Steirerkind
dich.«
»Bist du … sind Sie etwa hier?«, fragte Sandra überrascht. Miriam telefonierte inzwischen selbst wieder und hatte ihren Versprecher nicht mitbekommen.
»Ich lass mir eure Sensations-Pressekonferenz doch nicht entgehen. Mein Beitrag ist schon beim Sender.«
»Ach so. Dann bis gleich.«
Sandra schlüpfte in ihre Jacke und winkte Miriam zu.
Die hielt kurz die Hand vor den Hörer.
»Bist du auf Mittag?«
»In einer Stunde bin ich spätestens wieder hier.«
»Ist gut.« Miriam widmete sich erneut ihrem Telefongespräch.
Sandra huschte zur Tür hinaus, um auf der Treppe prompt Bergmann in die Arme zu laufen.
»Ich geh hinaus essen«, erklärte sie ihm. »Gibt’s was Neues?«
Bergmann schüttelte den Kopf.
»Kein Geständnis, wenn du das meinst. Ich war noch kurz bei Stickler. Er ist förmlich entzückt darüber, dass wir uns nicht mit dem Status quo zufrieden geben wollen, sondern weiterermitteln. Dem geht der Arsch auf Grundeis … Und was gibt’s bei euch?«, fragte Bergmann.
»Ich hab die Liste mit den Skirennläufern fertig, die du einvernehmen wolltest. Bachler hat mir dabei geholfen. Miriam kümmert sich jetzt um die Termine mit den Herren. Wir werden wohl noch mal nach Schladming fahren müssen. Ach ja, um 14 Uhr bin ich bei Siebenbrunner, um mich auf Stand bringen zu lassen«, informierte Sandra den Chefinspektor.
»Na dann, viel Spaß«, brummte er.
Ob Bergmann damit ihre Mittagspause oder den Termin bei Siebenbrunner meinte, hinterfragte Sandra erst gar nicht. Jetzt freute sie sich erst einmal darauf, Julius wiederzusehen.
»Lass Babyface bloß nicht zu lange warten.«
Bergmann hatte Julius bei der Pressekonferenz also nicht übersehen, wie Sandra es insgeheim gehofft hatte. Kommentarlos wandte sie sich ab, um ihren Weg nach unten fortzusetzen. Dass Bergmann ihr hinterherblickte, konnte sie in ihrem Rücken spüren.
*
»Du siehst müde aus, Sandra«, sagte Julius, nachdem sie in seinen BMW eingestiegen war.
»Kein Wunder. Die letzten Tage waren ganz schön anstrengend. Heute Nacht habe ich keine zwei Stunden geschlafen.« Sandra legte den Gurt an.
»Wir sollten uns mal ein paar Tage Urlaub gönnen«, schlug Julius vor. »Am besten gleich nach der WM«, fügte er hinzu und startete den Wagen.
»Mal sehen«, sagte Sandra. »Vorerst wäre ich schon für ein warmes Mittagessen und eine Mütze voll Schlaf dankbar.«
»So bescheiden?« Julius hatte sich offenbar mehr von ihrem Treffen erhofft.
»Mehr ist vorerst leider nicht drin«, erwiderte Sandra. »Ich hab noch eine Menge im Büro zu tun.«
»Schade. Ich muss nämlich spätestens am Abend wieder in Schladming sein.«
Julius verzichtete darauf, sie auf einen Urlaubstermin festzunageln, um sie nur ja nicht wieder unter Druck zu setzen.
»Ich hab am Wochenende frei«, kam sie ihm entgegen.
»Ich aber leider nicht«, entgegnete er enttäuscht.
»Bleibst du noch lange in Schladming?«
»Elf Tage noch. Bis zum Ende der WM.« Julius biss sich auf die Lippen, während er nach einem Parkplatz Ausschau hielt.
»Würdest du dich freuen, wenn ich dich besuchen komme?«, fragte Sandra.
Ein Lächeln huschte über sein jungenhaftes Gesicht.
»Sogar sehr«, meinte er und fasste an ihren Oberschenkel. »Wir könnten uns gemeinsam die Herren-Abfahrt anschauen. Ich schleuse dich schon irgendwie rein, wenn du möchtest.«
Sandra lächelte zurück.
»Sehr gern. Da vorne ist ein Parkplatz.«
»Hab ich schon gesehen«, meinte er und steuerte auf die Parklücke zu.
»Wie war denn die PK?«, erkundigte sich Sandra nach der Pressekonferenz, die sie versäumt hatte.
»Bummvoll«, meinte Julius, während er sich einparkte. »Eh klar, bei einer solchen Geschichte. Ich hab dafür sogar extra den Super-G der Herren sausen lassen und den Beitrag dem Erwin überlassen. Wahnsinn! Wie seids ihr bloß auf Tobias Autischer gekommen? Wer vermutet denn in diesem netten Burschen einen eiskalten Mörder?«
»Eiskalt? Beziehst du dich etwa auf den Leichenfundort?«, zog Sandra ihren Journalistenfreund auf.
Der löste seinen Gurt und sah sie an.
»Schon gut. Du musst mir nichts erzählen.«
»Du schneidest unser Gespräch nicht zufällig für deine Sendung mit?« Sandra grinste ihn an.
»Hey, was soll das? Du hast mich gefragt, wie die PK war. Ich hätte sicher nicht damit angefangen.«
»Ich wollte dich doch nur ein bisschen pflanzen. Lass uns hinein gehen. Ich verhunger gleich.« Sandra stieg aus. Es war dumm von ihr gewesen, ihn auf
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