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Steirerkind

Steirerkind

Titel: Steirerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Rossbacher
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glauben«, beteuerte Tobias Autischer zum wiederholten Mal.
    Sandra schaltete das Mikrofon auf dem Tisch ein und startete die Tonaufzeichnung. Einen Formfehler konnten sie sich nicht erlauben. Der Anwalt wartete nur auf einen solchen, um seinen Mandanten freizubekommen. Ansonsten hatte er nämlich nicht viel in der Hand.
    Unvermittelt legte Bergmann die Beweisfotos von der Bargeldbehebung offen auf den Tisch. Tobias Autischer rutschte auf seinem Stuhl nach vorn.
    »Darf ich?«, fragte er, den Blick auf die Fotos gerichtet.
    »Nur zu. Sehen Sie sich die Aufnahmen ruhig schon mal an«, meinte Bergmann.
    »Das bin ich nicht«, behauptete sein Gegenüber wie aus der Pistole geschossen, und warf das erste Foto zurück auf den Stapel. »Ich hab Ihnen doch schon gesagt, dass ich nicht beim Bankomat war. Und dass ich Romans PIN-Code gar nicht kenne. Außerdem bin ich doch nicht so blöd und setze mir ausgerechnet eine Fan-Maske mit meinem Gesicht auf.«
    »Warum denn nicht? Das wäre sogar sehr schlau, finde ich«, erwiderte Bergmann.
    Sandra warf dem Chefinspektor einen Blick zu, der ihn zum Schweigen brachte.
    »Alles Weitere heben wir uns besser für Ihren Anwalt auf«, setzte sie hinzu.
    »Was soll das alles überhaupt? Ich bin unschuldig!«, wurde Tobias Autischer nicht zum ersten Mal laut.
    Weder Bergmann noch Sandra gingen auf seinen Ausbruch ein. Der junge Mann kaute fortan schweigend auf seiner Unterlippe herum, bis sich die Tür des Verhörraums öffnete, und sein Anwalt eintrat, gefolgt vom Beamten, der die Getränke brachte.
    »Ich gehe davon aus, dass Sie die Einvernahme meines Mandanten nicht ohne mich fortgesetzt haben«, sagte Doktor Theo Streiter, dessen Name Programm war.
    »Das würden wir uns niemals erlauben«, meinte Bergmann süffisant. »Guten Morgen, Herr Doktor Streiter«, fügte er im selben Tonfall hinzu.
    »Morgen«, brummte der Strafverteidiger, der offenbar noch immer nicht dazu gekommen war, sich zu rasieren, und schüttelte seinem Mandanten die Hand, ehe er neben diesem Platz nahm. Sandra konnte sich nicht erinnern, Doktor Theo Streiter jemals so ungepflegt gesehen zu haben. Normalerweise war der Staranwalt, der in Gerichtssälen und Klatschmedien gleichermaßen zu glänzen wusste, auch optisch aalglatt. Die grauen Bartstoppeln ließen ihn im Vergleich zu sonst um einige Jahre älter erscheinen, fiel ihr auf. Ob das bei Bergmann auch der Fall war?, kam ihr plötzlich in den Sinn. Ihr waren glatt rasierte Männer jedenfalls lieber. Wie Julius, den sie längst hatte anrufen wollen. Sobald sie hier fertig waren, würde sie das nachholen, schweifte sie gedanklich noch weiter ab und unterdrückte ein Gähnen.
    Der Verteidiger setzte seine Lesebrille auf und sah sich die Fotos der Überwachungskamera an.
    »Damit werden Sie nicht weit kommen«, sagte er, zu Bergmann gewandt. »Das hier könnte doch jeder sein.«
    »Jeder, der vom ÖSV ausgestattet wurde, meinen Sie. Und damit scheiden die meisten Leute auch schon wieder aus«, erwiderte Bergmann bestimmt.
    Der Anwalt kramte einige Papiere aus seinem Lederkoffer und blätterte demonstrativ darin herum.
    »Mein Mandant hat es doch gar nicht nötig, sich illegal Geld zu beschaffen. Schon gar nicht so eine lächerliche Summe. 400 Euro. Pah … Seine Preisgeldeinnahmen sind beachtlich, bei den durchwegs exzellenten Platzierungen der letzten beiden Jahre. Sein Kopfsponsorenvertrag bringt ihm einen sechsstelligen Betrag ein. Aber sehen Sie selbst. Hier ist der Vertrag …«
    »Das mag schon sein«, unterbrach Bergmann den Anwalt, die Papiere ignorierend. »Dennoch könnte Herr Autischer doch zum Beispiel Spielschulden haben.«
    »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass ich seit der Geschichte in der Schule nicht mehr um Geld gespielt habe. Und das mit den Drogen ist überhaupt eine Unterstellung. Schon mal was von Dopingtests gehört, Herr Inspektor? Wie sollte ich unbemerkt Drogen nehmen?«, mischte sich Tobias Autischer ein.
    »Sie sollten besser schweigen«, erinnerte Doktor Streiter den jungen Mann an die vereinbarten Spielregeln.
    »Ich will aber reden! Ich hab nämlich nichts getan!«, echauffierte sich Tobias Autischer lautstark.
    »Bitte, Herr Autischer! Schweigen Sie jetzt!«, herrschte Doktor Theo Streiter seinen Mandanten an und fixierte ihn über den Rand seiner Lesebrille hinweg mit seinem strengsten Blick.
    »Auf alle Fälle wird Herr Autischer um 13.00 Uhr dem Untersuchungsrichter vorgeführt«, sagte Bergmann und zählte noch einmal alle

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