfolgt von Julius’ Blicken.
»Ich wollte zuerst mit dir reden.«
»Okay. Dann mach das bitte gleich im Anschluss.«
»Wird erledigt. Was ist mit dem Staatsanwalt?«
»Um den kümmern wir uns. Gib mir doch nochmal rasch die Telefonnummer vom Fundort durch«, sagte Sandra und schloss die Badezimmertür hinter sich. Dass Julius die unerwartete Wendung im Mordfall mitbekam, fehlte ihr gerade noch. Obgleich sie nicht glaubte, dass er noch einmal vertrauliche Informationen hinter ihrem Rücken preisgeben würde. Besser war es jedoch, ihn gar nicht erst in Versuchung zu führen.
»Hat Katharina Knobloch schon mit irgendjemandem über diesen Fund gesprochen? Außer mit dir.«
»Nein. Und ich hab sie auch gebeten, dass sie das vorerst für sich behält.«
»Okay. Ruf bitte auch den Inspektionskommandanten Seitinger in Haus im Ennstal an. Oder die Gruppeninspektorin Grübler. Sie sollen uns jemanden schicken, der den Schranken aufsperrt. In etwa 30 Minuten müssten wir dort sein.«
Sandra legte auf und wählte Bergmanns Nummer.
»Na, wie war’s, Liebling ? Ich bin schon unterwegs zum Auto«, meldete sich der Chefinspektor ansatzlos am Telefon.
Jetzt war definitiv der falsche Zeitpunkt, um auf seine Provokation einzugehen, auch wenn sie ins Schwarze traf.
»Es gibt Neuigkeiten in unserem Fall«, informierte ihn Sandra über den Brieftaschenfund und gab ihm die Nummer von Katharina Knobloch weiter. »Kannst du bitte gleich einen Termin mit ihr ausmachen? Ich bin in einer Viertelstunde am Parkplatz. Die SpuSi hat Miriam schon verständigt. Bis gleich.« Sandra legte das Handy auf dem Toilettendeckel ab. Dann stieg sie eilig unter die Dusche, um die physischen Spuren ihrer Versöhnung mit Julius zu beseitigen. Das prickelnde Gefühl, das sie beim Gedanken daran überkam, blieb glücklicherweise länger haften.
Sie küsste Julius zum Abschied und versprach ihm, dass sie sich spätestens nach der WM in Graz wiedersehen würden. Seine Begegnung mit der Tänzerin im Blauen Engel, die sie hatte ansprechen wollen, hob sie sich für einen späteren Zeitpunkt auf.
Julius versicherte Sandra, dass er es kaum erwarten konnte, sie wiederzusehen, und ließ sie gehen. Diesmal, ohne sie zurückhalten zu wollen und ohne sich zu beklagen.
Sandra startete den Wagen, während Bergmann das Blaulicht auf dem Autodach fixierte. Das Verkehrsaufkommen auf der Coburgstraße nach dem Super-G der Damen hatte etwas nachgelassen, dennoch kamen die Kolonnen in beiden Richtungen nur zäh voran.
»Hast du in der Schule was Neues herausgefunden?«, fragte Sandra, als sie den Wagen mit eingeschaltetem Blaulicht und Martinshorn vom Parkplatz der Polizeiinspektion lenkte. Ihre Aufmerksamkeit galt den Lücken, die zwischen den Fahrzeugen vor ihnen freiwurden, damit ihr ziviler Einsatzwagen passieren konnte.
»Nichts, was uns weiterhilft. Wintersberger war wohl einer der erfolgreichsten Trainer, die dort jemals beschäftigt waren. Der Direktor hat ihn als streng und nicht immer ganz objektiv beschrieben. Wenn er jemanden nicht mochte, war er oft ungerecht. Für seine Günstlinge kämpfte er aber wie ein Löwe.«
»Zum Beispiel für Tobias Autischer.«
»Für den ganz besonders.«
»Was ist mit der Pokergeschichte?«
»Der Direktor konnte sich noch gut daran erinnern. Autischer muss es faustdick hinter den
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