Steirerkind
Miriam?«
»Bingo!«, plärrte die Stimme der jungen Kollegin so laut durchs Wageninnere, dass Bergmann davon aus seinem Nickerchen erwachte. Gähnend rieb er sich die Augen und richtete sich auf, während Miriam bereits darauf losplapperte.
»Am 23. Dezember letzten Jahres hat die Soko Glücksspiel um 22.31 Uhr eine Razzia im Schladminger ›Löwen‹ durchgeführt. Dreimal dürft ihr raten, wer dort beim illegalen Glücksspiel erwischt und deshalb angezeigt wurde.«
»Gregor Fitzner«, antworteten Sandra und Bergmann unisono. Sie tauschten Blicke aus.
»Bingo!«, wiederholte Miriam.
»Wie lange hat denn der Einsatz gedauert?«
»Die beiden Veranstalter wurden die halbe Nacht von den Kollegen verhört. Von den Spielern wurden nur die Daten aufgenommen. Ihre Einvernahmen haben erst nach den Feiertagen stattgefunden.«
»Also hat Fitzner kein Alibi. Wer waren denn seine Mitspieler?«
»Die, die er uns genannt hat. Die beiden Amis, die über alle Berge sind. Und Martin Kofler, der für seinen Freund gelogen hat. Vielleicht haben sie ja bei ihm zu Hause weitergespielt.«
»Nach einer Razzia? Ich weiß nicht …« Sandra sah auf die Uhr am Armaturenbrett. »Wir kaufen uns Gregor Fitzner am besten gleich. Bis zu den nächsten Einvernahmen bleibt uns noch genügend Zeit, um ihm einen Besuch abzustatten.«
Bergmann nickte.
»Hast du noch was für uns, Miriam? Was ist mit dem Kreditschutzverband?«, fragte Sandra.
»Die Datenbank wird gerade gewartet. Ich komm nicht rein.«
»Okay. Gib mir bitte Bescheid, sobald sich was Neues tut. Danke!« Sandra beendete das Telefongespräch. »Hält uns dieser Bursche für komplette Vollidioten?«, ärgerte sie sich lautstark über Gregor Fitzners unverschämt erlogenes Alibi. »Oder ist er selbst zu blöd, um sich daran zu erinnern, dass seine Pokerrunde von der Polizei abgebrochen wurde, und wir ihm zwangsläufig irgendwann auf die Schliche kommen mussten?«
»Irgendwann …«, wiederholte Bergmann nachdenklich.
»Und dass sich die beiden anderen Typen inzwischen wieder in den Vereinigten Staaten aufhalten, spielt ihm auch noch in die Karten.« Sandra schüttelte ungläubig den Kopf. Dass sie dies tat, weil sie sich in erster Linie über die eigenen schlampigen Ermittlungen ärgerte, behielt sie für sich. Wenngleich der Blick in Gregor Fitzners Polizeiakte die U-Haft von Tobias Autischer auch nicht hätte verhindern können. Die Indizien sprachen noch immer gegen den Skirennläufer. Fieberhaft dachte Sandra nach. Sowohl Gregor Fitzner als auch Irene Wintersberger hätten vermutlich leicht an die Waffe des Opfers gelangen können. Zumindest gab es in der Villa keinen versperrbaren Waffenschrank. Aber was war mit der verdammten Brieftasche? Die hatte Roman Wintersberger in der Mordnacht bei sich gehabt, hatten die Männer, die mit ihm gefeiert hatten, bestätigt. Wie war beides unbemerkt in die Wohnung von Autischer gelangt?, fragte sie sich zum gefühlten tausendsten Mal.
»Hoffen wir, dass Tobias Autischer nicht unschuldig ist«, unterbrach Bergmann Sandras Gedankenkette, »sonst haben wir nämlich den Scherben auf.« Bergmann streckte den Rücken durch und verzog das Gesicht, als würde ihm diese Vorstellung körperliche Schmerzen bereiten.
»Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt. Dir war das angeblich völlig egal«, erinnerte Sandra ihn an seine Worte.
Bergmann saß stocksteif in seinem Sitz.
»Das … liebe ich so an … euch Frauen. Ah … im …Nachhinein habt ihr … immer alles schon vorher gewusst«, ätzte er. Sein Atem ging stoßweise.
»Jedenfalls haben wir beide korrekt gehandelt. Alles okay mit dir?«, erkundigte sich Sandra.
»Ich hoffe, … dass ich nicht zu Sticklers Bauernopfer werde. Obwohl du dich vermutlich freuen würdest, mich loszuwerden.«
»Spinnst du?«, entfuhr es Sandra schneller, als ihr lieb war.
»Wie nett von dir, Liebling .« Noch einmal streckte Bergmann sich durch. Im nächsten Moment stöhnte er auf.
»Was ist mit dir?«
»Mein Kreuz …«, ächzte Bergmann. Vorsichtig schob er seine flache Hand zwischen Sitz und Lendenwirbel. »Ich hab mir das Kreuz verrissen. Verdammt …«
»Das hat uns gerade noch gefehlt«, sagte Sandra. »Meinst du, du wirst aussteigen können?«
»Ich weiß nicht …« Vorsichtig versuchte Bergmann sich im Sitz aufzurichten und schrie auf. »Scheiße«, fluchte er. Dann schloss er die Augen. Sein Atem ging flach. Jedes Mal, wenn Sandra abbremste oder beschleunigte, stöhnte er auf.
Der
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