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Steirerkind

Steirerkind

Titel: Steirerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Rossbacher
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Brieftasche gewesen. Und das Motiv?«, blieb Sandra stur.
    »Er ist Spitzensportler und vermutlich ein Adrenalin-Junkie. Vielleicht hat ihm das einen Kick gegeben.«
    »Nicht erwischt zu werden?«
    »Soll doch vorkommen.«
    »Du weißt aber auch, dass ihn die Überwachungskameras beim Hoteleingang und in der Garage in dieser Nacht nicht aufgenommen haben. Die Videos hat Miriam heute Morgen überprüft.«
    »Fakt ist, dass er sich genauso gut über den Personaleingang unbemerkt aus dem Staub gemacht haben könnte.«
    »Das schon … Ach, ich weiß nicht … Sollten wir die Familie Knobloch nicht doch noch einmal befragen? Vielleicht haben die uns nicht die ganze Wahrheit gesagt.«
    Bergmann sah Sandra skeptisch an.
    »Glaubst du etwa wirklich, dass einer von denen ihm die Beweismittel untergejubelt hat? Warum sollten sie das denn tun? Und warum sollte einer von ihnen Roman Wintersberger ermordet haben?«
    »Vielleicht gibt es ja ein Motiv, von dem wir noch nichts wissen. Oder es hat sich wirklich ein Außenstehender die Reserveschlüssel gekrallt«, überlegte sie laut. »Oder wir haben etwas anderes übersehen.«
    Bergmann seufzte.
    »Also gut. Miriam soll die Knoblochs vorladen. Und die Angestellten. Ich für meinen Teil kaufe dem Bürschchen seine Verschwörungstheorie aber nicht ab. Alles spricht glasklar gegen ihn. Du solltest dich von dem Typen nicht um den Finger wickeln lassen, nur weil er ausschaut wie dein Julius.«
    Sandra blieb abrupt im Korridor stehen, während Bergmann weiterging.
    »Wie bitte? Bist du jetzt schon völlig … Was soll der Blödsinn?«, herrschte sie ihn an. Ihm war die Ähnlichkeit also auch nicht entgangen. Aber ihr deshalb vorzuwerfen, dass sie sich von einer solchen Äußerlichkeit beeinflussen ließ, war ein starkes Stück. Sandra legte ein paar flotte Schritte ein, um den Chefinspektor wieder einzuholen. Der Kollege aus der Abteilung Straßenkriminalität, der ihnen entgegenkam, sah sie verwundert an.
    »Du solltest nicht von dir auf andere schließen«, zischte sie Bergmann zu, wenngleich der Vorwurf auf ihn ebenso wenig zutraf wie auf sie. Sie waren beide übermüdet und nervlich angespannt. »Lassen wir das. Konzentrieren wir uns lieber auf den Fall«, lenkte sie ein, bevor Bergmann etwas erwidern konnte, was ihnen beiden später leid tat.
    Doch der Chefinspektor versuchte erst gar nicht, eine Reaktion zu zeigen.
    »Ich bin kurz in der Kantine, danach im Verhörraum und in der Presseabteilung«, sagte er im Weitergehen.
    »Willst du mich bei der Pressekonferenz dabeihaben?«, fragte Sandra.
    »Die Mohr hat ihre Schuldigkeit getan, die Mohr kann gehen«, versuchte er, einen seiner schlechtesten Scherze anzubringen.
    Sandra schluckte ihre Antwort hinunter.
    »Bevor ich’s vergesse«, sprach Bergmann sie noch einmal an. »Besorg uns eine Liste mit allen Konkurrenten unseres Unschuldslamms. Die sollten wir dann auch noch überprüfen. Wenn wir schon weiterermitteln«, sagte Bergmann, ehe er zur Treppe abbog, die nach unten führte.
    Sandra trat den Weg nach oben ins Büro an. Die Ermittlungen gingen also weiter, obwohl Bergmann seinen Schuldigen bereits gefunden zu haben glaubte. Sicher spielte Stickler eine gewaltige Rolle bei seiner Entscheidung, dachte Sandra, die einmal mehr froh war, nicht in Bergmanns Haut zu stecken.
    Albert Kronthaler und die Skirennläufer, die im Blauen Engel gefeiert hatten, konnten sie schon einmal abhaken, überlegte sie unterwegs. Deren Alibis hatten sie bereits überprüft und, bis auf Tobias Autischer, als Täter ausgeschieden.
    Miriam blickte vom Bildschirm auf, als Sandra das Büro betrat.
    »Und? Hat er gestanden?«, fragte die junge Kollegin mit sorgenvoller Miene. Mit ihrem flauschigen, maisgelben Pullover, der blonden Mähne und den großen, blauen Augen erinnerte sie Sandra an ein Küken, das mit 1,80 Metern deutlich zu groß geraten war.
    »Er bleibt dabei, dass er unschuldig ist. Sein Anwalt unterhält sich jetzt noch mal mit ihm. Dann werden wir weitersehen.«
    »Und wenn Tobias Autischer wirklich nicht der Täter ist?«
    Sandra seufzte und setzte sich an ihren Schreibtisch. »Derzeit spricht alles gegen ihn.«
    »Aber wenn er doch unschuldig sein sollte, kann er die WM trotzdem vergessen. Stell dir mal vor, was das für einen Skirennläufer bedeuten muss …«
    »Du solltest diesen Fall nicht so persönlich nehmen, Miriam.«
    Miriam nickte und widmete sich wieder ihrem Bildschirm. Allmählich entspannte sich ihr Gesichtsausdruck.
    »Du

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