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Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Mein Vater erzählt - Gutkin, P: Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Me

Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Mein Vater erzählt - Gutkin, P: Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Me

Titel: Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Mein Vater erzählt - Gutkin, P: Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gutkin
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die Stadt, um die Bombenschäden zu bestaunen, oder um einmal bei einem Fliegeralarm dabei zu sein. Im Volksempfänger wurde ja immer nur berichtet, dass Deutschland so mächtig ist. Man kann das nicht vergleichen mit 1942 bis 1945. Da wurden die deutschen Städte systematisch komplett vernichtet, und die Menschen hatten kaum mehr Möglichkeiten, Schutz zu finden. Die meisten Gebäude waren zerstört und oft folgte der Angriff auf einen Fliegeralarm so knapp, dass es kaum möglich war, einen schützenden Bunker zu erreichen.

Schulessen
    Die Versorgung mit Lebensmitteln wurde immer spärlicher.
    In der Schule wurde sogenanntes Klassenessen verteilt. Oft bin ich mit einem Mitschüler los gegangen, um den schweren Kübel mit der Knäckebrotsuppe zu holen. Diese Suppe bestand aus warmer Milch mit darin aufgeweichtem Knäckebrot. Einer rechts, einer links, trugenwir den Bottich in unser Klassenzimmer und stellten ihn auf einen kleinen Tisch neben dem Lehrerpult. In der Pause bekam jeder eine Kelle Suppe in seinen mitgebrachten Behälter. Milch oder Kakao gab es jeden Tag dazu.
    Manchmal gab es noch Vitamintabletten. Ein beliebiger Schüler ging dann mit einem kleinen Teller voll Tabletten durch die Reihen der Schulbänke, um sie zu verteilen.
    Es kam öfter vor, dass dem Schüler ein Beinchen gestellt wurde. Wenn er Glück hatte, landeten nur die Tabletten auf dem Boden, nachdem sie in hohem Bogen durch die Klasse flogen.
    Augenblicklich fielen wir anderen Schüler von den Schulbänken und grabschten so viel Tabletten wie nur möglich vom Boden auf. Sogleich stopften wir sie in den Mund, um damit das ständige Hungerfühl zu unterdrücken.
    Der Lehrer wollte zwar immer wissen, wer das war, doch meistens bekam er es nicht heraus. Ich denke, dass er eine Art Verständnis dafür aufbrachte. Es gab auf jeden Fall keine Strafe dafür.

Ich wurde ein Pimpf
    Mittlerweile besuchte ich die Knaben-Mittelschule auf der Luisenstraße. Die Mittelschule war eine Vorbereitung für das Gymnasium, heute vielleicht vergleichbar mit einer Realschule. Das Schulgeld, welches für diese Schulform verlangt wurde, ist mir wegen guter Leistungen erlassen worden. Ich bekam sozusagen ein Stipendium.
    Meine Eltern bekamen einen schriftlichen Bescheid der Partei, dass ich mich zu einem bestimmten Termin auf dem Höherweg vorstellen sollte. Bei der angegebenen Adresse, gleich an der Ecke zurKettwiger Straße, handelte es sich um eine Art Einkleidungskammer, in der ich einige Bekleidungsstücke erhalten sollte.
    Am besagten Datum erhielt ich dort, zwischen abgestellten Fahrrädern und Mopeds der Reichspost, meine Uniform, deren Empfang ich ordnungsgemäß quittieren musste. Außerdem erfuhr ich, dass ich zur Einheit Fähnlein 48 und Bann 39 gehörte.
    Meine erste eigene Uniform:
    • Eine schwarze kurze Cordhose, die eine Handbreit über dem Knie endete.
    • Ein schwarzer Ledergürtel, der durch Gürtelschlaufen gezogen wurde.
    Das war etwas Besonderes, da Hosen normalerweise mit Hosenträger gehalten wurden. Vorne wurde er mit einem silberfarbenen Koppelschloss, einer Gürtelschnalle besonderer Art, geschlossen.
    • Graue Kniestrümpfe, die meist bis unter Knöchelhöhe herabgerollt wurden.
    • Ein braunes Hemd, deren Ärmel im Sommer hochgerollt wurden, mit schwarzen Schulterklappen und darauf die dazugehörige Nummer 48.
    • Ein schwarzer Schulterriemen, der diagonal über Brust und Rücken lief und am Koppel, dem Hosengürtel, befestigt war.
    • Eine schwarze Schildmütze für den Winter.
    • Ein brauner Lederknoten für das Halstuch.
    • Ein schwarzes Halstuch.
    Dieses wurde zuerst zu einem Dreieck zusammengelegt, dann hielt man die Ecken fest und rollte das Tuch schwungvoll auf. In dieser Form legte man sich das Tuch um denHals, stopfte vor der Brust die beiden Enden durch den braunen Lederknoten und schob den Knoten wie einen Krawattenknoten bis zum Hals. Hinten wurde das Tuch bis auf ein kleines Dreieck unter den Kragen geschoben.
    Da ich mein Interesse zum Spielen einer Fanfarentrompete bekundete, bekam ich auch eine. An dieser hing eine schwarze Fahne, auf der ein Zeichen, ähnlich wie ein weißer Blitz, gestickt war. Das Probeblasen machte ich so gut, dass ich die Fanfare beim zukünftigen Marschieren spielen durfte.
    Einige Male vor dem ersten Antreten und später zwei Mal in der Woche, haben wir Pimpfe uns mit dem Fähnleinführer in einer Schule zum Üben getroffen.
    Das heißt, die Pimpfe, die kein Instrument spielten, wurden auf

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