Steirerkind
oder gar irgendwas angestellt. Der vertrau ich blind meine Buam an. Viel lieber als meiner Schwiegermutter.«
»Gut, Frau Knobloch. Haben Sie uns jetzt alles gesagt, was wir wissen müssen? Oder fällt Ihnen noch etwas ein?«, fragte Sandra nach.
Astrid Knobloch zögerte, ehe sie fortfuhr.
»Nun ja, da wär schon noch was … Ich weiß aber nicht, ob es wichtig für Sie ist.«
»Ja?«
»Der Roman hat seit ewigen Zeiten einen Schlüssel für den Schranken gehabt – den von unserem verstorbenen Papa. Davon weiß mein Mann aber nichts«, gestand sie kleinlaut.
»Ich denke, das muss er auch nicht unbedingt wissen«, meinte Sandra. Astrid Knobloch lächelte ihr dankbar zu.
Sandra bedankte sich ihrerseits für die Offenheit. Immerhin war es nicht besonders angenehm, vor fremden Leuten die intimsten Geheimnisse auszubreiten. Sie selbst tat dies noch nicht einmal vor Leuten aus ihrem Bekanntenkreis. Außer in extrem belastenden privaten Situationen. Und auch dann offenbarte sie sich nur ihrer besten Freundin Andrea. Oder, wenn sie in einer ernsthaften Krise steckte, einer Therapeutin.
»Noch was …«
»Ja, bitte?«
»Ich glaub, der Roman hat eine solche Uhr getragen, wie sie mir gezeigt haben. Damals, als wir zusammen waren.«
»Sind Sie sicher?«, fragte Sandra und zückte noch einmal ihr Handy, um der Zeugin das Foto der Breitling zu zeigen.
»Nicht 100prozentig. Aber sie kommt mir schon sehr bekannt vor.«
Besser die Frau redete jetzt als nie, dachte Sandra und legte ihr Mobiltelefon wieder beiseite. Aber warum konnte sich die Witwe des Opfers nicht an eine solche Uhr erinnern? Oder wollte sie es nicht?
»Außerdem«, fuhr die Wirtin fort, »die Irene Wintersberger hat seit einigen Monaten ein Panscherl mit dem jungen Friseur, erzählt man sich.«
Sandra nickte.
»War das jetzt alles?«
»Ja«, versicherte Astrid Knobloch.
Werner Knobloch warf seiner Frau einen prüfenden Blick zu, während sie die Plätze tauschten. Sicher ahnte er schon, was auf ihn zukam. So ganz gelang es ihm jedenfalls nicht, seine Nervosität zu verbergen, was vor allem das häufige Zwinkern seiner Augenlider verriet. Kaum hatte Astrid Knobloch den Verhörraum verlassen, um draußen auf ihren Mann zu warten, setzte er sich auf den Stuhl, der noch warm von ihrem Körper war.
Direkt auf das Verhältnis seiner Frau mit Roman Wintersberger angesprochen, gab der Wirt zu, dass er für den Rivalen große Abneigung empfunden hatte. Dennoch schwor er, ihn nicht umgebracht zu haben. Mit der Schusswaffe des Mordopfers wollte Werner Knobloch ebenso wenig zu tun gehabt haben, wie mit dessen Brieftasche.
»Wie sollte ich überhaupt an Wintersbergers Waffe kommen?«, stellte er die Frage, die sich Sandra längst selbst gestellt hatte, und die sie nicht beantworten konnte. Es sei denn, der Cheftrainer hatte die Glock in der Nacht seiner Ermordung bei sich gehabt, und der Wirt hatte sie ihm irgendwie abnehmen können. Was Sandra angesichts der körperlichen Überlegenheit von Roman Wintersberger für unwahrscheinlich hielt, zumal der Ex-Spitzensportler größer, muskulöser und bestimmt um einiges fitter als der zwar jüngere, aber unsportliche Wirt gewesen war.
Katharina Knobloch wurde als letzte der Familie in den Verhörraum gebeten. Sandras Vermutung, dass ihr nicht mehr zu entlocken war, als sie ohnehin schon ausgesagt hatte, bestätigte sich. Die Wintersbergers hatte sie kaum gekannt, also fehlte das Mordmotiv. Von den restlichen Angestellten, die morgen einvernommen werden sollten, erwartete sich Sandra auch nicht viel mehr. Blieb abzuwarten, was die Befragungen der sportlichen Konkurrenten von Tobias Autischer ergeben würden. Hatte einer von den Skirennläufern ein Motiv gehabt, Roman Wintersberger zu ermorden? Norbert Bachler war beim besten Willen keines eingefallen. Aber alles, was hinter den Kulissen des Skizirkus geschah, musste ja auch ein Insider wie er nicht wissen.
Kapitel 6
Freitag, 8. Februar 2013
»Ich hab hier gerade die DNA-Spurenauswertung erhalten«, meldete sich Sandra gegen zehn Uhr vormittags zu Wort.
»Und?«, fragte Bergmann, während Sandra bereits die Ergebnisse des Gutachtens auf ihrem Bildschirm studierte. Gleichzeitig ratterte der Drucker los, um das gesamte Dokument auf Papier auszuwerfen.
»Moment noch …«, sagte sie und las stumm ein paar Zeilen weiter.
Miriam blickte ebenso erwartungsvoll in ihre Richtung wie der Chefinspektor.
»Roman Wintersberger wurde tatsächlich mit der
Weitere Kostenlose Bücher