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Steirerkind

Steirerkind

Titel: Steirerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Rossbacher
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derselben Indizienlage gegen Otto Normalverbraucher längst eingestellt worden wären. Die politischen Motive gingen sie jedoch nichts an. Dafür war sie glücklicherweise zu unbedeutend. Hauptsache, sie konnten weiterermitteln, um sicherzugehen, dass Tobias Autischer zu Recht angeklagt wurde. Oder eben auch nicht.
    »Kommen wir zu der Breitling vom Leichenfundort«, kehrte sie zum Gutachten auf ihrem Monitor zurück. »Die DNA stammt eindeutig nicht vom Opfer.«
    »Was nicht weiter überraschend ist«, unterbrach Bergmann sie. »Wir wissen ja, dass Roman Wintersberger unter einer Kontaktallergie litt und seit einigen Jahren keine solche Uhr getragen hat.«
    »Richtig. Aber neu ist die Erkenntnis, dass die DNA-Auswertung ein Verwandtschaftsverhältnis zwischen dem Mordopfer und dem Träger der Uhr zweifelsfrei ausschließt. Damit scheidet Lukas Wintersberger ebenfalls aus.«
    »Als Uhrenträger, aber nicht als Mörder. Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ausgerechnet der Täter die Uhr am Leichenfundort verloren hat? Die könnte doch von jedem Wanderer stammen«, meinte Bergmann.
    Sandra musste dem Chefinspektor zustimmen.
    »Erkundige dich doch bitte mal, ob in den letzten Monaten eine Verlustanzeige für die Uhr gemacht wurde«, wandte sie sich an Miriam. »Was ist eigentlich mit der DNA von Tobias Autischer?«
    »Das Labor braucht noch ein paar Tage für seinen genetischen Fingerabdruck«, antwortete die Kollegin.
    »Der DNA-Abgleich der Uhr mit unserer Datenbank hat jedenfalls keinen Treffer ergeben«, fuhr Sandra fort.
    »Erstens war damit zu rechnen, zweitens hätte uns ein Treffer auch nicht zwangsläufig zum Täter geführt«, wiederholte Bergmann seine Bedenken.
    »Die Möglichkeit hätte aber doch zumindest bestanden«, relativierte Sandra seinen Einwand. Die Chance, dass die DNA-Spuren von der Uhr gleichzeitig auch jene des Mörders von Roman Wintersberger waren, war wirklich minimal. Doch manchmal hatte man auch Glück im Leben. Immerhin wurden in den meisten Lottospielrunden die sechs Richtigen getippt. Dass die Wahrscheinlichkeit, zu gewinnen, für den einzelnen Spieler dabei verschwindend gering war, zählte für den glücklichen Gewinner schließlich auch nicht.
    »Wenn die DNA von der Uhr mit Tobias Autischers identisch ist, gebe ich dir recht«, sagte Bergmann. »Warten wir’s ab … Inzwischen werden wir uns seine sportlichen Konkurrenten näher ansehen. Sollte sich kein weiterer konkreter Verdacht ergeben, ist endgültig Schluss mit den Ermittlungen. Das wird dann auch Stickler wohl oder übel akzeptieren müssen.« Der Chefinspektor hatte ein Machtwort gesprochen.
    Der Landespolizeidirektor würde diese Entscheidung vielleicht akzeptieren, dachte Sandra. Aber was war mit den Herrschaften, die durch die Untersuchungshaft ihres Werbeträgers mit beträchtlichen Imageeinbußen und Einnahmeverlusten rechnen mussten? Würden die ein frühes Ermittlungsende ebenso gelassen hinnehmen? Oder ihren Einfluss geltend machen?
    »Lass uns nach Schladming fahren. Du hast doch zwei Zimmer für uns reserviert, nicht wahr, Miriam?«, riss Bergmann Sandra aus ihren Gedanken.
    Miriam sah den Chefinspektor erschrocken an.
    »Was? Davon habt ihr mir aber gar nichts gesagt«, erwiderte sie, um eine Spur blasser, als sie es im Winter ohnehin schon war.
    Bergmann lachte auf.
    »Keine Panik, Frau Kollegin. Diesmal war es nur ein Scherz. Ich fahre heute noch mit der Bahn nach Wien. Aber Sandra wird das Wochenende in Schladming verbringen …«
    Es hatte sich nicht vermeiden lassen, ihm das zu erzählen, würde er doch allein aus Schladming abreisen müssen. Sandra warf ihm einen strengen Blick zu, der ihn davon abhalten sollte, weiter über ihr Privatleben zu reden.
    Bergmann hielt ihrem Blick stand, ein provokantes Grinsen auf den Lippen.
    »Brauchst du wirklich ein Zimmer, Sandra?«, wollte Miriam wissen.
    »Aber nein. Babyface wartet doch schon auf sie«, kam Bergmann Sandras Antwort zuvor.
    »Babyface?«, fragte Miriam verwirrt.
    »Alte Gatschn«, raunte Sandra dem Chefinspektor zu und fuhr ihren PC hinunter.
    Miriam fragte nicht weiter nach. Wenigstens respektierte sie ihre Privatsphäre, stellte Sandra wohlwollend fest. Den Ausdruck des DNA-Gutachtens steckte sie in ihre Laptop-Tasche, um es in Schladming genauer zu studieren.
     
    *
     
    Kurz vor der Autobahnabfahrt Liezen klingelte Sandras Handy. Sie drückte den Knopf auf der Freisprecheinrichtung, um den Anruf von Miriam entgegenzunehmen.
    »Ja, was gibt’s,

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