Steirerkind
hast ja recht. Ich hab hier Neuigkeiten aus der Kriminaltechnik«, kam sie auf die neuesten Fakten zu sprechen.
»Und?« Sandra war neugierig zu erfahren, ob Roman Wintersberger tatsächlich mit der eigenen Waffe erschossen worden war, wie sie es bisher angenommen hatten.
»Der Ballistiker hat bestätigt, dass das einzige neun-Millimeter Parabellum-Geschoss, das im Magazin der Glock fehlte, für die beachtliche Sprengwirkung im Schädel und im Hirn des Opfers verantwortlich sein könnte. Erhöhte CO-Werte, Schmauch- oder Pulverspuren konnten keine mehr festgestellt werden, weil die Eintrittswunde und der Schusskanal durch die lange Lagerung der Leiche im Wasser völlig ausgewaschen waren. Auf der Waffe selbst waren keine brauchbaren Fingerabdrücke, nur auf dem Magazin, was wir ohnehin schon wussten, dafür aber Blut- und Gewebespuren an der Pistolenmündung und im Lauf. Für deren Überprüfung braucht das Labor noch zwei bis drei Tage. Ebenso für den DNA-Befund der Breitling Navitimer.«
»Gut … Was gibt es sonst Neues?«
»Der Telefonspeicher in Roman Wintersbergers Handy ist hinüber. Die SIM-Karte ist noch intakt. Bloß befinden sich auf der keine Informationen, die uns weiterbringen könnten. Seine SMS und die meisten Telefonnummern waren wohl im Telefonspeicher gespeichert. Willst du dir die Daten von der SIM-Karte trotzdem ansehen?«
Sandra nickte. »Ich werfe mal einen Blick darauf, damit wir nichts übersehen.«
»Die Daten stehen in der Kriminaltechnik bereit. Auch die von Wintersbergers Laptop und vom USB-Stick kannst du dir jederzeit ansehen«, fuhr Miriam fort.
Sandra schnaubte.
»Ich werde meinem Lieblingskollegen am Nachmittag einen Besuch abstatten«, spielte sie auf Manfred Siebenbrunner an. »Zuerst müssen aber dringend noch eine paar Vorladungen raus«, meinte sie und bat Miriam, die Familie Knobloch und die Angestellten des Fischerwirts so rasch wie möglich zur neuerlichen Einvernahme ins Landeskriminalamt zu bestellen. Sie selbst schickte Siebenbrunner eine E-Mail mit ihrem Terminvorschlag, um sich anschließend den Athleten auf der offiziellen Ski-WM-Homepage des ÖSV zu widmen. Die Profile der direkten Konkurrenten des Verdächtigen druckte sie aus. Dann rief sie Norbert Bachler an, damit er die Liste der Slalom-, Riesenslalom- und Kombinationsläufer mit ihr am Telefon durchging, um eine Vorladung nach Graz zu vermeiden. Schlussendlich hatten sie zwölf Skifahrer unterschiedlicher Nationen herausgefiltert, die sich durch die Abwesenheit des Favoriten ernsthafte Chancen auf WM-Medaillen in technischen Disziplinen und in der Super-Kombination ausrechnen durften. Sechs davon waren Österreicher, die sich zur Tatzeit kurz vor Weihnachten vermutlich zu Hause aufgehalten hatten, wobei die beiden größten Konkurrenten des Favoriten, Daniel Sturm und Konstantin Thaller, bereits überprüft worden waren. Potenzielle Überraschungsgewinner, die bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen manchmal aus den hinteren Reihen auftauchten, um einen einmaligen, unvorhersehbaren Sensationserfolg einzufahren, konnte auch Bachler in seiner Auswahl nicht berücksichtigen, aber irgendwo musste Sandra ja ansetzen, um auszuschließen, dass der falsche Mann wegen Mordes an Roman Wintersberger angeklagt wurde.
Sandra sah auf die Uhr und wunderte sich, dass Bergmann ihr gar nicht Bescheid gegeben hatte, was beim Verhör offiziell herausgekommen war. Die Pressekonferenz musste längst begonnen haben. Wahrscheinlich war ohnehin alles beim Alten, überlegte sie. Hätte Tobias Autischer in der Zwischenzeit ein Geständnis abgelegt, hätte der Chefinspektor sie bestimmt darüber informiert.
Kurz vor halb eins läutete ihr Handy.
»Herzlichen Glückwünsch«, hörte sie Julius am anderen Ende der Leitung sagen.
Sandra verstand nicht gleich, bedankte sich aber dennoch reflexartig. Das Fragezeichen hinter ihrer Antwort ließ Julius deutlicher werden.
»Nachdem euer Fall aufgeklärt ist, müsstest du doch Zeit für eine Mittagspause haben. Na? Hast du Lust?«, fragte er.
»Und was genau schwebt Ihnen so vor?«, scherzte Sandra möglichst unauffällig, um Miriams Aufmerksamkeit nicht auf ihr Privatgespräch zu lenken.
Julius lachte und ging auf ihre förmliche Anrede ein.
»Nun, Frau Abteilungsinspektorin. Eigentlich hatte ich nur Mittagessen im Sinn. Aber wenn’s ein bisschen mehr sein darf, gerne. Wir treffen uns in fünf Minuten gleich ums Eck in der Grottenhofstraße. Ich warte im Auto auf
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