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Steirerkind

Steirerkind

Titel: Steirerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Rossbacher
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für eine Anklage«, erwiderte sie.
    Bergmann zuckte mit den Schultern.
    »Sascha?«, meldete sich Miriam zu Wort, während Sandra zum Telefon griff.
    »Hm?«, meinte er gedankenverloren.
    »Schau dir doch mal meine letzte E-Mail an, bevor ihr mit dem Verhör weitermacht. Ich hab dir die Fotos von Paylife weitergeleitet.«
    Bergmann fragte nicht nach. Er legte Bleistift und Spitzer beiseite, nahm die Maus zur Hand und richtete seinen müden Blick auf den Monitor.
    Im Gegensatz zu ihm kannte Sandra die Nachricht bereits, wusste aber dennoch nicht so recht, was sie von den Fotos, die die Bankomat-Kamera des Kartendienstleisters wie bei jeder Bargeldbehebung automatisch aufgenommen hatte, halten sollte. Viel länger als Bergmann hatte auch sie nicht geschlafen. Dementsprechend müde war sie nun, und es fiel ihr schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Erneut griff sie zum Telefon.
    Tobias Autischers Anwalt hob sein Handy nicht ab, also sprach sie ihm auf die Mobilbox, dass das Verhör mit seinem Mandanten in einer halben Stunde fortgesetzt werden sollte. Vorgewarnt hatten sie beide Männer schon bevor sie die Befragung frühmorgens unterbrochen hatten.
    Bergmann lachte auf.
    »Das ist ja mal ein geiles Täterfoto«, meinte er. Trotz des Schlafentzugs war ihm sein spezieller Humor noch immer nicht abhanden gekommen. Augenblicke später hörte Sandra den Fotoprinter rattern. Noch einmal prüfte der Chefinspektor die Bilder, diesmal ohne zu lachen. Stattdessen kratzte er sich am Kinn, während er ein Foto nach dem anderen betrachtete.
    »Was hältst du davon, Sandra?«, fragte er schließlich und schob die Bilder auf seinem Schreibtisch zu einem Haufen zusammen.
    »Ehrlich gesagt werde ich nicht besonders schlau daraus. Entweder, der Mann am Bankomat ist Tobias Autischer, der sein Gesicht hinter einer Fotomaske mit dem eigenen Konterfei verbirgt, oder es ist ein anderer Mann mit derselben Absicht. Diese Fan-Masken sind uns in Schladming zuhauf begegnet.«
    Bergmann nickte.
    »Diese schwarze Wollmütze ist leider auch nicht besonders hilfreich. Haare sind darunter keine zu erkennen«, meinte er.
    »Einzig und allein der Anorak liefert uns einen Hinweis auf den ÖSV. Das ist eindeutig eines dieser Modelle, das auch Norbert Bachler trägt. Das sind doch dieselben Sponsorenlogos auf seinem Anorak, oder nicht?«, fragte Sandra.
    »So ist es«, warf Miriam ein. »Die Sponsorenlogos auf den Anoraks sind bei allen in der österreichischen Herrenmannschaft gleich. Auch bei den Trainern, weil dort nämlich die Großsponsoren des Austria Ski Teams angebracht sind. Nur die privaten Kopfsponsoren der einzelnen Rennläufer unterscheiden sich voneinander, und damit auch die Logos auf den Stirnbändern, Mützen und Helmen. Das sind die einzigen freien Werbeflächen, die den ÖSV-Athleten bleiben, um sich ein hübsches Körberlgeld zu verdienen. Aber ein solches Logo fehlt auf der Mütze am Foto ja.«
    »Jedenfalls können diese Bilder Tobias Autischer auch nicht entlasten«, meinte Bergmann. »Dass wir es mit einem ÖSV-Insider zu tun haben, ist höchst wahrscheinlich. Miriam, check doch bitte mal, wer alles so einen Anorak bekommen hat.«
    »Mach ich.«
    »Lass uns gehen, Sandra. Bis zur Pressekonferenz bleibt uns nicht mehr viel Zeit.« Bergmann schnappte sich die Fotos und sein Kaffeehäferl und erhob sich mit einem Ruck.
    Sandra stand etwas langsamer auf. Ihr Kreislauf war ein wenig angeschlagen.
    »Ich konnte seinen Anwalt noch nicht erreichen«, sagte sie.
    »Probier es unterwegs noch mal.« Bergmann war bereits bei der Tür angelangt.
     
    Tobias Autischer wirkte trotz seiner Jugend nicht weniger erschöpft als die beiden LKA-Ermittler, die ihn in der Nacht verhört hatten. Seine Augen waren rot und geschwollen, als hätte er viel geweint. Aus dem unbesiegbaren, coolen Helden war über Nacht ein Häuflein Elend geworden.
    »Wir müssen auf Ihren Anwalt warten, bevor wir mit dem Verhör weitermachen. Möchten Sie einen Kaffee oder irgendetwas anderes zu trinken?«, fragte Sandra.
    »Einen Orangensaft. Frisch gepresst …«, erwiderte der junge Mann schwach.
    Als ob sie hier im Restaurant wären, dachte Sandra und überhörte den zweiten Teil der Bestellung. Ein herkömmlicher Orangensaft aus dem Tetrapack würde es in diesem Fall auch tun müssen. Sandra bat den uniformierten Kollegen, der den Verdächtigen vorgeführt hatte, einen Saft und Wasser für alle kommen zu lassen.
    »Ich hab den Roman nicht erschossen. Das müssen Sie mir

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